Die Presse über Shine a Light

  • Den ersten Bericht habe ich schon gefunden, ist für die Presseveröffentlichung noch gesperrt, aber schon im Internet:


    Senioren, wie sie rocken und filmen AP
    AP - Donnerstag, 7. Februar, 16:00 UhrBerlin (AP) Die 58. Berlinale ist am Donnerstag mit einem Musikfilm eröffnet worden, der wohl nicht alle Cineasten, aber gewiss Millionen Fans der Rolling Stones glücklich machen wird. Oscar-Preisträger Martin Scorsese hat mit seiner Dokumentation «Shine a Light» der legendären britischen Band ein liebevolles filmisches Denkmal gesetzt, das die Altmeister des Rock während eines Auftritts im Herbst 2006 in New York zeigt.


    Nie zuvor sind Mick Jagger mitsamt seinen drei alten Haudegen besser in Szene gesetzt worden als in diesem zweistündigen Film, der außer Konkurrenz im Wettbewerb der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele präsentiert wird. Mit großem technischen Aufwand hat Scorsese für die Nachwelt in ebenso mitreißenden wie auch anrührenden Bilder festgehalten, wie vier von einem wilden, schon über vierzigjährigen Musikerleben gezeichnete Männer über sechzig das meist junge Publikum in einem alten Kinosaal der US-Metropole begeistern.


    Martin Scorsese ist seit vielen Jahren ein großer Bewunderer und Fan der Stones, die er erstmals im November 1969 live im Madison Square Garden erlebte. Damals war die Band schon weltberühmt, Scorsese aber noch ein unbekannter Jungfilmer von 27 Jahren. Das Mirakel, von dem «Shine a Light» Zeugnis gibt, ist nicht die Tatsache, dass aus dem kleinen Italo-Amerikaner einer der bedeutendsten Filmemacher der Welt wurde, sondern dass es die Rolling Stones noch immer gibt. Und wie lebendig diese Rock-Senioren in dem alten Broadway-Theater vor den Augen von Bill und Hillary Clinton aufgetreten sind, wird aus den verschiedensten Kameraperspektiven dokumentiert.


    Das Phänomen Mick Jagger


    Wenn der Film einen Star hat, dann ist das ohne Zweifel die unumstrittene Führungsfigur der Band, der charismatische Mick Jagger. Wie er seine bekannten und weniger bekannten Nummern darbietet, wie er sich mit noch immer unglaublicher Kondition bewegt, wie er das Publikum in jeder Sekunde auf fast schon beängstigende Weise im Griff hat - all das ist sogar für Verächter der Band sehens- und bewundernswert. Scorseses zeigt Jagger als großen Künstler und Verführer, der auf der Bühne harte, ehrliche Arbeit mit souveräner Autorität vereint.


    Liebevoll richtet sich der Blick des Regisseurs aber auch auf die beiden anderen Urgesteine der Band, den wortkargen, verschmitzt-stoischen Schlagzeuger Charlie Watts und auf das von Suchtfolgen zerfurchte Gesicht von Keith Richards. Etwas abseits bleibt der Gitarrist Ron Woods. Scorsese hat manchmal zwischen die Musikstücke, die jeweils in voller Länge zu hören und zu sehen sind, alte Dokumentaraufnahmen aus der langen Stones-Karriere einmontiert. Auf diese Weise erfährt das heutige Publikum erstaunt, dass sich schon der noch sehr junge Mick Jagger vorstellen konnte, auch noch mit über sechzig seine Musik darzubieten.


    Nun sind der Regisseur wie die vier Musiker alle «Ü 60». Wie lebendig es da noch zugehen kann, auch davon erzählt der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale. Martin Scorsese, im Vorjahr endlich mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet, hat schon mehrmals im Kino seine Liebe zur Musik unter Beweis gestellt. Aber noch nie waren so brillante und auch intime Bilder dabei wie diejenigen, die 20 Kameraleute von den vier Rock-Legenden im Spätherbst ihrer langen Laufbahn zeigen. Die 58. Berlinale hat mit «Shine a Light» spektakulär begonnen, nun müssen allerdings noch die «richtigen» Filme kommen.



