1965 - Essen 12.09.1965

  • tja SFM...da habe ich dir dann wohl die Sicht auf die Bühne versperrt....
    :lol
    ich gehörte zu denen, die auf dem Stuhl standen.....
    netter Bericht....bei Gelegenheit ergänze ich das mal mit Erinnerungen an Essen und Dortmund.
    :)
    Stonezeit

  • Starker Bericht SFM über ein Erlebnis worum dich alle beneiden die leider nicht dabei waren, so wie ich.

    " Wenn STONES Fans zusammen kommen, ist es egal wo sie sich treffen,
    für ein paar Stunden sind sie einfach im STONES LAND "

  • Geil...23 (eigentlich unvorstellbar für ein gesamtes Konzert) sagenhafte Minuten, die Dein Leben verändert haben...sehr guter Bericht...vielen Dank

  • Sommer 1964 -Radiosender dudelten zu der Zeit in der Regel Schlager von Peter Alexander und Co. Mit unerschütterlichem Enthusiasmus versuchten wir die Sender Luxemburg, die Europawelle Saar, Radio Caroline etc. auf unseren Kofferradiomodellen einzupegeln.
    Manchmal ein Ding der Unmöglichkeit! Gegen Abend wurde der Empfang klarer, in der Winterzeit erinnerte er oftmals trotz bester Qualität an die Aufnahmen vom Konzert der Stones in Honolulu in schlechtester Aufnahmetechnik.
    Gegenüber heutiger Qualität also grottenschlecht. Ausnahme die Übertragung der wöchentlichen Top Twenty - im UKW Empfang. Die Anfangsmelodie Sandstorm von Johnny & The Hurricanes....beamt mich heute noch oftmals in die Vergangenheit. Wahrscheinlich wie die Fußballfans 1954 saßen wir vor unseren Radiogeräten immer dann, wenn zu erwarten war, dass die Rolling Stones ein neues Sahneteilchen veröffentlichen würden.
    I wanna be your man und Money waren in ihrem aggressiven Sound - trotz der schlechten Übertragung eine Offenbarung.
    Not fade away folgte wenige Tage später. Die erste LP „The Rolling Stones“ zum Kurs von 22,—DM (preisgebunden) zog uns das Geld aus der Tasche und natürlich mußten wir im September natürlich auch „Its all over now „ erwerben , da auf der LP nicht vorhanden….seitdem bin ich Fan….im Herbst 2009 also 45jähriges Jubiläum…unglaublich.


    Im März 1965 erschien in den GB „The last time“ - welch ein Gitarrenriff des Rifmaster - und seitdem erwarte ich jede Veröffentlichung der Band immer noch mit der gleichen Spannung. Singles gingen damals für 5 DM (?) über die Ladentheke - und der Besuch in der Plattenbar von Radio-City - und einem weiteren Plattenladen wurden häufiger. Dem Besitzer des Ladens, und seinem Fachverkäufer, waren wir mittlerweile bekannt.
    Immer wenn es die kurze Mittagspause möglich machte waren wir zu Gast, setzten uns auf einen der vier Barhocker, der „Fachverkäufer“ zog ungefragt die neusten Scheiben aus dem hinter ihm stehenden unendlich langen Schatzregal heraus, legte sie auf einen seiner heute altertümlich anmutenden Plattenteller, wir zogen die beiden Kopfhörer mit Spiralkabel, alten Telefonhörern ähnlich - einen für das linke, einen für das rechte Ohr- aus der dafür in die Ladentheke vorgesehenen Vertiefung legten an ....... und waren mit den ersten Takten der Songs fast abgetreten.
    Nach 2 bis 3 Minuten war der Song vorbei. Ungefragt wurde seitens des Fachverkäufers der Plattenarm an den Anfang der Scheibe gesetzt und es ging von vorn los.
    Wer Zeit hatte gönnte sich schon einmal eine komplette LP Seite, nicht gern gesehen vom „Fachverkäufer“ wusste er doch, dass wir meist unverrichteter Dinge seine „Plattenbar“, sein Fachgeschäft für elektronische Unterhaltungsmusik, bedingt durch chronischen Geldmangel wieder verließen.
    Also wechselten wir in den zweiten Laden der Stadt. Das Spielchen begann von vorn.
    So entwickelte sich über die Zeit hinweg fast eine Art von persönlicher Beziehung. D.h die Fachverkäufer zogen meine Favoriten fast wortlos aus dem Regal.
    Neben den Rolling Stones waren und sind es heute noch Aufnahmen der Kinks, der Byrds, der Who; später kamen andere Gruppen hinzu, die heute leider nur noch Vergangenheit sind (Yardbirds und, und und).
    Fazit: unsere Kohle war knapp; mitgeschnitten wurde dann auf dem mit dem schon damalig reichlich bemessenen Konfirmationsgeld erworbenen Grundig-Tonbandgerät TK 14 L. Ein Zweispurgerät auf dem immerhin in der Endphase bis zu 3 Stunden Musik passte. Verbunden mit dem Kofferradio durch ein DIN-Kabel hat es bis zum Beginn der 70er Jahre noch gute Dienste geleistet. Etliche Bänder lagern noch im Archiv und bedürfen der Wiederentdeckung.
    Kurz nachdem The last Time im Mai 1965 auf Platz 1 der Hitparade stand wurde mitgeteilt, dass die Stones zum ersten Mal nach Deutschland kommen würden.


