Beiträge von Blue Lena

    Klasse Artikel:


    Exile on Main Street» von den Rolling Stones, ein Epizentrum der Rockmusik, erscheint neu gemastered und mit Zusatzstücken. Eine Hommage inklusive Hörproben.



    Vielversprechende Demos


    Das neue Mastering macht die Wucht von «Exile on Main Street» fast körperlich spürbar. Auf einer zweiten CD bieten die Stones zehn weitere Stücke an, die noch nie offiziell zu hören waren. Zum einen ein paar frühe Fassungen bekannter Songs aus dem Album, dazu Unveröffentlichtes.


    Trotz der grossen Mühe, die sich die Stones mit diesem Zusatzmaterial gegeben haben, muss man sagen: Man versteht, warum sie diese Stücke oder Fragmente entweder weitertrieben oder aufgaben. Immerhin klingt Mick Jagger auf «Following the River», das ein bisschen an «Soul Survivor» erinnert, als weisser Soulsänger absolut glaubwürdig. Auch «I'm Not Signifying», ein schleppender Blues mit einem langen Intro am Klavier, hat etwas von einem vielversprechenden Demo, an dem die Band hätte weiterarbeiten können. Anderes überzeugt weniger, weil Jagger die Musik zu wenig ernst nimmt und in der Selbstparodie verharrt.


    «Stones in Exile» heisst ein einstündiger Dokumentarfilm über die Entstehung von «Exile on Main Street», der jetzt in Cannes erstmals gezeigt wird und der Ausschnitte aus der berüchtigten Doku «Cocksucker Blues» zeigt. Der Film von Stephen Kijak erscheint am 18. Juni auf DVD (Phonag). Im Herbst erscheint noch mehr Material zu den Stones jener Ära: Zum ersten Mal auf DVD gibt es dann den Tourfilm «Ladies and Gentlemen ... The Rolling Stones» von 1972. Der Auftritt der Rolling Stones im Rahmen der «T.A.M.I.»-Show im Jahr 1964 ist nun ebenfalls greifbar: Die vollständige Show unter anderen mit James Brown, den Supremes und Chuck Berry – ist seit der Kinopremiere von 1964 erstmals offiziell erschienen (DVD bei Shout Factory!). (jmb/cf)



    The Rolling Stones: Exile on Main Street (Universal) – als Einzel-CD, Doppel-CD mit Zusatzstücken oder Deluxe-Ausgabe inklusive DVD-Dokumentation.
    Mick Jagger mag das Album nicht besonders, weil seine Stimme darauf zu wenig klar zu hören ist. Keith Richards mag das Album sehr, kann sich aber schlecht daran erinnern, weil er bei den Aufnahmen Heroin spritzte und dauernd über seiner Gitarre einschlief. Mick Taylor wiederum, der damalige Leadgitarrist, wurde von den beiden andern dauernd geplagt, nichts war ihnen gut genug. Bill Wyman und Charlie Watts schliesslich, die Rhythmusgruppe: Sie konnten das ewige Warten nicht ertragen und tauchten manchmal gar nicht erst auf, als man endlich hätte aufnehmen können.


    Aber nicht in einem Studio. Sondern im feuchten, finsteren Keller der Villa Nellcôte bei Nizza. Dorthin waren die Rolling Stones 1971 vor den britischen Steuerbehörden geflüchtet. Und dort arbeiteten sie weiter an ihrem neuen Album – mit allem, was damals dazugehörte: ungebetene Gäste, rauschhafte Feste, Dealer und Polizisten, Kokain und Champagner, Sex in allen Lagen, Streit und Suff. Und etwas Musik.


    Zurückhaltende Kritik


    Als «Exile on Main Street» 1972 erschien, nach zwei schleppenden Jahren mit Aufnahmen in London, Nellcôte und Los Angeles, reagierten die Kritiker zurückhaltend. Die grösste Rock 'n' Roll-Band der Welt, wie sie sich gern nannte, hatte kein Rock-Album aufgenommen, sondern ihre Musik mit Blues, Honkytonk, Hillbilly und Country, Rockabilly, Soul und Gospel legiert. Die Musik klang so düster, wie das Plattencover von Robert Frank aussah, dem Schweizer Fotografen. Ein Cover ganz in Schwarz und Weiss, genau wie die Musik.