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  • Scorsese hat 1970 bei „Woodstock“, dem legendärsten aller Konzertfilme, den Schnitt besorgt. Und Maßstäbe gesetzt. Noch heute arbeitet seine Dauer-Cutterin Martha Schoomaker so wie er damals. Scorsese frönt seither immer wieder seiner Musikleidenschaft: 1978 mit „The Last Waltz“ über The Band. 2003 Mit der von ihm produzierten Blues-Filmreihe. 2005 mit seiner Bob-Dylan-Doku „No Direction Home“. Aber das Rad des Konzertfilms hat er nicht mehr neu erfunden. Und auch „Shine a Light“ bleibt, leider, nur ein Film für Fans von einem Fan. Die Stones werden gepriesen, gehuldigt, ein ritueller Akt, dessen Kultus er aber nicht in Frage stellt.
    Dennoch sagt der Film, auf einer anderen Ebene, auch einiges über das Festival aus, das ihn zum Auftaktswerk berief. Wie Jagger wollen auch Filmemacher bloß ihren Job tun, wie Scorsese sucht aber auch Festivalchef Dieter Kosslick, mit großem Rummel ein Event daraus zu kreieren. Die ersten Filmminuten geben eine Ahnung davon, wie blank die Nerven wohl auch bei einem so komplizierten Konstrukt wie diesem Festival liegen.


    Vor genau vier Jahren und zwei Tagen, am 5. Februar 2004, stand Kosslick ganz allein auf dem roten Teppich. Als Eröffnungsfilm lief „Unterwegs nach Cold Mountain“, aber keine Nicole Kidman und kein Jude Law waren gekommen, nicht mal der Regisseur Anthony Minghella. Es war der Super-GAU für den Festivalchef, und das soll ihm nie wieder passieren.


    Kosslick hat sich persönlich um den Film bemüht


    Deshalb setzt er auf Nummer ganz Sicher. Ein Händchen für Eröffnungsfilme hat er noch nie gehabt, nur bei zwei Musikfilmen ist ihm das bislang geglückt: bei „Chicago“ 2003 und bei „La vie en rose“ 2007. So hat er auch diesmal ganz auf Musik gesetzt, um fünf Weltstars auf den Teppich zu kriegen, einen Regie-Altmeister und vier Alt-Rocker. Eine kleine, feine Ironie immerhin, dass sie just in den Berlinale-Palast einziehen, wo sonst vier Popmusikern gehuldigt wird, im Abba-Musical „Mamma Mia“.


    Zeitgleich zum Berlinale-Auftakt startete gestern in unseren Kinos „Der Krieg des Charlie Wilson“. Ein Film, der alles hat: Weltstars wie Julia Roberts und Tom Hanks. Einen Regiemeister wie Mike Nichols, der dafür auch nach Berlin kam. Und ein genuin politisches Thema, wie es die Berlinale liebt. Womöglich hat sich das Festival gar darum bemüht. Aber noch immer ist ungewiss, ob Frau Roberts für „Gardens of the Night“, der auf dem Programm steht, zur Berlinale kommen wird. Und von Anfang an hat Kosslick auf die Stones gesetzt, hat er sich neun Monate, eine Schwangerschaft lang um diesen braven Konzertmitschnitt, diese reine Nostalgienummer bemüht.


    Nun würde sich jedes Festival bei einem Scorsese die Finger lecken. Aber als Auftakt? Diese Rechnung geht zumindest künstlerisch nicht auf. Scorsese, Stones, Stonesese: Ein Bigger Bang auf der Bühne, aber nur ein Small Bang auf der Leinwand. Ein Muss für Rockfans, aber no Satisfaction für den Cinephilen. Warten wir ab, was noch kommen wird.

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  • http://www.welt.de/kultur/arti…s_zerfurchter_Visage.html


    Berlinale
    No Satisfaction mit Micks zerfurchter Visage


    Klar, ein Berlinale-Auftakt ist eine schwierige Sache. Aber "Shine a Light" – der Konzertfim der Stones – ist dann doch zu traditionell geraten: Mick und die Jungs rocken ihre Lieder runter, Einblicke ins Bandleben bekommt man nicht. Nur bei den Falten der Musiker geht die Kamera ganz nah ran.


    Am Anfang sind sie alle sauer, liegen die Nerven blank. Was soll das ganze Zeugs auf der Bühne? mault Mick Jagger. Mick wollte das so, grantelt Martin Scorsese zurück. Warum denn die ganzen Kameras vor der Rampe? ätzt Jagger am Telefon. Wann entscheiden sie sich endlich, welche Songs sie spielen? stöhnt Scorsese. Wahrlich, es ist nicht leicht, einen Konzertfilm zu drehen. Nicht, wenn ein Perfektionist wie Scorsese ihn inszeniert und nicht mit einem Derwisch wie Mick Jagger auf der Bühne.


