1973 - Essen 09.10.1973 ------ Heute vor 40 Jahren.....

  • .... habe ich die Stones wieder live erlebt, es war in der Gruga-Halle in Essen.
    Ich wollte unbedingt Mick Taylor sehen.


    Seit "Dortmund 1967" hatte sich privat viel verändert. Inzwischen war ich verheiratet
    und meine Frau begleitete mich zu diesem Konzert. Unser zweijähriger Sohn
    verbrachte die Nacht bei meinen Eltern.
    Mit dem "Renault R5" waren wir schon früh angereist. In der Halle waren vor der
    Bühne erst ca. 50 Fans. Da meine Frau keine Lust hatte in dem zu erwartenden
    Getümmel zu stehen, haben wir seitlich in der ersten Reihe Platz genommen.
    Ich hatte meine "Revue 700 EL" mit 38 mm Obkektiv und Diafilm in der
    Jacken-Innentasche versteckt. Da es bei den Lichtverhältnissen nicht möglich
    war ohne Blitzlicht zu fotografieren, mußte ich bis zum Schluß warten als die
    Hallenbeleuchtung eingeschaltet wurde. (Siehe Fotos)


    Die Halle war gerammelt voll, über 8.000 Fans warteten auf die Stones.
    Zunächst spielte die Vorgruppe "Kracker.“
    Nach einer langen Pause dann endlich die Rolling Stones im gleißenden
    Scheinwerferlicht mit ihren Songs und dem neuesten Hit "Angie".


    Die Setlist:
    Brown Sugar
    Gimme Shelter
    Happy
    Tumbling Dice
    Starfucker
    Angie
    You Can't Always Get What You Want
    Midnight Rambler
    Honky Tonk Women
    All Down The Line
    Rip This Joint


    Das Finale nach einer Stunde. Mick hantierte auf der Bühne mit Eimern herum und
    schüttete den Inhalt ins Publikum, meist war Konfetti drin und manchmal Wasser.
    Das Zeitlimit der Halle war wohl erreicht, deshalb war bereits nach 11 Songs Schluß.





    Weitere Fotos unten ....

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  • ....noch 2 Fotos.




    "Kracker" wurde produziert von Jimmy Miller auf Rolling Stones Records.
    Dies ist die A-Seite, von der einzigen Single für das Label (RS 19106, Sept. 1973),
    ausgekoppelt vom Album "Kracker Brand" (RSR COC 49102).
    "Kracker" begleitete die Stones auf ihrer Europa Tour 1973.


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  • Essen 1973


    In Düsseldorf kletterten die Rolling Stones aus einer Chartermaschine aus Kopenhagen.
    Doch nicht alle, die Deutschland wenige Tage zuvor mit den Stones verlassen hatten,
    waren auch diesmal wieder mit dabei. Bianca hatte ihre Europavisite abgebrochen,
    Bobby Keys war schwer erkrankt und musste zurück nach London und Bill Wyman's
    Frau lag nach einem Autounfall schwer verletzt in einem Kopenhagener Krankenhaus.


    Ihnen blieb jedoch folgendes erspart. Auf der Landebahn stand die Polizei. Die Stones
    wurden peinlichst durchsucht. Das Gepäck wurde durchwühlt, jede Kleinigkeit von Hunden
    beschnüffelt. Erst gegen Abend konnte sich die Wagenkolonne in Bewegung setzen.
    Die Fahrt ging zu einem Burghotel bei Solingen. Die Stones waren am 9., 10. und 11. Oktober
    zu jeweils einem Konzert in der Essener Gruga-Halle angesagt und hatten für diese Zeit
    ihres Aufenthaltes das romantische Burghotel Hohenscheid gewählt.
    Für drei Tage wurde die abgelegene Burg Hohenscheid zum grössten Tummelplatz
    der grössten Rockgruppe der Welt.


    Im Burghotel herrschte schon Stunden vor Ankunft der Stones heillose Aufregung. Die
    Zimmerreservierungen waren durcheinandergeraten und das Telefon stand nicht mehr still.
    Kaum jemand vom Personal sprach einige Worte englisch und an der Telefonzentrale
    kannte sich sowieso niemand recht aus. Der Geschäftsführer war erst seit wenigen Wochen
    auf der Burg und versuchte nun verzweifelt, der Lage Herr zu werden. Immer wieder der Blick
    zum Eingangstor. Wann werden sie kommen? Auch eine attraktive junge Dame wartete
    schon. Sie nannte sich "Angie".