    Heute gehört «Exile on Main Street» zu den besten Rockplatten überhaupt. Um zu verstehen, warum das ausgerechnet den fünf bleichen Briten gelang, muss man zu den Anfängen der Band zurückgehen, konkret: zu ihrem Auftritt im Santa Monica Civic Auditorium von Los Angeles 1964, als die Stones eben begonnen hatten, in Amerika bekannt zu werden. Damals waren sie für die «T.A.M.I.»-Show gebucht worden, sie sollten mit vielen andern Bands auftreten, schwarzen und weissen.


    Zu ihrem Schrecken realisierten sie, dass die Produzenten sie als Hauptgruppe gebucht hatten, was bedeutete, dass sie nach James Brown mit seiner explodierenden Funk-Musik auftreten sollten, seinen brünstigen Schreien und Tanzeinlagen. Die Stones protestierten heftig, aber vergeblich. James Brown liess ihnen ausrichten, er werde sie von der Bühne fegen. Er kam, sang, schrie, tanzte – und fegte alle weg, die vor ihm aufgetreten waren. Dann kamen die Stones, sangen, spielten – und überzeugten alle, sogar ihre schwarzen Kollegen. Nach dem Konzert kam Brown in ihre Garderobe und gratulierte.


    Bastard der Kulturen


    Die Anekdote macht klar, was die Rolling Stones anderen weissen Gruppen voraus hatten: Sie hatten nie vergessen, wem sie ihre Inspiration verdankten, machten daraus aber etwas Eigenes: eine Kombination aus Keith Richards' Rock-'n'-Roll-Gitarre und Mick Jaggers ironisch-erotischem Gesang. In ihren besten Stücken kontrastiert Hitze mit Kühle, Schwarz mit Weiss, Kraft mit Eleganz. Auf «Exile on Main Street» brachten sie diese Gegensätze ein letztes Mal zur Kollision, dann kam sich Richards mit seinen Drogen abhanden, Jagger übernahm das Kommando und steuerte die Band Richtung Jetset, Perrier und Sponsoren.


    Das Album feiert seine eigene Geschichte, indem es alle Stile verwendet, aus denen sich der Rock 'n' Roll, dieser multikulturelle Bastard, zusammensetzt. Zum einen führen die Stones hier mehrere ihrer schweren, mittelschnellen Rocknummern auf, die ihre Einflüsse ohne Rückstände verschmelzen. Und die keine Band besser spielen kann als sie, Stücke wie «Rocks Off», «Casino Boogie», das swingende «Ventilator Blues» oder «Tumbling Dice», das die Band bis heute an den Konzerten spielt.


    Zerbrechliche Balladen


    Der Rest des Doppelalbums erinnert an die musikalische Geschichte der amerikanischen Populärkultur, schwarz, weiss und arm. Demonstrativ covert die Band zwei sehnige Bluesnummern, Slim Harpos «Hip Shake» und «Stop Breaking Down» von Robert Johnson, und sie spielt sie als sexuelle Verlockung. Überdeutlich wird auf dem Album auch die Countrymusik zitiert, die Richards über alles liebt und die Jagger so oft zur Parodie verkommen liess. Nur hier nicht, wie sein zärtlicher, melancholischer Gesang auf den akustisch arrangierten Stücken «Sweet Virginia» oder «Sweet Black Angel» vormacht. Keith Richards' Freund Gram Parsons war bei den Aufnahmen dabei, bis man ihn wegschickte, weil er mit den Drogen nicht klarkam. Von Parsons hat Richards alles über die rebellischen Countrysänger von Bakersfield gelernt, «und obwohl Mick nie dergleichen tat», wie er sich erinnerte, «hörte er genau zu, als Gram und ich zusammen spielten.»