    Als dann die Bravo titelte „Sie kommen“ war klar, dass eine Eintrittskarte her musste. 8,--DM wechselten im Frühsommer 1965 den Besitzer und die Erwartenshaltung wuchs von Tag zu Tag.
    Als 14 jähriger war leider nur die 1.Show angesagt…da gab es zu Hause keine Probleme….und vermutlich auch nicht wenn ich zur zweiten Show gegangen wäre. Auf die Idee bin ich allerdings gar nicht gekommen. 8 DM und dann das Ganze noch einmal schauen?
    Tja…das hat sich dann allerdings im Laufe der Jahre geändert…..


    Satisfaction erreichte knapp 2 Wochen vor Tourbeginn den ersten Platz in der Hitparade und die Vorfreude auf die neben den Pretty Things ungehobelste (gängig Bezeichnung in den Printmedien der damaligen Zeit) R&R Band der Welt wuchs weiter.


    Der 12.9.1965 war für Essen ein besonderer Tag – zufälligerweise fand an diesem Tag nicht nur das Konzert der Stones in der Grugahalle sondern auch der alljährliche Polizeisporttag im nahegelegenen Grugastadion statt. Dementsprechend wimmelte es vor der Halle von Herren in Grün auf Pferdchen, Wasserwagen wurden im hinteren Bereich bereitgehalten obwohl der Tag nicht mehr zu den heißesten Sommertagen gehörte.
    Die Halle war ordentlich gefüllt. Das Vorprogramm zog sich dahin; leider waren die Rattles nicht dabei (der Veranstalter wollte den Rattles keine Gage zahlen: Motto: vor den Stones zu spielen, ist Gage genug… der Sänger der Rattles Achim Reichel machte dann 1967 beim Dortmunder Konzert (Nimm es wie ein Mann)1967 eine ähnlich schlechte Figur machte wie später Peter Maffay bei der 82er Tour.


    Rackets, Didi und die ABC Boys und Rivets heizten ebenfalls ordentlich ein. Coverversionen aller Art waren zu hören; allerdings waren einige dieser Coverversionen neu für uns.
    Die Stimmung war schon vor dem Auftritt der Stones ausgezeichnet.
    Eine kurze Umbauzeit – und dann ging es ab. Aber wie!
    Im oberen Bereich des Rangs in dem ich saß waren die ersten Töne des Konzerts zwar zu vernehmen, die „Rufe des Entzückens“ vorwiegend des weiblichen Publikums erreichte einen Phonpegel der erstaunlich war.
    Mit den ersten Takten gab es dann für uns kein Halten mehr. Ich sass in Block II der oberen Nordtribühne, Reihe 4, Platz 261 wie die Karte aussagt…..seitdem habe ich übrigens alle Konzertkarten der Konzerte bei denen ich dabei war gesammelt.