    Die ersten fünf grobkörnigen, schwarzweißen Minuten dieses Films haben es in sich. Sie zeigen, wie schwierig das Unterfangen war, das wir gleich sehen werden. Sie zeigen auch, zu welcher Selbstironie die Regie- wie die Rocklegende fähig sind. Wir sehen noch kurz die Clintons vor dem Konzert Hallo sagen – und Keith Richards breit grinsen, er fühle sich jetzt „ausgebusht“. Aber dann geht das Licht aus. Heult die Gitarre auf. Steht man, nun in Farbe und gestochen scharfem Bild, mit auf der Bühne. Und das Konzert hebt an.


    Vielmehr die beiden Konzerte, die die Rolling Stones am 29. Oktober und 1. November 2006 im New Yorker Beacon Theater gaben. Zwei von fast 150 Konzerten der „Bigger Bang World Tour“. Wer sie verpasst hat, kann sie jetzt nachholen. Wer dort war, sieht hier vielleicht mehr. Der Film kommt dichter ran an die Stones, gräbt sich förmlich in die Furchen dieser lurchig-ledrigen Rockvisagen. Er kommt näher ran – aber das ist es auch schon.


    Eine dreifache Strategie konnte, durfte man sich versprechen: die Stones auf der Bühne, backstage – und die Stones von damals, aus Archivmaterial zusammengepuzzelt. Doch der Blick hinter die Bühne beschränkt sich auf wenige Minuten, die Ausschnitte von einst ergeben kein neues Bild, keine andere Sicht. Sieben Achtel des Films sind ein bloßer, reiner Konzertmitschnitt. In dem die Stones immerhin neben leidlich Bekanntem auch Titel spielen, die sie lange nicht oder noch nie live vorgetragen haben.


    Sie stehen – um sich einem neuen, jüngeren Publikum zu öffnen – auch mit Jack White von den White Stripes oder mit Christina Aguilera auf der Bühne. Und einige der angesagtesten Kameramänner der Welt halten diese Momente fest. Und doch: Wer bislang kein Fan der Stones war, wird durch diesen Film keiner werden. Wer mehr über sie erfahren wollte, bleibt enttäuscht. Selbst historische Fakten, dass es da mal einen Brian Jones gegeben hat, bleibt alles ungesagt. Die Stones wollen einzig und allein ganz heutig, ganz gegenwärtig wirken.

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  • http://www.derwesten.de/nachri…news-21979208/detail.html


    Bären und Dinos
    Film, 07.02.2008, Von Michael Vaupel


    Martin Scorseses Dokumentarfilm "Shine a Light" über zwei Konzerte der Rolling Stones hat die Berlinale eröffnet. Die Jungs sind immer wieder eine Schau - auch diesmal natürlich


    Berlin. Schluss mit dem Winterschlaf! Der Goldbär und seine Silberbrüder haben sich auf die Hinterbeine gestellt, um Filmgäste aus aller Welt zu begrüßen. Jetzt ist wieder Berlinale-Saison. Gestern Abend eröffnete das weltweit größte Publikumsfestival mit Martin Scorseses Film "Shine A Light". Bis zum 17. Februar wird entschieden sein, welche glücklichen Filmemacher die Trophäen mit nach Hause nehmen dürfen.


    Was haben wir in den letzten Jahren nicht alles an Berlinale-Eröffnungsfilmen erlebt und erlitten: Das Spektrum reichte von Scharfschützen-Duellen in Stalingrad ("Enemy at the Gates") über Unfall-Dramen inklusive Autisten-Liebe ("Snow Cake") bis zum Pygmäen-Bestaunen in "Man to Man". Wenn man also berichtete, die aktuelle Berlinale habe mit einem Dokumentarfilm über Dinosaurier eröffnet, würde das keinen wundern.


    Und es ist sogar irgendwie wahr. Denn diese Dinos, die Scorsese in seinem Dokumentarfilm begleitet, turnten schon über die Weltbühne, als viele ihrer Anhänger noch in Windeln vor sich hin strampelten.


    Richtig: Die Rock-Dinos sind die älteren Herren der Rolling Stones. Zusammen stehen da satt über 200 Jahre auf den Beinen. Und viele Jahre davon auf den Bühnen dieser Welt. "Satt" meint in diesem Falle "weit mehr als . . ." Denn gesättigt an Bühnenluft und Fan-Euphorie scheinen die Stones noch lange nicht.