    Damit nicht jeder Neugierige hereinkam, wurde inzwischen ein Aufpasser postiert.
    Aber woher sollte er wissen, wer ..... ? Totales durcheinander als die Wagenkolonne
    heranrollte. Mick Jagger, Bill Wyman, Charlie Watts und einige von der Road-Crew sprangen
    heraus und drängelten im Eingang des Burghotels. Die Zimmerschlüssel wurden verteilt
    und man sah sich etwas um, bewunderte die Ritterrüstung am Eingang, den alten Saal
    mit dem grossen Kamin, die Bogenfenster und die schweren Möbel. Dann kamen auch
    Keith Richards und Mick Taylor.


    Portier und Telefonvermittlung bekamen von einem Stones-Begleiter eine Liste mit
    Decknamen: Falls jemand anruft - Mick Jagger heisst ab sofort S. Groves, Keith Richards
    nennt sich F. Dino, Mick Taylor ist Neville Terrace, Bill Wyman hat sich C. Palace getauft
    und Charlie Watts ist nur zu sprechen wenn nach Mister Parker verlangt wird.
    In dem ganzen Trubel war dem Hotel-Managment bald gar nichts mehr klar. Die neuen
    Gäste sorgten für jede Menge Arbeit. Einige wollten sofort etwas essen, einer war mit dem
    Zimmer unzufrieden und ein anderer verlangte die verschiedensten Übersee-Telefonverbindungen.


    Es blieb nur wenig Zeit bis zur Abfahrt zum Konzert in Essen. In den gemieteten Mercedes-Wagen
    bewältigte man die Strecke von der Burg nach Essen zum Auftritt und wieder zurück.
    Spät in der Nacht wurde es in den Burggemäuern wieder lebendig. Das Kaminfeuer prasselte,
    Mick Taylor spielte ein paar Akkorde auf einem alten Harmonium und nach einem gemütlichen
    Essen begab man sich nach und nach auf die Zimmer. Keith Richards war im Raum 103.
    Dort probierte er seine neue Stereo-Anlage aus. Er hatte sie aus Kopenhagen mitgebracht.
    Nach dem Ferrari, den Keith auf der Fahrt von Bern nach München schon werkstattreif
    gefahren hatte, war die phonstarke Anlage sein liebstes Spielzeug.


    Während Keith seine neue Errungenschaft auf Hochtouren laufen liess, dröhnte einige Türen
    weiter Live-Musik. Zwischen eilig aufgebauten Verstärkern und kleinen Lautsprecherboxen
    standen Mick Taylor und Billy Preston mit Gitarren in den Händen, Charlie Watts trommelte
    auf einer Tischplatte und Mick Jagger spielte Mundharmonika. Eine Super-Session um
    fünf Uhr früh. Erst in der Morgendämmerung wurde alles still.


    Es war schon Mittag, als die prominenten Gäste von Burg Hohenscheid wieder munter wurden.
    Die ersten Frühaufsteher trafen sich im grossen Speiseraum. Dann meldete sich Mick Jagger
    aus seinem Zimmer. Er hatte Magenbeschwerden und verlangte nach einem Arzt. In fieberhafter
    Eile versuchte man einen Arzt zu finden. Bald waren wieder alle Telefonleitungen blockiert.
    Für Aufregung war gesorgt. Trotzdem erlebten die 9000 Besucher des abendlichen Konzertes
    in der Essener Gruga-Halle wieder das volle Programm. Mehr noch, nach dem Auftritt der
    Krackers stand an diesem Abend gemeinsam mit Billy Preston auch Mick Taylor auf der Bühne
    und auf diese Sensation folgte wieder die perfekte Jagger-Show. Anschliessend zogen sich
    die Stones sofort wieder in die dicken Gemäuer ihres Burgsitzes zurück.


