1964 - 04 / April - The Rolling Stones

THE ROLLING STONES

Ich habe mir eine LP-Wiederveröffentlichung des ersten Albums angehört, welche 1984 herausgebracht wurde. Die jetzt erhältliche SACD hat eine etwas andere Zusammenstellung, z.B. fehlt I NEED YOU BABY, dafür ist NOT FADE AWAY mit drauf. Meine LP-Ausgabe startet mit ROUTE 66. Meine Eindrücke zur LP:

Ihren eigenen Stil fanden die Stones zwar erst später, als Jagger/Richards anfingen die Songs selbst zu schreiben, aber für das erste Longplay-Album einer jungen Gruppe ist die Platte sehr, sehr stark. Die Songs sind zwar fast ausnahmslos bekannte R´n´B-Nummern anderer Komponisten, daher konnte von der Songauswahl her gesehen, schon mal wenig schiefgehen. Die Stones kopierten diese Nummern aber nicht 1:1, sondern bauten sie gekonnt für ihre Erfordernisse um. Auch nach über vierzig Jahren kommt das Album noch immer mit viel Elan daher. Man spürt in jeder Nummer den Enthusiasmus einer jungen Band, die willens und bereit ist, sich gegen die Schwemme der Gruppen, die im Gefolge der Beatles aus dem Boden schossen, abzusetzen und auch durchzusetzen.

Die Stones waren damals der notwendige Gegenpol zu den doch ziemlich angepassten Beatles, nämlich trotzig, schneidend-scharf, aggressiv und keine Wunsch-Schwiegersohn-Typen. Das Böse-Buben-Image der Stones wurde natürlich auch managerseitig gezielt aufgebaut und gesteuert, aber auch ohne das waren die fünf Stones kantigere Typen als die Beatles. Daher gibt es auf dem ersten Stones-Album auch wesentlich schärfere Songs zu hören, als etwa auf dem ersten Beatles-Album. Hier gibt es keine netten Songs wie I WANNA HOLD YOUR HAND oder I SAW YOU STANDING THERE. Die Naivität und Fröhlichkeit überließen die Stones den Beatles. Jagger, Richards und Co. kamen gleich von Anfang an ordentlich zur Sache.

Hervorheben muss man sicher I JUST WANNA MAKE LOVE TO YOU, I NEED YOU BABY, I´M A KING BEE und CAROL. Jagger wurde sicher mit den Jahren als Sänger noch ausdrucksvoller und selbstsicherer, aber hat auch hier schon eine beachtliche Wandlungsfähigkeit und bringt die Songs emotional und glaubwürdig ans Publikum heran. Die Stones klingen schon auf dem ersten Album älter, als sie damals waren, da ist nichts von der frischgewaschenen bubenhaften Ausgelassenheit der Beatles, sondern eine erstaunliche Abgebrühtheit, wenn Jagger den KING BEE gibt. Die bisher erwähnten Songs sind sicher Highlights des Albums, aber die anderen Nummern, besonders ROUTE 66, sind auch alles andere als von schlechten Eltern. TELL ME als einzige Jagger/Richards-Komposition reiht sich da ganz nahtlos ein.

Von den frühen 60erJahre Stones-Platten halte ich die erste eigentlich für die beste: rotzig und ungeschliffen, vielleicht nicht immer so ganz perfekt aber mit viel Begeisterung gespielt. Jeder Song hätte auch bei der nächsten Tournee noch eine Ehrenplatz in der Set-List. Ich finde, die Stones hatten mit dieser Platte einen sehr guten Start, später wurden sie aber noch um vieles besser. Ich höre mir das Album eigentlich ganz gern an, muss aber doch sagen, dass meine Lieblings-Stones-Alben in den späten 60ern, den 70ern und frühen 80ern entstanden sind.

THE ROLLING STONES

The first Rolling Stones album is released in Britain, 16.4.1964

THE ROLLING STONES

Das Poster zu dieser LP