1980 - 06 / Juni - Emotional Rescue

  • EMOTIONAL RESCUE



    23. Juni 1980 Deutschland


    Cover-Vorderseite


    Rolling Stones Records EMI 1C 064-63774


    Side 1


    Dance 4:20


    Summer Romance 3:15


    Send It To Me 3:42


    Let Me Go 3:49


    Indian Girl 4:22



    Side 2


    Where The Boys Go 3:29


    Down In The Hole 3:57


    Emotional Rescue 5:39


    She`s So Cold 4:12


    All About You 4:18

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  • EMOTIONAL RESCUE


    Nach einer langen Reihe von exzellenten Studio-Alben und dem Eintritt von Ron Wood als Ersatz für Mick Taylor gerieten die Stones in der zweiten Hälfte der 70er Jahre meiner Meinung nach in eine Art Schaffenskrise. SOME GIRLS entpuppte sich für mich jedenfalls als lahmstes Album seit BETWEEN THE BUTTONS. Mit dem Eintritt von Wood dürfte dieses Absacken wohl nichts zu tun haben, vielmehr konnten die Stones ihr hohes Niveau ganz einfach nicht endlos halten, irgendwann musste wohl ein Inspirationsknick kommen.


    EMOTIONAL RESCUE ist der Nachfolger von SOME GIRLS und zugleich auch die direkte Fortsetzung. Erneut also ein Album mit eher wenig Überzeugungskraft, wenig Feuer und wenig Inspiration. Immerhin: zwei, drei Songs stechen diesmal im Gegensatz zu SOME GIRLS deutlich hervor. Dennoch ist ER nichts weiter als ein mäßiges Routine-Album, dass in keiner Hinsicht mit den Vorgängern aus den 70er-Jahren wie STICKY FINGERS, EXILE, GHS, IORR und BLACK AND BLUE konkurieren kann. Jedenfalls steigt die Niveau-Kurve aber wieder leicht an.



    DANCE
    Ein Dancefloor-Track , der schwarzen Funk mit scharfem Gitarren-Geklingel kombiniert. Dazu gibt es neben einer gut eingesetzten Bläser-Section einen funkigen Bass von Bill Wyman und druckvolle Watts-Drums. Das gibt zusammen einen durchaus brauchbaren und extrem groovenden Opener.


    SUMMER ROMANCE
    Stones-typischer Girarren-Rock, nicht eben ein Highlight, eher Konfektionsware. Zündet wieder mal nicht wirklich. Ein Fliegengewicht.


    SEND IT TO ME
    Anders als bei CHERRY OH BABY spielen die Stones hier nicht einfach eine Reggae-Nummer 1:1 nach, sondern leihen sich hier nur den Rhythmus beim Reggae aus, der Rest ist eigentlich typisch Stones – insgesamt eine ganz gute Mischung, der aber ebenfalls der letzte Kick fehlt.


    LET ME GO
    Wieder eine lockere, leichte und schnelle Gitarren-Nummer. Genau wie SUMMER ROMANCE letztlich nicht gerade weltbewegend. Zumindest live hat die Nummer mehr Feuer entwickelt.


    INDIAN GIRL
    Für mich der größte Schwachpunkt auf dem Album. Hier wird stones-mäßiger Country mit lateinameikanischem Flair aufgepeppt. Aber für einen Song mit politischem oder sozialkritischem Inhalt fällt diese Ballade zu mild aus, dazu wirkt Jaggers Gesang ziemlich aufgesetzt und ohne echte emotionale Beteiligung. Eher langweilig, die Sache.


    WHERE THE BOYS GO
    Aus dem selben Holz geschnitzt wie die Rocker von SOME GIRLS. Schnell und schnörkellos, aber ohne eine echte melodische Idee, will zwar scharf sein, aber es fehlt der rechte Pfiff.


    DOWN IN THE HOLE
    Endlich eine herausragende Nummer! Hier stimmt endlich mal wieder alles. Ein metallisch-schneidender Blues, der Gänsehaut erzeugen kann. Schleppend, getragen und sehr intensiv – hier ist Jagger in großer Form.


    EMOTIONAL RESCUE
    Zugegeben, das Intro von Watts und Wyman hat etwas geniales an sich, aber ansonsten ist die Nummer seichtester Disco-Sound. Über Jaggers Falsett-Gesang kann man auf jeden Fall geteilter Meinung sein...


    SHE´S SO COLD
    Wieder ein Song der schnellen Gangart, der aber irgendwie unterkühlt und steril wirkt. Routiniert aber insgesamt eher blass geraten. Wirkt auf mich ziemlich blutleer.


    ALL ABOUT YOU
    Die wirkliche Perle des Albums kommt ganz am Ende: Eine wunderbare, soulige Ballade mit Keith am Mikrofon. Anders als bei Mick, der Balladen öfter mal auch etwas (zu) dick aufträgt, kauft man Keith seine emotionale Beteiligung sofort ab. Eine der besten Richards-Nummern überhaupt.

    Everybody MUST get *STONED*

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  • EMOTIONAL RESCUE


    Der Song EMOTIONAL RESCUE gefällt mir gut, Mick´s Falsett Stimme gefällt mir, erzeugt bei mir immer eine heitere Grundstimmung.


    SEND IT TO ME auch eine schmissige Nummer worauf
    LET ME GO gut paßt, schöner treibender Rythmus.


    SHE SO COLD ist eben so bei einem Song über eine kühle Frau. Trotzdem unterhaltsam.


    Natürlich gibt es bessere Alben, bei den Stones legt man wohl extra strenge Maßstäbe an.
    Eine gewisse Grundqualität haben sie aber immer und solche Flops oder Fehlkäufe sind mir bei den Stonesplatten nie passiert.