    Nach diesen zerbrechlichen Balladen verdunkelt sich die Musik gegen Ende der Platte wieder, Shuffles und schnelle Rocknummern wechseln sich ab. Gegen Ende singt Jagger die Gospelnummer «Shine A Light» ohne einen Hauch von Ironie. Sie handelt von Brian Jones, dem ehemaligen Gitarristen der Band, der 1969 ertrank. Wenig später würde auch Gram Parsons an einer Überdosis Drogen sterben. «You only leave the Rolling Stones in a box», hat Richards einmal über die vielen Leichen gesagt, die um ihn herum liegen blieben. Die musikalische Atmosphäre auf diesem Album wird vor allem ihm zugeschrieben, seiner Liebe zu den Vorbildern. Genau genommen hat auch Mick Jagger, sein Freund und Partner, nie mehr so roh, so verletzlich und so verzweifelt gesungen wie hier.

    Auf Rollingstone.com gibt es eine Bilderreihe mit dem Titel:
    Torn and Frayed in the South of France: Photographs From the Making of 'Exile on Main Street' and Rolling Stones' 1972 Tour. Auf Bild Nr.12 von 18 Stück steht Mick and Keith auf der 1972 Us-Tour usw, dass ist aber eindeutig ein Bild der 69er Tour, dass ist nicht schwer zu erkennen, hätte nicht gedacht, dass dem Rollingstone, so etwas passiert, dass ist peinlich.

    Wenn man den Artikel liest, den Neandi dankenswerter Weise eingestellt hat, wird einem doch eindeutig klar, dass an all diesen Aussagen : Ja, die Stones, die waren mal so bedeutend, dass die ganze Welt fiebrig auf ihre neuen Scheiben wartete, wie auf Exile on Main Street etc, aber heute ????? Sie waren tätsächlich mal die beste Band der Welt, dieser inzwischen völlig abgenutzte Begriff, der immer wieder fällt, wenn von den Stones die Rede ist, aber all das warum wir sie lieben, dass haben sie sich in einer kreativen Phase erspielt, mit Talent, harter Arbeit und Dekadenz.Was wäre gewesen, wenn sie nach USA Tournee 1972 und der Europa Tournee 1973 aufgehört hätten?

    Habe da mal eine Frage, ist die Version der DVD "Stones in Exile" die man als "Beilage" bekommt, die gleiche welche in Cannes, oder im amerikanischen Fernsehen gezeigt wird? Sind alle ca. 30 Minuten lang, oder gibt es Unterschiede?



    Blue Lena ?(

    Aus der TAZ, ganz frisch und erstklassiger Artikel:


    Steuerflucht an die Côte d'Azur


    Zu Beginn der 70er Jahre waren die Rolling Stones am Ende. Dann produzierten sie das Album "Exile on Main St.". Fast 40 Jahre nach Erscheinen gilt es als beste Rockplatte. VON KARL BRUCKMAIER


    Heraus aus der Krise: Mick Jagger und Bill Wyman bei Konzert in New Yorks Madison Square Garden 1972. Foto: ap
    Inzwischen scheint ja ein jeder Pizzabote, der einmal an der Villa Nellcôte in Villefranche geklingelt hat, ein Enthüllungsbuch über "seine Erlebnisse" mit den Rolling Stones im selbstgewählten Steuerexil an der Côte dAzur veröffentlicht zu haben: Mann, da ging so was von die Post ab, Drogen, laute Musik, Weiber, eine sonnenflirrende Party vom Mai 1971 bis in die Puppen des ausgehenden Jahres, und mittendrin nahmen die Stones eine Platte auf, da wäre man gern dabei gewesen, hätte man was davon gewusst, aber wir waren ja erst 16 und saßen ein wenig verdattert um einen mit Resopal bezogenen Küchentisch in einem kleinen Knusperknäuschen in Niederbayern: "Exile on Main St." lag vor uns, die neue Stones-LP, das komische Robert-Frank-Cover mit den Kontaktabzügen, die Schrift so ein Gekrakel. Und vor allem: keine Hits.
    Einer von uns hatte sein Schüler-Bafög geopfert, um die Zusammenkünfte an der Billigst-Stereo-Dröhnmaschine mit einem neuen "Satisfaction" zu bereichern, und nun das hier. Jagger war irgendwie gar nicht zu hören, dann Bläser, so ne Scheiße, viel Geklimper mit der rechten Hand, Backgroundsängerinnen, die Geißel der 70er, Country, Dschungelgetrommel, nein, das hatten wir uns definitiv anders vorgestellt, mehr so wie "Brown Sugar", wo man gleich mitdengeln kann und die Luftgitarre rausholen, aber wem erzähle ich das? Andererseits gibt man so ein Taschengelddesaster nicht so gern zu, "Tumblin Dice", da würde man sich vielleicht dran gewöhnen, aber sonst? Katzenmusik. Was sang der da? "I only get my rocks off while Im dreaming"?



