Den ersten Bericht habe ich schon gefunden, ist für die Presseveröffentlichung noch gesperrt, aber schon im Internet:
Senioren, wie sie rocken und filmen AP
AP - Donnerstag, 7. Februar, 16:00 UhrBerlin (AP) Die 58. Berlinale ist am Donnerstag mit einem Musikfilm eröffnet worden, der wohl nicht alle Cineasten, aber gewiss Millionen Fans der Rolling Stones glücklich machen wird. Oscar-Preisträger Martin Scorsese hat mit seiner Dokumentation «Shine a Light» der legendären britischen Band ein liebevolles filmisches Denkmal gesetzt, das die Altmeister des Rock während eines Auftritts im Herbst 2006 in New York zeigt.
Nie zuvor sind Mick Jagger mitsamt seinen drei alten Haudegen besser in Szene gesetzt worden als in diesem zweistündigen Film, der außer Konkurrenz im Wettbewerb der diesjährigen Internationalen Filmfestspiele präsentiert wird. Mit großem technischen Aufwand hat Scorsese für die Nachwelt in ebenso mitreißenden wie auch anrührenden Bilder festgehalten, wie vier von einem wilden, schon über vierzigjährigen Musikerleben gezeichnete Männer über sechzig das meist junge Publikum in einem alten Kinosaal der US-Metropole begeistern.
Martin Scorsese ist seit vielen Jahren ein großer Bewunderer und Fan der Stones, die er erstmals im November 1969 live im Madison Square Garden erlebte. Damals war die Band schon weltberühmt, Scorsese aber noch ein unbekannter Jungfilmer von 27 Jahren. Das Mirakel, von dem «Shine a Light» Zeugnis gibt, ist nicht die Tatsache, dass aus dem kleinen Italo-Amerikaner einer der bedeutendsten Filmemacher der Welt wurde, sondern dass es die Rolling Stones noch immer gibt. Und wie lebendig diese Rock-Senioren in dem alten Broadway-Theater vor den Augen von Bill und Hillary Clinton aufgetreten sind, wird aus den verschiedensten Kameraperspektiven dokumentiert.
Das Phänomen Mick Jagger
Wenn der Film einen Star hat, dann ist das ohne Zweifel die unumstrittene Führungsfigur der Band, der charismatische Mick Jagger. Wie er seine bekannten und weniger bekannten Nummern darbietet, wie er sich mit noch immer unglaublicher Kondition bewegt, wie er das Publikum in jeder Sekunde auf fast schon beängstigende Weise im Griff hat - all das ist sogar für Verächter der Band sehens- und bewundernswert. Scorseses zeigt Jagger als großen Künstler und Verführer, der auf der Bühne harte, ehrliche Arbeit mit souveräner Autorität vereint.
Liebevoll richtet sich der Blick des Regisseurs aber auch auf die beiden anderen Urgesteine der Band, den wortkargen, verschmitzt-stoischen Schlagzeuger Charlie Watts und auf das von Suchtfolgen zerfurchte Gesicht von Keith Richards. Etwas abseits bleibt der Gitarrist Ron Woods. Scorsese hat manchmal zwischen die Musikstücke, die jeweils in voller Länge zu hören und zu sehen sind, alte Dokumentaraufnahmen aus der langen Stones-Karriere einmontiert. Auf diese Weise erfährt das heutige Publikum erstaunt, dass sich schon der noch sehr junge Mick Jagger vorstellen konnte, auch noch mit über sechzig seine Musik darzubieten.
Nun sind der Regisseur wie die vier Musiker alle «Ü 60». Wie lebendig es da noch zugehen kann, auch davon erzählt der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale. Martin Scorsese, im Vorjahr endlich mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet, hat schon mehrmals im Kino seine Liebe zur Musik unter Beweis gestellt. Aber noch nie waren so brillante und auch intime Bilder dabei wie diejenigen, die 20 Kameraleute von den vier Rock-Legenden im Spätherbst ihrer langen Laufbahn zeigen. Die 58. Berlinale hat mit «Shine a Light» spektakulär begonnen, nun müssen allerdings noch die «richtigen» Filme kommen.
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