    Das zeigt "Shine A Light" überaus eindrucksvoll. Unter den heißen, grellstrahlenden Bühnenscheinwerfern scheinen Mick Jagger und Co. richtig aufzublühen. "Wir wollen Mick ja nicht verbrennen", mahnte Scorsese, als für die Dreharbeiten die Scheinwerfer der Kameras zu nah an die Bühnenkulisse herangefahren wurden.


    Im Mittelpunkt des Films steht ein Konzert, das die Band im Herbst 2006 in kleinerem Rahmen im New Yorker Beacon Theater gab, für die Stiftung des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Nett anzusehen, wenn die Stones die auch schon in die Jahre gekommene Clinton-Verwandtschaft in die Arme schließen. "Gerade meine Freunde aus den 60er Jahren haben mich angerufen und um Karten angebettelt", erzählt Bill Clinton lachend.


    Aber denkste: In den ersten Reihen des aufgezeichneten Konzerts klatschen fast ausschließlich junge Frauen. Old Mick bringt sie ganz schön in Fahrt. Es ist immer wieder verblüffend, welche Power der Oberstone ausstrahlt. Er springt zwei Stunden lang über die Bühne und singt dabei auch noch. Scorsese gelingt es vorbildlich, die Atmosphäre von Power bis Flower in den Songs der Stones herauszustellen. Berührend, wie Keith Richards auf einer zwölfsaitigen Gitarre "As Tears go by" an- und Jagger behutsam einstimmt.


    Mit einem Bühnengast spielen die Stones dann einen Blues-Klassiker von Muddy Waters. Mit Bottlenecks werden die Gitarren zum Jaulen gebracht, Jagger bläst die Blues-Harp. Da ist sie wieder, die wunderbare Session-Stimmung, die schon Scorseses "The Last Waltz" 1978 zu einem der besten Konzertfilme überhaupt machte.


    Zu Gast in "The Last Waltz" beim Abschiedskonzert von "The Band" war damals u. a. Neil Young. Und der ist diesmal auch in Berlin, um seinen Film "CSNY Deja Vu" vorzustellen. Denn hinter Bernard Shakey, dem Regisseur, der Musik und politischen Protest miteinander verbindet, steckt eigentlich Neil Young.


    Neben den Stones gehört die besondere Liebe des Berlinale-Publikums der bonbonbunten Bollywood-Welt. Die Publikums-Vorstellung des herzzerreißenden Melodrams "Om Shanti Om" am Samstag mit Indiens Superstar Shah Rukh Khan war schon nach einer Stunde ausverkauft, so dass eine zweite Vorstellung angesetzt wurde.


    Überhaupt wird die Berlinale in den nächsten Tagen ihrem Titel als Film-Marathon alle Ehre machen. Fast 400 Filme sind in den verschiedenen Reihen zu besichtigen. Neben weiblichen Superstars wie Penelope Cruz, Natalie Portman, Isabella Rossellini und Scarlett Johansson haben aus der männlichen Hollywood-Elite John Malkovich, Ben Kingsley und Daniel Day-Lewis ihr Kommen angekündigt.


    Und neben den Stones und Neil Young setzt das Festival auch in den kommenden Tagen mit Madonna und Patti Smith auf die scheinbar zeitlose Faszination der Pop- und Rock-Ikonen. Wie sang einst Neil Young? "Hey Hey My My . . . Rock'n'Roll will never die!"

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  • http://www.stern.de/unterhaltu…en-Zunge/610244.html?vs=1


    58. Berlinale
    Im Zeichen der Zunge
    Von Sophie Albers


    Der Berlinale-Eröffnungsfilm "Shine a Light" verspricht viel. Schließlich hat Kultregisseur Martin Scorsese die Rolling Stones inszeniert. Nach zwei Stunden weiß man: Große Namen sind nicht alles. Da hilft auch Jaggers persönliche Fürsprache nichts.


    Die ersten Minuten dieses Films sind großes Kino: großartige Darsteller, grandioser Schnitt und eine Geschichte elaborierten Humors, wenn nämlich Regie-Titan Martin Scorsese und Popmonster Mick Jagger versuchen zusammen zu kommen, ohne auch nur einen Hauch ihrer Kontrollfreakigkeit preiszugeben. Das ist lustig, entspannt, und es macht großen Spaß zuzusehen. Besonders wenn Scorsese dann auch noch die wunderbaren Zeilen sagt: "Der Effekt würde Mick Jagger verbrennen? So richtig in Flammen aufgehen? Hm, wir wollen den Effekt, aber wir können doch nicht Mick Jagger verbrennen. Schade." Leider sind es aber eben nur die ersten Minuten.