    Früher habe ich oft auf Plattenkritiken in Zeitschriften, Platten ohne vorher zu hören gekauft,
    Ehrbarmen, was da für Mist dabei war.


    Aber wo Stones drauf steht, ist auch immer Qualität drin, Stonesplatten kann man eben kaufen ohne vorher gehört zu haben und hat seine Freude damit.

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  • EMOTIONAL RESCUE


    Plattenkritik aus dem Musik-Express von Juli 1980


    Lange, sehr lange haben die Stones gebraucht, um ihre neue LP fertigzustellen. Lästermäuler munkelten schon geraume Zeit, die Platte bliebe wohl eine Unvollendete - nur die Stones seien am Ende. Jetzt, wo ich die LP seit zwei Tagen ununterbrochen auf dem Plattenteller liegen habe und sie auch höre, kann ich nur ausrufen:


    Wenn so das Ende derRockmusik aussehen soll, dann möchte ich an diesem "Ende" leben!


    Euphorie? Nein. Denn wenn eine so langlebige, gute, alte, beliebte Gruppe was Neues vorzeigt, bin ich doppelt aufmerksam und skeptisch. Aber tatsächlich zuckten nach den ersten Takten der A-Seite (Dance) schon meine Beine untern Schreibtisch, nach dem zweiten Durchhören sang ich bereits "She`s so Cold", jetzt wiege ich bei "Down In The Hole" verdächtig blues-trance-mäßig den Kopf mit...


    EMOTIONAL RESCUE erscheint mir ungemein frisch. Klingt nicht ein bißchen nach dollarschweren Rockopas, die sich mühselig noch mal ins Studio geschleppt haben, um einen Plattenvertrag zu erfüllen. Alle zehn Stücke strahlen die altbekannte/bewährte Rotzigkeit, Lässigkeit und Aggressivität der Stones aus. Für mein Empfinden ist kein Hänger darunter, allerdings auch kein "Satisfaction" oder "Honky Tonk Woman". Das nicht


    Teil 2 Folgt

  • EMOTIONAL RESCUE


    Teil 2


    Dennoch gibt es stärkere Stücke "She`s So Cold", "All About You", "Down In The Hole" und "Let Me Go" - vielleicht und durchschnittlich gute. War mit SOME GIRLS etwas zu sehr dem Modetrend angepaßt, klingt ER wieder typisch Stones! Also Rhythm & Blues. Gute, durchsichtige Arrangements, einige mit Bläsern (Dance, Emotional Rescue, She`s So Cold, All About You) hinterlegt, alle anderen wie gehabt: Klare Gitarren, durchgehender Beat des Drums, ein bißchen Slide-Guitar, Piano, Mundharmonika und nach wie vor unübertroffen ihr roher Background-Gesang.


    Sehr vital singt Keith "All about You", stimmlich mich etwas an Eric Clapton erinnernd, harmonisch an die Beales (aber bitte, wirklich nur erinnernd!) Verbeugung vor dem Reggae: Send It To Me


    Die einzige Nummer, mit der ich nicht so recht klar komme, ist "Emotional Rescue". Es kann sein, daß genau dieser Song ein Hit wird, ich fände es echt schade. Mick singt Marvin Gaye-like mit Kopfstimme ziemlich discomäßig. Oder sehe ich das falsch?


    Was habe ich noch auszusetzen? Die Platte ist gut produziert. Alles stimmt, ist gestimmt, selbst die Gitarren. Daran merkt man, daß doch schon fünfzehn Jahre ins Land gezogen sind, oder sind meine alten Platten nur schon so abgespielt....


    *****


    Platte es Monats Juli 1980

  • EMOTIONAL RESCUE


    28.3.1980
    Stones taped Thermaograph Videos for the 'Emotional Rescue' Album in New York

    " Wenn STONES Fans zusammen kommen, ist es egal wo sie sich treffen,
    für ein paar Stunden sind sie einfach im STONES LAND "

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  • EMOTIONAL RESCUE


    Ein routiniert gemachtes Album, das letztlich keine großen Spuren hinterlassen hat. Dabei sind mit Let Me Go und She's So Cold zwei Rocker drauf, die regelmäßig bei der 1981/82er Welttournee gespielt wurden, und auch der Titelsong dürfte Sympathisanten der Discomusik gefallen haben. Ansonsten klingt es so ähnlich wie der Vorgänger "Some Girls", wenngleich die großen Hits fehlen und die Musik so rüberkommt wie Gestaltung des Covers: Emotional unterkühlt. Zweifellos modern im Jahre 1980, aus heutiger Sicht ein kurzweiliger Modetrend.


    Den Anfang macht mit Dance ein weiterer Discosong, der auf dem Sammelalbum Sucking In The Seventies seine (schwache) Fortsetzung findet. Down In The Hole ist seit langer Zeit der erste Bluessong und Send It To Me setzt mit trivialem Text die Affinität zum Reggae fort, die mit Cherry Oh Baby 1976 begann. Ähnlich wie "Let Me Go" und "She's So Cold" klingt Where The Boys Go. Ein schneller einfacher Rocksong im Stile des letzten Albums, doch leider nicht so gut. Drei Balladen komplettieren die Platte; All About You, von Keith gesungen, ist noch die interessanteste. Wir erfahren alles (aber wenig Schmeichelhaftes) über seine langjährige Lebensgefährtin Anita Pallenberg, von der er sich gerade getrennt hatte.

    Les Trois Tetons in Oberhausen - ich war dabei

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