Der Anti Rocker

  • menschen: Charlie Watts

    Der Anti-Rocker mit Takt 
    Vor etwas mehr als einem Jahr war bei Schlagzeuger Charlie Watts Kehlkopfkrebs festgestellt worden. Seine Genesung bedeutete, dass sich die Rolling Stones ab August wieder in musikalische Bewegung rund um den Erdball setzen können (siehe Bericht auf http://www.stonestreff.ch/treff//topic=100178451996 ).


    Der 63-Jährige, der 1963 seinen Beruf als Werbegrafiker aufgab, um fortan den Rhythmus bei den Stones vorzugeben, gefällt sich als Gegenbild zum wilden, ausschweifenden, ungezügelten Leben im Bermudadreieck zwischen Sex, Drugs & Rock'n'Roll.


    Er meidet den Rummel, und wenn er sich schon nicht vermeiden lässt, quittiert er ihn mit gelangweiltem Mienenspiel. Mit der Natur des Stoikers bedient er das Schlagzeug.


    Die wahre Liebe des Charlie Watts gehört seit eh und je dem Jazz. Eine Leidenschaft, die er mit kleinen Jazzbands auslebt. Geld macht er damit keines. Als Stone braucht er das auch nicht.


    Er kleidet sich in gepflegtes Tuch, was ihm der konservative englische "Daily Telegraph" damit dankte, dass er ihn zum bestgekleideten britischen Gentleman kürte.


    War die Versuchung auch noch so groß - mit Affären ist Watts nie aufgefallen. Seit vier Jahrzehnten lebt er an der Seite seiner Shirley, mit der er das Faible für edle Pferde teilt, die sie auf ihrem Landsitz in Devon züchten.


    Der Senior der Rock-Saurier, der weder raucht noch trinkt, kam nur einmal aus dem Takt. Mitte der 80er-Jahre griff er, der sonst nie über die Stränge schlug, zu Heroin. Heute kann er von sich sagen, dass Kaffee die stärkste Droge ist, mit der er sich stimuliert.


    Innerhalb der Band genießt Watts den Ruf der Respektsperson, deren Wort auch künstlerisches Gewicht hat. Und er ist der ruhende Pol, wenn sich der vollmundige Sir Mick Jagger und das rebellische Furchengesicht Keith Richards wieder einmal in die Haare geraten. Wenn es um Neuerungen und Experimente geht, dann sind Watts und Jagger Verbündete.


    "Wir haben ein paar sehr gute, sehr clevere Platten gemacht", erklärte Watts in der 2003 erschienenen Biographie "According to the Rolling Stones", "aber sie hatten nie das Feuer einer Live-Performance." Mit Spannung wartet die Welt darauf, ob es nach wie vor lodert.


    Und darauf, dass Watts die gleichen Worte wie nach der letzten Tour rund um den Globus in den Mund nimmt: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir aufhören."

    MICK69.JPGmetallica.ico

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