    Mit "Shine a Light" als Eröffnungsfilm hat Berlinale-Chef Dieter Kosslick vielleicht sich und anderen Rolling Stones-Fans einen Wunsch erfüllt, doch eigentlich sind die 122 Minuten Konzertfilm mit ein paar dokumentarischen Einsprengslern ein bisschen mau und definitiv kein "bigger bang" zur Eröffnung. Vor allem nicht im Vergleich zu einem anderen Musikfilm, mit dem im vergangenen Jahr das Festival begann: "La vie en rose" hatte in großer Erzählung das Leben der Edith Piaf nachgezeichnet. Das war Kino mit allen Gefühlen. Dagegen ist "Shine a Light" eine ziemlich groß produzierte Live-DVD. Ein Film für Fans.


    Robert DeNiro's waiting


    Nun waren sie also da die Stones. Alle vier Mitglieder der legendären Rockband haben sich in der Pressekonferenz aufs Podest gesetzt und Regisseur Scorsese in ihre Mitte genommen. Das Turbowrack Keith Richards hat ihm sogar noch den Stuhl gerückt. Wie zu Beginn des Films machte Jagger sofort klar, dass er keine Götter neben sich duldet und hätte sich und Scorsese wohl am liebsten auch gleich selbst die Fragen gestellt. Durfte er aber nicht, ging ja schließlich um die Promotion des Films. Also war er nach einer kurzen Dankesrede auch kurz ruhig.

    Das nutzte Scorsese, um zu berichten, dass er zuletzt 1981 in Berlin gewesen sei, um sein Meisterwerk "Wie ein wilder Stier" vorzustellen. Wehmütig denkt man an die Theorie, dass Scorsese einen Robert DeNiro an seiner Seite braucht, um sein Genie scheinen zu lassen. Aber vielleicht darf man nicht zu hart urteilen über diese jüngste Koproduktion, denn der Regisseur verrät auch, dass der Sound der Rolling Stones ihn in seiner gesamten Karriere inspiriert habe. Und das schließt ja "Mean Streets" und "Taxi Driver" mit ein. "Ihre Musik ist eine Arbeitsbasis in meinen Filmen. Deren Wesen ist zeitlos. Sie hat Bilder in meinem Kopf geschaffen" Nagut.


    In den 70ern habe er erstmals einen Auftritt der Band gesehen und damals beschlossen, einst einen Film daraus zu machen. "Das ist 47 Jahre her", so Scorsese. Und es war ein Haufen Arbeit, denn rund 70 Kameras hatte der Filmemacher auf und um die Bühne des Beacon Theaters in New York herum postiert, um die Show den Bildern in seinem Kopf anzupassen. Immerhin: Der dauergrinsende Richards brummelt, dass sie die Kameras gar nicht bemerkt hätten bei ihrem Auftritt. Das zu glauben, ist ein Grundproblem des Konzertfilms: Drei Tage haben die Aufnahmen gedauert, natürlich gab es ein Storyboard, und Scorsese ist nicht gerade bekannt dafür, die Dinge einfach so laufen zu lassen. "Wir haben versucht, so nah wie möglich an die Live-Show heranzukommen", sagt er. Das Konzerterlebnis mit anderen Mitteln also?


    Abhaken und ins Regal stellen


    "Es ging darum, diesen Moment, diese Nacht, in Bernstein zu gießen", sagt Jagger dann sehr poetisch und leckt sich über die großen Lippen. Ja. Und deshalb kann man die Stones jetzt theoretisch abhaken und ins Regal stellen. Aber natürlich nur, wenn man kein Fan ist.


    Keine Frage, es hat immer wieder nicht sonderlich begeistert aufgenommene Eröffnungsfilme gegeben. Doch wird man bei "Shine a Light" einfach das Gefühl nicht los, dass es vor allem darum ging, diese alten Männer auf der Bühne sitzen zu haben. Und deshalb ist die Kritik hiermit auch zu Ende, denn zum Festivalglamour taugen die energisch-faltigen Bühnenveteranen allemal.

