Beiträge von Blue Lena

    Habe diesen alten , ca. 20 Jahre alten Artikel von Rio Reiser über die Stones gefunden, damals der Anlass, die Urban-Jungle Tour.Bei diesen Artikel lohnt es sich, den 2 mal aufmerksam zu lesen.Zitiert vom Spiegel, Ausgabe 22 /1990 vom 28.05.1990.


    28.05.1990



    Kann Mick Jagger singen?


    Rio Reiser über die Rock'n'Roll-Band Rolling Stones






    Reiser, 40, einst Sänger der Band "Ton Steine Scherben" und als deutsche Mick-Jagger-Ausgabe gerühmt, arbeitet heute solo. Seine jüngste Platte, soeben bei CBS erschienen, heißt schlicht "Rio III Reiser".


    Peter Handke hat versucht, es den deutschen Intellektuellen leichtzumachen, damals '66. In der Anweisung für die Schauspieler seiner "Publikumsbeschimpfung" gibt er ihnen unter anderem den Rat, sich "Tell Me" von den Rolling Stones anzuhören. In seiner unendlichen Weisheit empfahl er "Tell Me" und nicht etwa "Satisfaction".


    Wer sich "Tell Me" heute anhört, wird feststellen, daß hier gar keine Zeit mehr war, die Gitarren zu stimmen, geschweige denn Klangcollagen auszutüfteln. Diese Songs mußten hier und jetzt gespielt und aufgenommen werden. Auch wenn das Tambourin dem Tonmann das Trommelfell zerfetzt hätte. Na klar, so schlimm wird's vielleicht nicht gewesen sein, aber so ähnlich.


    Als ich diese Sachen zum erstenmal hörte, fiel mir sofort ein Wort ein: blutig. Fünf Dilettanten, die ihre Lieder nie geprobt, immer nur gespielt hatten, im Vertrauen auf Gott und Benzedrin. Scheiß auf die Virtuosität, ihr wißt schon, was wir meinen. Klasse, was? Hört sich gut an, ne? Ist es auch.


    Da helfen kein Computer und kein digitales Was-weiß-ich-wieviel-Spur-Studio, kein choreographisches Rumgehopse jaggerseits und keine makrobiotische Kost. Ich habe das Gefühl, sie geben sich alle Mühe, es schön sauber und ordentlich zu machen, aber auf den letzten Metern der Studioarbeit scheint der "besten Rock'n'Roll-Band der Welt" alles egal zu sein. Und was rauskommt, was wir dann mit unseren Tonköpfen, Saphiren und Laserstrahlen abtasten, ist eben doch ziemliche Schlamperei. Das gehört sich auch so. Wer hat denn in die Welt gesetzt, daß Rock was mit Ordnung zu tun hat, mit Tempo halten, exakter Dreistimmigkeit, gestimmten Gitarren und gepflegten Soli? Ich nicht.


    Wenn es bei Rockmusik um etwas geht, dann um Ekstase. Und die Tonleiter der Ekstase hat nun mal mehr als zwölf Töne. Vielleicht hat Leonard Bernstein, als er sich im Madison Square Garden hinter Keith Richards' Verstärker gesetzt hat, noch einige entdeckt.


    Zu den Anfängen der Stones! Folgt mir! Der Schluß von "The Last Time"! Ward dergleichen je in Vinyl gepreßt? Ein völlig überdrehter Sänger, der hysterisch "I don't know" kreischt, während zwei weggetretene Gitarristen immer wieder "Maybe the last time" gröhlen. Hat sich des weißen Mannes Seele je so weit vorgewagt? Ich weiß nicht.


    Andererseits: Würden die Übergänge zwischen Madrigalen und Rhythm and Blues jemals wieder so fließen wie in "Lady Jane", "The Singer Not The Song", "Out Of Time" etc.? Wo gaben sich Johnny Cash, Wastl Fanderl, Muddy Waters und John Dowland jemals wieder die Hand, wenn nicht auf den frühen Stones-LPs.


    Und plötzlich hatten die Linken ja ihr Herz für die Stones entdeckt. Uwe Nettelbeck sei's gedankt. Schlau wie sie waren, hatten sie sich nicht an einen Guru gehängt, wie so manche andere Gruppe der sechziger und siebziger Jahre. Nein, sie sangen vom "Street Fighting Man". Das hörte sich gut an. War von der Musik her aggressiver als "Revolution", und die Zeile "'cause in sleepy London town there's just no place for a street fighting man" wurde überhört.


    Als die Stones dann aber nach Berlin kamen, wurde der Eintrittspreis "allgemein" als zu hoch empfunden. Eigentlich hätte uns das nicht stören sollen, denn wir hatten ja schon lange unsere Mittel und Wege gefunden, in Konzerte zu kommen, ohne eine müde Mark abzudrücken. Aber es ging ums Prinzip. Und so wurde im eingeweihten Kreis beschlossen, Mick Jagger zu erschießen. Im Prinzip war aber keine Waffe da, und der Verfassungsschutz stand auch noch nicht Gewehr bei Fuß. So blieb's beim Stürmen. Und Jagger beim Singen: "Here you got your fucking Zugabe!"


