ZDF-Chefredakteur abgesetzt - ZDF de facto Staatfernsehen

  • Deutschland ist jetzt Berlusconi-Land
    Ein Kommentar von Markus Brauck
    Roland Koch hat sich durchgesetzt, der missliebige Nikolaus Brender wird als ZDF-Chefredakteur abgesetzt. Damit hat die Politik dem Sender das Rückgrat gebrochen. Nicht nur der CDU-Ministerpräsident ist schuld - sondern alle, die ihn hätten aufhalten können.
    Nun hat er also gesiegt, Roland Koch, der Westentaschen-Berlusconi aus Hessen. Im Handstreich hat er einen unbequemen Chefredakteur aus dem Amt gedrängt, der nicht nur den Rückhalt seines Intendanten hatte, sondern die Unterstützung der breiten Öffentlichkeit. Koch, seine schwarzen Ministerpräsidentenkollegen und ein paar auf Unionsticket reisende "Gremiengremlins" (Günther Jauch) dürfen sich nun als die wahren Herren im ZDF fühlen. Zustände wie im italienischen Staatsfernsehen.


    Immerhin. Zwei Verwaltungsräte, die dem Unionslager zugerechnet werden, stellten sich Koch in den Weg. Sie wählten Brender, trotz immensen politischen Drucks. Das ist ein Hoffnungsschimmer, ändert aber nichts am grundsätzlichen Befund. Das ZDF ist mit dem heutigen Tag für jeden sichtbar ein Staatssender. Und es ist es nicht mehr nur der Möglichkeit nach, sondern ganz praktisch. Fast so, wie es sich Konrad Adenauer einst gewünscht hat. Was der Alte aus Köln damals plante, wäre glatter Verfassungsbruch gewesen. Was Koch und die Seinen heute taten, ist zumindest Verfassungsbeugung.
    Dem ZDF ist das Rückgrat gebrochen. Von jetzt an wird ein ZDF-Zuschauer, der sich nicht veralbern lassen will, nicht mehr davon ausgehen können, dass ein ZDF-Journalist unabhängig ist. Wo so offensichtlich Politiker aus Parteitaktik hineinregieren können, da muss der Zuschauer bei jedem Journalisten erst einmal argwöhnen, er sei irgendeiner Partei zu Diensten. Oder sein Kollege. Oder sein Chef.
    Das ist keine Sache, die nur ein paar Medienethiker interessiert. Journalismus, der vom Staat redigiert wird oder auch nur diesen Anschein hat, schadet der politischen Kultur. In den USA verloren Fernsehen und Zeitungen dramatisch das Vertrauen der Zuschauer, als sie einseitig regierungsfreundlich über den Irak-Krieg berichteten. Will irgendjemand ernsthaft, dass ARD und ZDF in diese Falle geraten?
    Doch das ist nicht allein die Schuld von Roland Koch. Er allein war nie das Problem, sondern die, die ihm nicht in den Arm fielen und es doch hätten tun können.
    Wo waren denn die Politiker der Union, die für die Unabhängigkeit des Journalismus eintraten? Selbst die großen Alten der Partei, die keine Karriere riskiert hätten, die Richard von Weizsäckers und Kurt Biedenkopfs, schwiegen.
    Wo waren die Sozialdemokraten, die den Fall Brender nicht nur parteitaktisch ausnutzten, sondern den Mut aufbrachten, das ganze System per Verfassungsklage auf den Prüfstand zu stellen? Laut war nur ihre Anklage gegen die Union. Leise wurden die Klaus Wowereits und Kurt Becks, sobald auch ihr eigener Einfluss zur Debatte stand.
    Und wo war in dieser Debatte ZDF-Intendant Markus Schächter? Er hat nicht einmal versucht, die schon mobilisierte Öffentlichkeit für sich und seinen Chefredakteur zu nutzen. Immerhin: Er hat zu Brender gestanden, bis zum Schluss. Ein Intendant Hasenfuß ist er nicht. Aber auch keiner mit besonderem Mut.
    Der 27. November ist ein schwarzer Tag nicht nur fürs ZDF. Das wachsende Misstrauen der Zuschauer und Wähler trifft nicht nur den öffentlich-rechtlichen Sender, sondern die ganze politische Kultur, die nicht in der Lage war, einen Ministerpräsidenten außer Rand und Band aufzuhalten. Deutschland ist von heute an Berlusconi-Land.
    http://www.spiegel.de/kultur/g…aft/0,1518,663699,00.html
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    Das betrifft natürlich dann auch sat1 und arte.

  • Ist schon ok wegen der Politik in dem Fall.


    Denn die Medienpolitik betrifft auch "uns" hier. Foren und solchen Sachen, Internet.. sind doch auch gefährdet, wenns um offensichtlich gehegte "Kontrollsüchte" geht.


    Wenn Medien unter Kontrolle gebracht werden, läutet die Alarmglocke.. auch für uns hier. Gegen sowas wehren wir uns. Hat für mich nichts mit Politik zu tun, sonderen es ist für mich ein Menschenrecht, dass man sich frei äussern kann. Darüber muss man gar nicht erst politisieren. Es ist einfach so.

  • Ist schon ok wegen der Politik in dem Fall.


    Denn die Medienpolitik betrifft auch "uns" hier. Foren und solchen Sachen, Internet.. sind doch auch gefährdet, wenns um offensichtlich gehegte "Kontrollsüchte" geht.


    Wenn Medien unter Kontrolle gebracht werden, läutet die Alarmglocke.. auch für uns hier. Gegen sowas wehren wir uns. Hat für mich nichts mit Politik zu tun, sonderen es ist für mich ein Menschenrecht, dass man sich frei äussern kann. Darüber muss man gar nicht erst politisieren. Es ist einfach so.

    Boah, gut. So empfinde ich in diesem Fall auch. Das hast Du so treffend formuliert! Das mit dem ZDF werde ich in jedem Fall im Auge behalten. Vielleicht könnte man dies dann woanders hin verschieben, wenn's angebracht ist... (hab kein Problem damit)...

  • 3sat und arte
    :klug


    Ansonsten sach ich hier vielleicht lieber nix. Von wegen Politik und so. Will mich und Euch ja nicht aufregen.


    ist bei 3Sat und Arte nicht auch das ZDF mit im Boot?



    Interessant, das Ihr das hier aufgemacht habt, habe das heute erst im TV gesehen.


    Bei Roland Koch geht es mir nicht wie SFM, mein Messer geht nur bei weiblichen gespielinnen in der Hose auf, harr, aber das was er damit mitteilen möchte, teile ich dann auch, ist mir zu wieder dieser Typ.


    Nikolaus Brender fand ich damals geil, als er Gerhard Schröder so abgewatscht hat, nach der Wahlschlappe, das war die Sendung, wo Schröder so trotzig- kindisch reagierte und sich zum Deppen der Nation machte!



    Nebenbei: Nieder mit der GEZ Mafia!
    Damit meine ich nicht die Idee der Gebühren, sondern die Ausführungspolitik, die derzeit nur Unterstellungen, Erpressung und Willkür beeinhaltet!

    MICK69.JPGmetallica.ico

    Sweet Cousin Cocaine, lay your cool cool hand on my head...