• ich hab mir geschworen nicht mehr hinzugehen........allerdings kann ich ja auch mit dem Rad hinfahren.....ist ne nette Bühne. Auf der gegenüberliegenden Kanalseite hat man freien Blick zur Bühne (allerdings von hinten....bwegt sich eh nichts), der Sound kommt erstklassig rüber......und ein Fläschchen Rotwein, dabei im Gras liegend kann man auch genießen.
    mit Bezahlung: nach den beiden letzten Konzerten die ich gesehen habe nicht empfehlenswert.
    ohne Bezahlung: an einem schönen Sommertag, mit warmen Wetter........und wenn es nichts taugt, hat man a) nix bezahlt b) frische Luft genossen.
    :-)
    Stonezeit

  • Premierenkritik

    Stonezeit



    Die Leidenschaft einer lebenden Legende



    Gäbe es eine Bob-(Dylan-)Weltmeisterschaft, dieser Viererbob wäre ganz vorne mit dabei: Franziska Weber, Aljoscha Langel, Jeff Zach und Jan Kämmerer (v.r.) als Bob 1 bis 4 in "Bob Dylan ... Like a Rolling Stone". Bob 5, 6 und 7 begleiten sie an den Instumenten. (Foto: Axel J. Scherer)
    THEATER / Mit "Bob Dylan ... Like a Rolling Stone" hat Otto Beatus einen mächtigen Stein ins Rollen gebracht.


    Otto Beatus hat einen mächtigen Stein ins Rollen gebracht. "Bob Dylan ... Like a Rolling Stone" heißt "ein musikalisches Road Movie", das am Freitagabend im Theater Premiere feierte.


    Mag es zunächst noch merkwürdig anmuten, den Geist eines Mannes auf eine Bühne bannen zu wollen, der längst noch nicht leblos ist, der am 24. Mai das entsetzlich-gesetzliche deutsche Rentenalter erreichen wird - wenn man diese Show gesehen hat, ist man infiziert, will man unbedingt auf die Suche nach diesem Geist gehen. Auf alten Dylan-Scheiben im Schrank, in Interpretationen, in der Biografie vielleicht, deren Lektüre Beatus auf die Idee zu diesem hochmusikalischen Abend brachte. Jede Note, jedes Wort, jede Geste versprüht in Oberhausen etwas von der Lust und der Leidenschaft, die Dylan-Songs so authentisch machen.


    Bob 1 bis Bob 7
    Vier Schauspieler und drei Musiker hat Beatus von Bob 1 bis Bob 7 durchnummeriert, und trotzdem ist das Spiel hier kein Nummernprogramm geworden. Die Schauspieler zeigen Facetten eines Sängers und Songschreibers: einer den charismatischen Künstler (Idealbesetzung: Jeff Zach), einer den coolen Cowboy (ein differenzierter Jan Kämmerer, der die Höhen der Brokeback-Mountains erklimmt). Aber auch den verletzlichen, sich selbst opfernden Kämpfer (gut: Aljoscha Langel mit Dornenkrone und Samuraischwert). Die ungewöhnlichste, aber vielleicht beste Idee der Produktion: Franziska Weber in manchmal ergänzenden, manchmal treibenden Rollen. Sie entfesselt einen leidenschaftlichen "Bob 2" und lässt ihn auf eine so leise Art eindringlich wirken, dass es einem eine Gänsehaut macht.


    Hervorrragend auch, dass niemand es für nötig erachtet, eine näselnde Dylan-Parodie abzugeben. Manche Effekte mögen im Spiel vielleicht pathetisch wirken, hört man die Songs dazu, merkt man spätestens, dass Dylan es auf genau dieses Pathos anlegt.


    Zwischen Folk und Rock
    Musikalisch halten Otto Beatus am Klavier, Peter Engelhardt und Thomas Block an den Gitarren den Abend wunderbar in der Schwebe zwischen Folk und Rock. Überhaupt nimmt Beatus in Arrangements Anspielungen auf die Dylan-Biografie geschickt auf. Immer mal wieder eingesetzte Lesungen und Vorträge übersetzter Songtexte verdichten den Dichter Dylan.


    Es zählt sicherlich zu den schwierigsten Dingen auf dieser Welt, einer lebenden Legende gerecht zu werden. Das musikalische Road Movie im Großen Haus schafft das. Die Besucher sitzen auf Podesten auf der Hinterbühne, fast sind sie versucht, den Schneidersitz zu probieren. Doch dann springen sie lieber auf, am Ende dieses zweiteiligen zweistündigen Abends, jubeln, klatschen, einige rufen begeistert "Zugabe", wie nach einem Konzert. Ja, natürlich war es auch ein Konzert, mit den Songs eines Mannes, der auf der Bühne angeblich nie schauspielert.


    Weitere Aufführungen am 24. und 27. Mai, und am 3. und 17 Juni. Karten: Tel: 85 78-184.