    "Ta ta tata taaaa", und dann kam "Settisfekschn", und wir waren glücklich. Der Frontmann der Stones wurde also nicht von einem Fan erschossen. Man kann schlecht sagen, "Mick Jagger lebt", wie das so schön bei Jesus, Elvis und James Dean geht. Auch haben sich die Stones nicht aufgelöst, weil sie "sich nichts mehr zu sagen hatten". Sie hatten sich wohl sowieso nie viel zu sagen.


    Irgendwann hat Paul McCartney mal behauptet, die Stones hätten den Beatles alles nachgemacht. Sieht ja auch auf den ersten Blick so aus. Auf "Yesterday" folgte "As Tears Go By", auf "Revolver" "Between The Buttons", auf "Sgt. Pepper" "The Satanic Majesties Request". Mag sein, daß Andrew Loog Oldham, der Manager der Stones, ein abtrünniger Presseoffizier aus dem Hause Brian Epstein, sie immer wieder auf die Fersen der Beatles gehetzt hat. Auf dem Einband von "Satanic Majesties" kann man ja ganz klein, in vier Blumen versteckt, die Köpfe von John, Paul, George und Ringo erkennen. Aber was soll's.


    Die Stones waren einfach unfähig, etwas zu kopieren; Chuck Berry nicht, Buddy Holly nicht, weder Soul noch Motown. Und sie können's heute noch nicht. Sie können nicht mal ihre eigenen Titel richtig nachspielen. Die Stones sind die Stones. Und nur Dilettanten können ihnen den Whisky reichen.


    Handgemacht ist jetzt angesagt. Tod dem Computer. Da steht dann eine Band auf der Bühne, die nur ein klein bissel den Computer zu Hilfe nimmt; und sonst ist alles echt gespielt und klingt wie auf Platte. Was ist denn daran so bewundernswert? Der Schweiß? Die viele Zeit, die der Künstler beim Üben verbracht hat? Wer übt, kann nichts.


    1969, nach Brian Jones' Tod, ging das Gerücht, die Stones suchten für ihre Tour einen Gitarristen, der sich selber schminken kann. Und wen haben sie bekommen? Mick Taylor, einen jungen Dudler. Einen, der kein Solo auslassen konnte und es dem alten Keith Richards mal so richtig zeigte. Den hatten sie nicht verdient, der Mann verschwand und wurde ersetzt durch Ron Wood, für den eine Gitarre nur ein Stück Holz ist, das höllisch Krach machen kann.


    Kann Jagger singen? Nein. Genausowenig wie ich. Aber er tut's. Kann Jagger tanzen? Genausowenig wie Grönemeyer. Aber er tut's. Beherrscht die Band ihre Instrumente? Sie beherrschen sie nicht, sie bedienen sie nicht, sie haben sie in der Hand. Was ist ein Schlagzeuger, der nie treibt und niemals schleppt? Ein Bassist, der niemals den Einsatz vorträumt? Ein Gitarrist, der nur auf sein Solo wartet? Langweilig.


    Und manch durch Jogging jung gebliebenes Herz fragt sich jetzt: Müssen diese Greise eigentlich immer noch auf der Bühne rumhopsen? Sie müssen. Denn: Auf einem rollenden Stein wächst kein Moos. Nur auf seinem Bankkonto.












    DER SPIEGEL 22/1990

    In meinen Jugendjahren, da gab es nur die Stones , Led Zeppelin, Deep Purple, David Bowie, Doors, Rainbow und Uriah Heep. So ungefähr in der Reihenfolge.Das war die Zeit, der Blüte von Prince, Depeche Mode, Wham (mit G.Michael) etc.Das ist lange vorbei, ich mag inzwischen George Michael, besonders Prince und Depeche Mode sowieso, dass war keine Kritik an sozusagen "Nicht Rockgruppen",mein Geschmack ist vielfältig, aber bei Bon Jovi, oder Gotthard (aus der Schweiz) hörts irgendwie auf, ich finde die soo peinlich, die arbeiten mit Klischees, die sich echte Rockgruppen hart erarbeitet haben, solche Poser-Bands sind einfach nicht zu tolerrieren-sorry.

    Wenn ich dann lese, er arbeitete mit Rock-Legenden wie z.B Jon Bon Jovi zusammen, dreht sich bei mir der Magen um.Solche Poser, oder besser noch die Bezeichnung Hair-Metal Bands wie Bon Jovi, Poison etc, da gibt es viele, die haben die Rock-Musik ad absurdum geführt, ich hasse sie alle und das völlig zu recht.Keith Richards hat mal auf die Frage eines Reporters gesagt, wie er den amerikanischen Main Stream Heavy-Rock den so einstuft, er sagte: Good Musik for Elevators.Besser kann man es wohl nicht ausdrücken.


    Die Kinks, oder Ray Davies sind natürlich immer Klasse gewesen, nicht das jemand als Kritik versteht.