    Am nächsten Tag traf man sich wieder um die Mittagszeit. Bill Wyman kauderwelschte mit
    einem Kellner: "Was ist das: Rührei?" Lange versuchte der Kellner es zu erkären.
    Er musste sich jedesmal von neuem ein Herz fassen, wenn er wieder zu einem der
    Engländer an den Tisch musste, um eine Bestellung aufzunehmen. Und wenn die richtigen
    Speisen endlich aufgetragen waren, kam bestimmt ein vorangemeldetes Auslands-
    Telefongespräch dazwischen. Kaltes Essen musste wieder vom Tisch und wurde neu serviert.
    Auch so kann man einen Nachmittag verbringen. Bald wurde es wieder Zeit zur Abfahrt
    nach Essen. Der gleiche Ablauf wie an den Vortagen.


    Im Anschluss an die Konzerte in Essen standen zwei Gigs in Holland und zwei weitere in
    Belgien auf dem Tournee-Plan und so wollten Mick Jagger, Charlie Watts und Mick Taylor
    nach dem letzten Auftritt in Essen noch in der Nacht nach Amsterdam vorausfahren.
    Sie nahmen einen Mercedes, Mick Jagger am Steuer.


    USE YOUR SMILE AND ENJOY YOUR LIFE !

  • Tolle Zeilen von dir zu diesem Jubiläum! Das ist für jemanden der damals nicht dabei sein konnte besonders interessant. Solche Jahrestage bewegen oftmals besonders und wecken alte Erinnerungen. Ich habe auch welche zum 9.Oktober. Allerdings nicht zu dem vor 40 Jahren, sondern zu dem von 1989. Zur Erinnerung an diesen Tag ist heute auch so Einiges in Leipzig los...
    Ohne diese Tage aus dem Herbst 89 wären u.A. die Erlebnisse um die Stones hier nie möglich gewesen!

    "How long can we go on? Forever. We`ll let you know when we keel over." KR

  • Klasse geschriebener Erlebnisbericht, der einen fast mit dabei sein lässt !


    Auch die Bilder haben für damalige Verhältnisse eine super Qualität.


    Abendkasse 17,- DM ..... Wow, DAS waren noch Preise :D

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    » Alle Tage sind zwar gleich lang, aber unterschiedlich breit . «
    ( Wolfgang Neuss )

  • Danke Für den tollen Tourbericht. Er hat manche Erinnerungen wieder lebendig gemacht. Nach meinen Stoneskonzerten am 12.09.1965 in Essen Grugahalle, am 31.03.1967 in der Dortmund Westfalenhalle, 26.03.1966 Hertogenbosch/Holland und am 14.09.1970 in Hamburg Merckhalle war ich nach 3 Jahren Tourpause heiß auf die Tour 1973 und wollte so viele Konzerte besuchen, wie es ging und was die Familienkasse hergab. Meine erste Frau Kai war auch stets dabei und wir fuhren mit unserem VW von Ort zu Ort. Tourneestart war in Wien, wir waren dabei. Dann Mannheim, Köln und 3 heiße Abende in Essen - da wir in Bochum wohnten, brauchten wir nicht weit zu fahren. Ich habe etliche Fotos gemacht, die ich hier angehängt habe.

  • Hier gehts noch weiter: Alle Fotos sind von mir. Mit einer Super-8 Kamera habe ich auf der Tour 1973 in Mannheim, Köln und Essen Aufnahmen gemacht, großenteils direkt vor der Bühne. Die Aufnahmen wurden später veröffentlicht auf dem Video "Never too old to Rock`n Roll - The Rolling Stones in Germany", auch mit meinen Aufnahmen vom 31.03.1967 in der Westfalenhalle Dortmund (kurzer Schwarzweißfilm) und mit meinen Konzertaufnahmen von 1976 und 1982 in Deutschland.

  • Oh da kommt der blanke Neid durch, solche schönen Berichte und Fotos zu sehen.
    Da wäre ich gern dabei gewesen, die Stones (mit Mick Taylor) in ihrer wahrscheinlich besten LIVE-Phase. Auch wenn die Setlist arg kurz ist, aber damals ja wohl so üblich.
    Großen Dank an Money und Gruga 65 :thumbup:


    STONES FOREVER Nankering

    STONES FOREVER nankering_hsv_avatar.pngNankering


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  • Das ist ja ein Hammerthread. Das macht Spass. Danke an Alle. Hui wieso bin ich zu spaet geboren. Wenn auch kuerzer so waeren das sicherlich die Konzerte ganz nach meinem Geschmack gewesen.