  • Klasse Kritik aus der NRZ Ruhrpott


    03.07.2006 / KULTUR / MANTEL


    ENDLOS-TOURNEE / Keine Mätzchen, keine Ansagen, keine neuen Songs, aber immer wieder aufs Neue gut: Dylan als Kanalarbeiter. GELSENKIRCHEN. Der unnachahmliche Trick des Bob Dylan ist bis heute, dass man bei seinen hunderten Konzerten im Jahr nie so recht weiß, in welchen Bob Dylan er sich des Abends verwandeln wird. Es ist die unübertroffene Kunst des 65-Jährigen auf seiner nicht enden wollenden Welt-Tournee, alte Lieder immer aufs Neue wie im Moment erfunden klingen zu lassen. Am Sonntag kam "Bobfather" zu seinem einzigen Deutschlandauftritt 2006 ins Ruhrgebiet. Eine Analyse: Wie war die Show? Sagt der "joker" zu dem "chief": Mit 1 Stunde 43 Minuten eindeutig zu kurz! Ansonsten vieles wie gehabt: Pünktlich wie die Stechuhr begonnen, keine Ansagen, keine Mätzchen, keine Pause, die Zugabe integriert ins normale Programm. Rund 5000 ordnungsgemäße Zahler waren ins Feld gezogen, Altersklasse 16 bis 76. Überaus reizvoll, der Ort des Geschehens. Down by the riverside, Rhein-Herne-Kanal, Amphitheater Gelsenkirchen. Mitten im Stück kann es passieren, dass ein Kohlentender hinter den Musikern vorbeituckert. Von der anderen Kanalseite aus kann man für lau mitlauschen. Rund 150 Laulauscher registriert. Ein paar versuchten per Surfbrett und Schlauchboot ganz nah an den Meister heran zu paddeln. Was hat Dylan aus seinem Fundus vieler hundert Kompositionen diesmal aussortiert? 15 Songs. Eingebettet zwischen der fast ritualhaften Ouvertüre (Maggies Farm und The Times They Are A-Changin) und dem wuchtigen Schluss-Akkord (Like A Rolling Stone und All Along The Watchtower) brachte er seltener live zu hörende Perlen wie "Se?or" (Tales Of Yankee Power) und "Desolation Row" zu Gehör; prächtig! Schönste Nummer: "Summer Days"; flirrender Rockabilly zum Dahinswingen. Unbedingt verzichtbar: "Mr. Tambourine Man", fürchterlich zersungen. Was er alles nicht gespielt hat? Sechs Dutzend stilbildende Lieder wie, sagen wir mal, "Lay, Lady, Lay". Und - natürlich - keinen Piep von der für Ende August erwarteten neuen CD "Modern Times". Kauziger Titel, nicht? Wie war der letzte große Troubadour gestimmt? Weil Fotografen bei Auftritten des spirreligen Hutzelmännchens schon seit langem nicht mehr offiziell zugelassen sind, erst mal eine Kurz-Beschreibung: Dylan sah, wie zuletzt fast immer hinter ein E-Piano geklemmt, in seinem schwarzen Kapitäns-Anzug samt Stetson-Hut so aus, als würde er gleich das Traumschiff nach Shangri-La erwarten. Stattdessen kam der Nacht-Bus nach Lille, der nächsten Konzert-Station. Welche Stimme aus dem akustischen Chamäleon kriechen würde, ist traditionell einer der wichtigsten Fragen unter Hobby- und Profi-Dylanologen. Nun, er hatte sie wieder alle dabei; das nölige Nebelkrähen-Organ, das jede Textzeile zerfasert und rüde zerbellt, bis sie noch unverständlicher klingt als sie eh schon ist. Aber auch die elegische Salbader-Ader, die zärtlich gurrt und schmachtet (Forever Young...), war im Angebot. Insgesamt wirkte seine Sangeskunst kraftvoller als noch vor wenigen Jahren. Wie war die Band und der Sound? Für ein Stromgitarrenkonzert unter freiem Himmel, wo der Wind Riffs und Refrains mal hierhin und mal dorthin weht, war es überaus angenehm. Tony Garnier am Bass und Schlagzeuger George Recile, zwei alte Hasen in der erlesenen Dylan-Auswahl, lieferten mit Stu Kimball, Denny Freeman und Donnie Herron an der Gitarren-Front routiniert druckvolle Kost. Fazit? Nicht unterirdisch (schlecht), nicht überirdisch (gut) - irgendwo in der soliden irdischen Mitte. Norman Mailer hat mal über den Schauspiellehrer Lee Strasberg diesen Satz gesagt: "Er war wie ein Chirurg, dessen Trübsinn durch nichts zu zerstreuen ist, der seinen Schnitt macht, das Honorar kassiert und für kein Lob empfänglich ist." Dylan, unten am Fluss, war so ähnlich. Und trotzdem großartig. (NRZ)


    DIRK HAUTKAPP
    :-)
    Stonezeit