    Artikel vom 07. Februar 2008

    Les Trois Tetons in Oberhausen - ich war dabei

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  • http://www.derwesten.de/nachri…news-21963375/detail.html


    Die ganze Faszination der Stones
    Film, 07.02.2008, Von Rolf-Rüdiger Hamacher


    Berlin. Zum ersten Mal wurde eines der großen Filmfestivals mit einem Dokumentarfilm - wenn auch außer Konkurrenz - eröffnet: Martin Scorsese stellte gestern seinen Rolling-Stones-Konzertfilm "Shine a Light" im von internationaler Prominenz überlaufenden


    (REUTERS)
    ... Festivalpalast am Marlene-Dietrich-Platz vor. Dieter Kosslick, selbst begeisterter Hobby-Gitarrist, wartet in seinem "verflixten" siebten Jahr als Festival-Direktor noch mit weiteren Pop-Ikonen auf. Auch Madonna, Neil Young und Patti Smith werden in den nächsten Tagen über den roten Teppich der 58. Berlinale schreiten.


    Mit dem Auftritt der Rolling Stones, der energiegeladensten aller "Altherren"-Bands, und einem der größten Filmregisseure der Gegenwart ist Kosslick ein echter Coup gelungen. Scorsese, der seit seinem 1981 auf der Berlinale vorgestellten "Wie ein wilder Stier" nicht mehr in der Hauptstadt war, genießt sichtlich die Ehrerbietung der versammelten Filmjournalisten aus aller Welt, die schon eine Stunde vor den Sonder-Vorführungen Schlangen vor den Kinos bilden, um nach der begeistert beklatschten Vorstellung den Kampf um die viel zu wenigen Plätze bei der Pressekonferenz aufzunehmen.


    Ohne sonderliche Star-Allüren stellen sich die Stones den Fragen, beantworten selbst die etwas weniger schlauen ("Habt ihr euch bei eurem Bühnen-Outfit von den Piraten der Karibik inspirieren lassen?") mit Geduld.


    Auf den ersten Blick erscheint "Shine a Light" (ab 4. Februar in unseren Kinos) wie ein konventioneller Konzertmittschnitt, eingeleitet durch einige Aufnahmen von der Vorbereitung des Projekts und unterbrochen durch ein paar kurze Interview-Sequenzen aus frühen Stones-Tagen.


    "Eigentlich sind wir erstaunt, dass wir nach zwei Jahren immer noch Angebote bekommen", sagte Mick Jagger 1964 - und hoffte seinerzeit auf ein drittes Jahr. Warum sie nach über vierzig Jahren immer noch im Geschäft sind, macht "Shine a Light" in jeder Einstellung deutlich.


    "Eigentlich wollte Mick", erzählt Scorsese, "dass ich das Konzert in Rio vor einer Million Zuschauer filme. Aber ich wollte etwas Intimeres und entschied mich für ihren Auftritt im New Yorker Beacon-Theatre. Ich beauftragte den Kameramann Robert Richardson, seine besten Kollegen zu engagieren - und so drehten wir mit 16 bis 17 Kameras gleichzeitig. Dadurch entstand eine Poesie, die einem Live-Konzert sehr nahe kommt."


    Besonders das Zusammenspiel der Rolling Stones untereinander, die Choreographie iher Bewegungen, das blinde Verständnis und ihren liebevollen Umgang mit ihren Gastmusikern (wie Christina Aguilera) fängt der Film mitreißend ein. Es ist der erste der zahlreichen Stones-Konzertfilme, in dem nicht "Gimme Shelter" vorkommt, wie Jagger amüsiert bemerkt; dafür aber viele Songs, die sie eher selten spielen.


    "Was ist dein Lieblingsfilm über die Stones?", wird Mick Jagger gefragt. Der überhört höflich die Frage und diskutiert lieber mit Scorsese über Jean-Luc Godards eigenwillige Annäherung an die Stones, der 1968 in "Eins plus Eins" einen einzigen Song ("Symphaty for the Devil") zum Thema machte. "Gibt es einen Unterschied zwischen Konzert- und Filmauftritten?", will man von Mick wissen. "Alles ist Performance", antwortet er knapp - und verschwindet mit den anderen Jungs in den Kulissen.

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  • http://www.welt.de/kultur/arti…rlin_praechtig_herum.html (Oh no, not Die Welt again)


    Berlinale
    Die Stones blödeln in Berlin prächtig herum


    Seit 40 Jahren geben sie nun Pressekonferenzen – und trotzdem sind die Stones bei der Weltpremiere ihres Musikfilms "Shine a Light" ausgesprochen gut aufgelegt. Mick Jagger macht Witze über seinen Schauspielunterricht bei Bandkollege Richards. Und Charlie Watts erklärt, warum er den Film hasst.


    Die Stones sind ein Kassenschlager. Selbst für die Pressekonferenz zu ihrem Musikfim "Shine a Light" hätte man Eintritt nehmen können. Wegen Überfüllung wurde der Veranstaltungsraum geschlossen.


