Ich war gestern Abend in Köln und habe erstmals ein Queen-Konzert besucht.
Geplant war das so mal nicht, die Tickets waren eine Last-Minute-Entscheidung und ich wollte sie meinem Schwesterherz schenken.
Nun, die hatte gestern schon berufliche Verpflichtungen, wie ich völlig verdutzt erfahren habe.
Also, bevor die guten 35-Euro-Tickets verfallen, mußte ich dann nach Köln und habe mich auch sehr auf das Konzert gefreut.
Die Songs, zumindest die älteren, kenne ich eh alle auswendig. Schon seit meiner Kindheit.
Mein Schwesterherz und ich teilten uns gezwungenermaßen ein Kinderzimmer zusammen.
Es gab 1 Plattenspieler, den wir tageweise abwechselnd "bestimmen" durften.
So wurde sie im Laufe der Jahre zu einem kleinen Stones-Fan, und ich wuchs als ebensolcher Queen-Fan heran.
Gute Voraussetzungen, wie auch Lisa befand, als ich ihr von der neuen Situation am Telefon erzählte.
Der Freund meiner Schwester begleitete mich dann. Auf nach Köln gestern Abend also.
Wir haben uns für die S-Bahn und gegen das Auto entschieden. Mir ist keine Stadt bekannt, die so chaotisch wie Köln ist.
Bei früheren Konzerten, damals noch im guten, alten Müngersdorfer Stadion, brauchten wir bis zu 4 Stunden, bevor die ca. 40 Kilometer Rückweg geschafft waren.
Das ging nun wirklich nicht. Zumal nicht mitten in der (Arbeits)-Woche.
Unsere Plätze waren schon recht weit weg und in der drittletzten Reihe von oben.
Die Bühne ist nicht sooo groß; die Screens hingegen wirklich verdammt klein. Nicht nur im Vergleich mit den Stones-Bühnen.
Aber gut, wir machten es uns gemütlich und so gegen 20.15 Uhr ging es los.
Mit einem ganz sphärisch anmuntenden Intro und einer gut gemachten Animation startete die Show.
Der Queen-Sound war von Anfang an da. Die Gitarre von Brian May, die wir wirklich alle sofort wiedererkennen, sobald man sie hört.
Roger Taylor hinter den Drums, der kraftvoll loslegte und gewohnt stimmlich in den Refrains unterstützte.
Die Akustik war überraschend gut. Meine Bedenken wegen der vermeintlich schlechten Plätze wurden zusehends weniger.
Adam Lambert kannte ich nicht wirklich. Namen schon mal gehört und auch mal ein Foto gesehen.
Ich hatte mir absichtlich keine Videos im Vorfeld angeschaut und wollte das live und unvoreingenommen auf mich wirken lassen.
Natürlich ist Queen zu großen Teilen mit der unvergleichlichen Stimme von Freddie Mercury verknüpft. Das kann man nicht bestreiten.
Dennoch war ich nie so sehr auf seine Stimme fixiert, wie Andere das vielleicht sind, denen die Gruppe emotional deutlich näher steht.
Ich fand Adam Lambert von Anfang an präsent und interessant. Eine andere Stimmfarbe, aber dennoch mit einem großen Volumen für diese Songs ausgestattet.
Für mich paßte es. Da die Refrains sehr vertraut von May/Taylor gesungen wurden, war auch der Queen-Sound total vertraut da.
Ab der 3. Nummer, Tie Your Mother Down (einer meiner Lieblingssongs), waren wir gut eingestimmt und machten unsere eigene Party.
Um uns herum war es da schon recht ruhig. Die Fans zumeist (noch) älter und etwas gediegener. Das wurde aber Verlauf der Show dann besser.
Trotzdem hat keiner rumgemeckert, wenn ich aufgestanden bin und mich einfach bewegen mußte. Alle ganz nett gelacht und haben mich tanzen lassen.
Im Innenraum sah das schon anders aus. Lisa wird ordentlich eingekesselt gewesen sein.
Die Show war ein großes Best of Queen, wobei der Schwerpunkt schon auf den eher älteren Alben lag.
A Day at the Races, A Night at the Opera, Jazz ... meine Queen-Lieblingsalben kamen dabei nicht zu kurz. Klasse.
Und alles wirklich kraftvoll und enthusiastisch von May, Taylor & Co. gespielt. Wobei die wirklich auch die Show entscheidend mittragen.
Emotional wurde es als "Love of my Life" von Brian dann mit Akustikgitarre angestimmt wurde. Der Saal hat geschlossen eingestimmt.
Tja, bis dann Freddy als Hologramm dazukam und den letzten Part "bekam". Das ging ganz schön unter die Haut.
Und mit viel Druck im Hals ganz plötzlich. Mußte mir da auch was wegdrücken.
Die einzelnen Songs wurden jeweils stimmig optisch untermalt. Mal waren es Lasergebilde bei "Who wants to live forever", mal mußte ein Fahrrad bei "Bicycle" her.
Es paßte. Es machte Spaß. Adam Lambert kriegt das stimmlich hin. Und nochmal: Ganz anders als Freddy; aber gut macht er es trotzdem.
Nacht gut 2 Stunden war es dann mit der englischen Nationalhymne schon vorbei.
Wir hasteten schnell raus und im Laufschritt auf unser Gleis im Bahnhof. Puh, die Nachtluft tat gut.
In der Halle war es schon recht stickig zum Schluß und die Luft verbraucht.
Wir hatten Glück und schafften noch unsere S-Bahn nach Hause.
Erst war da Schweigen, alle irgendwie sprachlos. Aber dann quatschten doch plötzlich viele Fans durcheinander.
Der Tenor war nicht nur positiv, sondern absolut begeistert. Durchweg.
Ich kann mich dem auch anschließen. Ein schönes Konzert bei dem ganz alte Emotionen wiederkamen.
Unvergängliche Songs, die man auch noch in 100 Jahren kennen und lieben wird.
Eine Band, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr so ist, wie sie gegründet wurde.
Die aber Spaß hat; die Gesichter von May und Taylor sprachen diesbezüglich Bände. Die lieben das.
Die lieben es, spielen zu können. Ihre Songs spielen zu können.
Und mit Adam Lambert haben sie eine gute Ergänzung bekommen.
Meine Highlights: Tie your mother down · Don't stop me now · Love of my life · Under pressure (großartig von Roger Taylor als David-Bowie-Stimmersatz)
Who wants to live forever · The show must go on.
Weniger gut fand ich das Drum- und Gitarren-Soli. Letzteres mit irgendwie 9 Minuten auch verdammt lang.
Nun gut. Geschenkt. Ich würde sofort wieder hingehen. Ohne nachzudenken. Na klar. Wann? Wo?
Stephan definitiv auch. Der war dann heute Morgen noch total geflasht. Diese Musik verbinden wir mit so vielen Kindheitserinnerungen.
Aber das ist nicht "nur" Nolstalgie. Das ist eine Band, die ihren eigenen Stil beibehalten hat und dabei frisch und unverbraucht klingt.
Der Queen-Sound wird überleben. Sogar ohne Freddie.