    Die ca. 2,80 Meter hohe Mauer die meine Freunde vom nächsten Rang und damit vom Innenraum trennten wurden sportlich genommen, wogegen ich wegen nicht vorhandener sportlicher Eigenschaften schnellen Schrittes an den verblüfften Ordnern vorbei über die Treppe plötzlich in der Front Row stand. So ca. in der achten Reihe auf einem Stuhl stehend….von der mich die hinter mir stehenden weiblichen Fans dann sanft zurückholten.
    Danach folgten ca. 25 Minuten Emotion pur. Brian Jones schüttelte sich vor Lachen über die verrückten Fans, die versuchten die Bühne jetzt auch noch zu erobern.
    Davor Wachpersonal – hauptsächlich vermutlich aus Frührentnern zusammengesetzt.
    Billie Boy zupfte fast weggetreten seinen Bass und Charlie wirkte wie auch heute noch bei den Konzerten ruhig und gelassen. Jaggers Auftritt zur damaligen Zeit kann man sich gut vorstellen wenn man die Tami-Shows mal betrachtet.
    Zu der damaligen Zeit wirkte er noch ein wenig ungelenk. Von Bühnenchoreographie konnte keine Rede sein. Statisch wirkte er allerdings damals schon nicht; jeder Sidestepp wurde mit weiteren Kundgebungen des Entzückens gefeiert.
    Wir haben jedes Mitglied der Band mit namentlichen Rufen gefeiert….und wenn ich losblöke kann man sich vorstellen wie laut das wohl war. Die vor und hinter mit stehenden weiblichen Fans waren ebenfalls recht laut zu hören. Das ganze ging bei Moving on so ab, dass man die Band nur noch durch ein ohrenbetäubendes Kreischen erahnen konnte.
    Bei The last Time und Satisfaction wurden anscheinend die Regler noch mal hochgefahren. Die Band war jetzt besser zu hören.
    Ebenso furios wie es begonnen hatte war dann plötzlich Schluss. Da der Bereich des Merchandising noch unbekannt war versuchte der eine oder andere Fan seine Stuhlsitzfläche mit nach Hause zu nehmen.
    Doch vor der Tür erwartete uns die komplette Reitershow der Essener Polizei. So verblieben denn viele der Sitzflächen dann bereits vor dem Verlassen der Halle im weiteren Eigentum der Grugahalle.
    Die grünen Herren mit den Pferdchen warteten bereits auf die zweite Show…..und
    Tja – und so gingen die Touren in´s Land........und so lange sie denn spielen, bin ich wieder dabei.
    Vermutlich werde ich mich ob der hohen Eintrittspreise wieder ärgern – und spätestens mit dem Intro kommt dann der Adrenalinstoss und sie haben mich wieder mal eingefangen. Rock and Roll, R&B pur!!!
    :)
    Stonezeit

  • Bärenstarker Bericht. Danke Stonezeit.


    Die Sache mit den Telefonhörern mit Spiralkabel im Plattenladen hatte ich schon ganz vergessen. Da kommen ja Erinnerungen hoch. So habe ich mir die Scheiben auch angehört.


    Eine Radiostation möchte ich noch hinzufügen. In der zweiten Hälfte der 60er habe ich immer am Samstag versucht (oder war es Sonntag) auf BFBS die britische Hitparade zu hören. Ich erinnere mich, dass ich Jumpin´Jack Flash dort das erste Mal gehört habe.

  • WIR haben die Zeit erlebt! :D :D :D Schlipse beim Konzert , Spiralkabel am Ohrhörer, Phonokabinen in den Plattenläden.......Mann, sind wir alt! :grr
    Danke für die schönen Erinnerungen.
    *1965/66 bin ich übrigens unmittelbar nach Büroschluss gegen 16.00 Uhr in die Diskothek gegangen( fast täglich). Dort Musik gehört, ´ne Cola getrunken, nach den Mädels geschaut und so gegen 19.00 Uhr brav nach Hause. :thumbsup:
    :klug ich meine, dass die Single 4,-DM gekostet hatte

  • tja Samstag oder Sonntag...jedenfalls 14.00 Uhr....Sandstorm von Johnny & The Hurricanes..als Eingangsmelodie. Erstaunlich was da beim Schreiben des Berichts in den grauen Zellen freigelegt wird.
    Logo...genau...das waren 4 DM für die Single. Die Ep´s gingen für 8 DM über den Ladentisch.
    :)
    Stonezeit

  • Eine Radiostation möchte ich noch hinzufügen. In der zweiten Hälfte der 60er habe ich immer am Samstag versucht (oder war es Sonntag) auf BFBS die britische Hitparade zu hören. Ich erinnere mich, dass ich Jumpin´Jack Flash dort das erste Mal gehört habe.

    Ich erinnere mich noch ganz genau an Radio Luxemburg Samstags 14:00 - 15:30 "Die Großen 8"!
    Da war lange Zeit Platz 1 "JJF" und Platz 2 Tommy James & The Shondells mit "MONY MONY" und wir waren immer jeden Samstags gespannt ob JJF noch die Spitze gehalten hat!
    Wenn dann immer per Telefon die Plattenläden angerufen wurden, um die Plattenverkäufe zusammen zu zählen dachten wir immer,
    wie schön das wäre wenn wir die guten Scheiben auch hätten! Zum Glück waren da die Internationalen und die Deutschen Singles getrennt.
    Sonntags war es dann ab 14:00 bei der Radio Luxemburg HITPARADE ja manchmal richtig schlimm, weil es ja dann passieren konnte das mehre Deutsche Singles hintereinander gespielt wurden.
    Da waren dann solche Kracher wie Heintje, R. Black usw. oft genug vor den STONES und all den anderen guten Bands.


    Ich glaube britische Hitparade auf BFBS war Sonntags.

    " Wenn STONES Fans zusammen kommen, ist es egal wo sie sich treffen,
    für ein paar Stunden sind sie einfach im STONES LAND "