    Natürlich Charlie Watts. Die Frage, wer von den Stones beim Besuch in Berlin der Coolste ist, bedarf doch keines langen Nachdenkens. Der Schlagzeuger! Das geht schon draußen auf der Straße los. Während die Fans auf die Limousinen warten, wird eine grässliche Soul-Version von „Ruby Tuesday“ gespielt und dann deutsche Schlagerversionen von „As tears go by“ und „Honky Tonk Woman“. Die Stones steigen dann aus, Mick Jagger und Keith Richards rufen laut „Hi“ und winken, nur Charlie Watts bleibt ruhig. Gaaaanz gelassen.


    Die Rolling Stones stellen „Shine a Light“ vor, den Eröffnungsfilm der Berlinale. Regisseur Martin Scorsese hat ein Konzert in einem alten Theater in New York gefilmt, es war ein Auftritt zu Bill Clintons 60. Geburtstag. Die Band spielt glänzend, die vier Recken Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts sind gut aufgelegt. Viel Blues ist zu hören, etliche seltene Songs und selbstverständlich ein paar der Hits. Einige alte Interviewausschnitte mit der Band sieht man, putzige Selbstzitate. Aber eigentlich dient alles der Gegenwart. Die Rolling Stones inszenieren sich als absolut präsente Band. Als Geschäftsmodell, mit dem in Zukunft noch gerechnet werden kann und soll.


    Der Auftrieb in Berlin ist riesig, schon eine Stunde vor der Pressekonferenz wird der Saal wegen Überfüllung geschlossen. Man hätte die Veranstaltung glatt in ein Stadion verlegen können wie die üblichen Konzerte der Stones. Mick Jagger bedankt sich brav bei Dieter Kosslick und murmelt etwas von Ehre und Glück. Keith Richards nuschelt weitgehend Unverständliches, sein zerknautscher Hut wirkt ein bisschen so, als müsse er den Kopf festhalten, nicht umgekehrt. Wenn er lacht, gluckst er lautstark nach innen, Keith Richards amüsiert sich köstlich über Keith Richards, und niemand kann ihm das verdenken. Er sieht gut dabei aus.

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  • Die vier Rolling Stones und Martin Scorsese lachen viel. Mick Jagger ruft gerne „Ha Ha Ha“, Scorsese intoniert höher als der Sänger. Ron Wood schweigt. Und Charlie Watts sowieso. Sie flachsen: Ja, Keith Richards habe ihnen allen vorher Schauspielunterricht gegeben, sagt Jagger, wo er doch nun Erfahrung bei „Fluch der Karibik 3“ gesammelt habe. „We’re all actors“, krächzt Ron Wood. Das ist sein ganzer Redetext. Hauptsache der Film bezahlt das Mittagessen.


    In „Shine a Light“ sieht man einmal, wie sich die Musiker über Interview lustig machen; sie werden seit mehr als 40 Jahren immer wieder das Gleiche gefragt, da muss man sich in Humor flüchten. Eine kolumbianische Journalistin bedankt sich bei Mick Jagger, dass er im letzten September im kolumbianischen Fernsehen angerufen hat. Mick: „Ich erinnere mich an den Anruf ganz genau.“ Sie: „Oh, wirklich?“
    Der ganze Saal lacht. Und die Frage? Wie wertvoll dieser Film für die Stones sei, auch finanziell, will die Journalistin wissen. Jagger wieder: „Sie meinen, ob es unser Mittagessen bezahlt?“ Die Stimmung ist wirklich prächtig.


    Mit 16 Kameras ließ Scorsese drehen, aber sie hätten ihm auf der Bühne dann doch nicht im Weg gestanden, erklärt Keith Richards. „Es ist Martys Film, wir sind bloß die Hauptdarsteller.“ Mick Jagger erklärt, ihm sei es egal, ob er auf der Bühne auftritt oder im Film, „it’s all performing“. Man habe sich eben bemüht, eine richtige Stones-Show zu liefern, das Live-Erlebnis so gut wie möglich zu konservieren.