    Blue Lena

    Diesen wirklich interessanten Interview Ausschnitt möchte ich allen, die ihn noch nicht kannten, nicht vorenthalten.


    Townshend: Schon möglich. Denken Sie an das Androgyne von Mick Jagger. Wenn es je ein schwules Gen in meinem Körper gab, dann brachte er es zum Vorschein. Ich habe ihn beobachtet, und ich dachte, das ist der erste Mann, mit dem ich ficken will, das ist er. Als junger Mann war er schön und lang und schmal, sehr erotisch einfach nur zum Anschauen, gar nicht effeminiert, er hatte eine Art gemarterte, athletische Weiblichkeit. Ich war dafür offen, aber...


    Ich finde damit hat er den jungen Mick Jagger perfeckt getroffen!!


    Blue Lena.

    Charlie Watts


    Charlie Watts ist der Ruhepol der Rolling Stones. Er ist nicht der Mann, der im Vordergrund stehen muss. Im Gegenteil ihm ist es zuwider, wenn sich die Aufmerksamkeit auf ihn richtet. Während andere lange Vorträge bei Interviews halten, antwortet er knapp, präzise und distanziert. Trotz seines ganz anderes Wesen wollte Keith Richards unbedingt ihn als Drummer haben. Seine Spielweise kann einen Song enorm beeinflussen und ihn Kraft und Tempo verleihen.


    Nicht nur sein Wesen unterscheidet sich von denen der restlichen Rolling Stones, ausgenommen zum Teil Bill Wyman und Ian Stewart. Er ist auch ein großer Fan der Jazz Musik, als genau die Musikrichtung, gegen die die Stones am Anfang am meisten aufbegehrten. Und tourt heute noch mit seiner Big-Band durch die Lande. Bis auf wenige Jahre in den 80ern waren Mick Jagger und Charlie Watts sehr gute Freunde. Erst als Jagger, beeinflusst durch seine Solopläne, abhob bröckelte die Freundschaft kurzzeitig etwas. Keith Richards sieht in ihm sogar den Grund warum die Stones noch weiter machen. Erst wenn Charlie aufhört, so Richards, werden die Rolling Stones nicht mehr zusammenarbeiten. Neben seiner Tätigkeit als Drummer, als Respektsperson die von jedem geachtet wird, zeichnet er sich auch für die Ausgestaltung der Bühnen, der jeweiligen Tourneen verantwortlich.


    Noch heute fragt er sich, warum es überhaupt Fans der Rockmusik gibt! Watts ist seit über 30 Jahren mit seiner mit seiner Frau Shirley verheiratet und hatte im Gegensatz zu seinen Bandkollegen nie eine Affäre. Er steht eigentlich für all das, was nicht zum Image der Rolling Stones passt. Anzüge zieht er Jeans vor. Er kommt erst aus sich heraus, wenn sein Verstand gefragt ist und interessiert sich für den amerikanischen Bürgerkrieg.


    Im Gegensatz zu Keith Richards braucht er nicht die ständigen Tourneen. Er benötigt auch nicht das Interesse das ein Mick Jagger für sich vereinnahmen will. In seinem Mittelpunkt steht die Familie und er weiß ganz genau, das ein Star nichts besonderes ist.


    Als er Anfang der 60er zur Band stieß, war er noch als Grafiker angestellt. Den Job schmiss er jedoch, um bei den Stones voll einzusteigen. Natürlich war es ein Risiko, aber er schien zu ahnen, das da etwas Gewaltiges zusammenwächst.


    Mitte der 80er Jahre gab es einen Tiefpunkt in seinem Leben. Er verfiel den Alkohol und dem Heroin. Während aller der Jahre, in denen die anderen ein selbst zerstörerisches Leben führten, hielt er sich fern von den Drogen. Bis das Leben eines Rolling Stone in schließlich einholte. Ihm gelang jedoch der Ausstieg.


    Seit der Voodoo Lounge Tour hat sich eine minutenlange Standingovation eingebürgert, wenn bei der Bandvorstellung sein Name fällt. Wenn man genau hinsieht, erkennt man wie peinlich gerührt er jedes Mal ist. Es bleibt nichts weiter zu sagen, außer das er vielleicht das Beste ist, was den Rolling Stones wiederfahren konnte.

    :lechzAlso die Schauspielerin Nathalie Avalon , die ist einfach rattenscharf, sorry aber ein anderes Wort fällt mir gerade nicht ein, sabber :lechz

    Warum wird dieses Bild dann ständig, (es ist ja die 1969er Us-Tour) mit der Exile Veröffentlichung gezeigt, sogar im Rolling Stone steht unter dem Bild: Mick and Keith auf der 72 Us-Tour usw ???Das sollte ja diesem Blatt eigentlich nicht passieren oder? Auch auf der Exile Ausstellung in Paris wurde dieses Bild mit Exile veröffentlicht, das kann ja deutschen Zeitungen passieren, die mal ausnahmsweise im Zuge der Exile Veröffentlichung einen Artikel schreiben? :dandepatsch