    Für Martin Scorsese, der schon mehrere Musikfilme gedreht hat und in seinen Spielfilmen geradezu besessen Musik einsetzt, gehört die Stones-Musik zum Leben. Er hatte die Gruppe erstmals Anfang der siebziger Jahre gehört. Der Sound und die Stimmen hätten ihn enorm inspiriert. „Die Stones wurden für mich eine Art Grundlage für alle meine Filme.“ Vielleicht deshalb kommt das Lied „Gimme Shelter“ in gleich drei seiner Filme vor, in „Good Fellas“, in „Casino“ und in „Departed“. Mick Jagger ruft dazwischen: „,Shine a Light’ ist der einzige Scorsese-Film, in dem ,Gimme Shelter’ nicht auftaucht.“


    Und Charlie Watts? Er ist wie üblich am besten angezogen, trägt einen beigefarbenen Zweireiher. Während der Fragen stützt er die Hand ans Kinn und schweigt. Manchmal zieht er die Augenbrauen hoch. Und schweigt. Dann kommt die Frage, wie sich die Stones denn auf der großen Leinwand gefielen. „Oh, it’s cool“, sagt Charlie Watts sanft. Alle Musiker lachen. „Möchtest du es erklären?“ fragt Mick Jagger. Er grinst.
    „Ich - also ich hasse es“, sagt Watts. „Ich habe es gehasst, es zu drehen.“ Dann verstummt er wieder. Mick Jagger lacht erneut. „So weit so gut, Charlie“, ruft Keith Richards. Man muss einfach immer auf den Schlagzeuger hören, der gibt schließlich den Takt an.

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  • Tatsächlich sind mit den Stones und Scorsese Brüder im Geiste zusammengekommen, die sich schon seit langem einander verbunden fühlten, obwohl sie nie wirklich zusammen gearbeitet haben. Kaum ein anderer Regisseur hat die Musik der Band so oft als Spannungsverstärker eingesetzt wie der New Yorker: In seinem frühen Gangster-Epos "Mean Streets" kommt "Jumpin Jack Flash" zum Einsatz, in "Casino" dröhnt "Satisfaction", in "Goodfellas" wird Ray Liottas Drogen-Trip passenderweise mit "Monkey Man" unterlegt.


    Die Stones-Hymne "Gimme Shelter" hat Scorsese sogar gleich in drei Filmen untergebracht: in "Goodfellas", "Casino" und zuletzt in der grandiosen Eingangssequenz von "The Departed - unter Feinden", wenn der bedrohliche Schatten des von Jack Nicholson gespielten Gangster-Bosses Costello zu den Akkorden Richards über die Wände schleicht.


    Von den 750 000 Dollar Budget für sein Frühwerk "Mean Streets" zog Scorsese allein 30 000 Dollar ab, nur um zwei Stones-Songs - neben "Jumpin Jack Flash" noch "tell me" - verwenden zu dürfen. "Ich musste sie haben", sagte er kürzlich in einem Interview, "eigentlich wollte ich noch ,The Last Time' verwenden, aber das konnte ich mir nicht mehr leisten."


    Scorsese ist ein Musik-Besessener, jemand der die unterschiedlichsten Songs zu einem organischen Soundtrack verdichten kann, zu einem Leitmotiv, das seine Filme mitträgt. Und wenn er seinen Blick einmal nicht auf Banden in New York, Mafia-Bosse, Boxer oder durchgeknallte Taxi-Fahrer richtete, suchte er immer den direkten Weg auf die Bühne. Er war Cutter beim legendären "Woodstock"-Film, später bei "Elvis on Tour". 1976 folgte dann sein Meisterwerk "The Last Waltz" - eine Dokumentation des letzten Auftritts von The Band.


    Nach den Konzert-Dokumentationen begab er sich später auch immer wieder auf Spurensuche nach den Wurzeln populärer amerikanischer Musik: In "No Direction Home" zeigte er mit Archivmaterial die Verwandlung Bob Dylans vom Folk- zum Rock-Sänger, in seiner opulenten Anthologie "The Blues" spürte er gemeinsam mit Wim Wenders, Clint Eastwood den Ursprüngen des Blues nach, einer Musik, die ihn, ebenso wie die Songs der Stones, bis heute fasziniert.


    Dass seine Leidenschaft für diese ur-amerikanische Musikform durch die britische Band überhaupt erst voll entfacht wurde, daraus machte Scorsese nie einen Hehl. "Die Stones haben den Blues neu durchdacht. Das fiel mir aber erst später auf. Auf gewisse Weise haben mich die Stones mit ihrer Musik für den Blues geöffnet."


    Da stellt sich die Frage, warum er erst jetzt einen Stones-Film gedreht hat. "Warum nicht?", antwortete er einem englischen Journalisten. Die Stones seien schließlich der Soundtrack seines Lebens. "Ich habe ihre Musik immer und immer wieder gehört, in meinem Kopf habe ich diesen Film sowieso schon vor 40 Jahren gemacht."

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