    Mann, unsere Felsen gingen ab, wenn der Quelle-Katalog versehentlich oder absichtlich an der Unterwäsche-Seite offen rumlag. Jagger hatte vielleicht Probleme - die Probleme eines dreißigjährigen Dandys, aber keinesfalls die Probleme eines pickligen Biertrinkers aus der deutschen Provinz, den die Mädchen nicht einmal mit der Grillzange anfassen würden. Wie auch immer, die Stones waren erst mal durch; ein paar Monate später habe ich meinem Freund die Platte trotzdem abgetauscht gegen was weiß ich, weil mich irgendwas an dieser Sorte Stones faszinierte, trotz aller Mängel aus Pubertierenden-Sicht.
    Ein paar Jahre später wurde mir schließlich klar, dass dies hier die ultimative Rockplatte ist, Schluss, aus, vielleicht weil der Quelle-Katalog nicht mehr so aufreizend wirkte wie einst: Die CD-Version wurde nachgekauft, Texte über die Platte geschrieben, schließlich erscheint heute eine aufgebrezelte Fassung für das 21. Jahrhundert mit zehn Bonus-Tracks und die Super Deluxe Edition mit goldener Badewanne und darin liegendem Buch samt DVD, und bei den Filmfestspielen von Cannes wird das Teil auch gezeigt. Nicht die Badewanne, der Film. Zur besten Rockplatte aller Zeiten. Wie gesagt.


    In dem Film erzählt Bobby Keys, der Saxofonist auf "Exile on Main St.": "Ja, verdammt, da wurden ein paar Joints gedreht und Whiskeyflaschen standen da und die Mädels hatten wenig an, es ging schließlich um Rock n Roll". Doch der Chef, inzwischen auf einem etwas bräsig wirkenden Elder-Statesman-Trip, ist durchaus anderer Wahrnehmung: "Alles musste ich selbst erledigen; der Produzent Jimmy Miller hatte nichts mehr im Griff und ansonsten lagen da nur Betrunkene oder Junkies herum."
    Dabei dürfte "Exile on Main St." die einzige Stones-Platte sein, bei der Jagger nicht voll und ganz das Sagen hatte. Zu Beginn der 1970er-Jahre war die Band eigentlich am Ende, fertig, trotz sensationeller Alben und triumphaler Tourneen. Brian Jones war in seinem Swimmingpool gestorben, vielleicht ermordet worden. Jagger hatte sich von Marianne Faithful getrennt, auch nicht einfach. Das Altamont-Debakel mit dem Tod von Meredith Hunter wurde den Stones als Konsequenz ihrer Hybris angekreidet. Die britische Labour-Regierung hasste Hippie-Millionäre und forderte gigantische Steuerschulden ein, aber Geld war keins da. Die Amerika-Rechte an allen Tantiemen waren in die Hände des Rechtsanwaltes Allen Klein geraten, der gar nicht daran dachte, einen Cent davon wieder herzugeben.
    Prozesse wurden geführt und eingestellt. Vergleich nennt man diese Art von Pleite. Jagger drehte komische Filme, Richards ließ sich mit der Marseiller Drogenmafia ein, und Charlie Watts und Bill Wyman waren auch keine große Hilfe. Da war es Zeit für einen Befreiungsschlag, und wer sollte den führen, wenn nicht Mick Mastermind himself. Die Band wurde auf Anraten des Steuerberaters an die Côte dAzur kommandiert, auch wenn Wyman und Watts klagten, dass eine bestimmte Sorte Senfgurken bei den Froschfressern schwer zu erhalten sei und die Milch anders schmecke.
    Keith Richards und Anita Pallenberg entschieden sich für ein kleines Schlösschen im Braunen (die Nazis sollen da früher mal residiert haben), und nach Micks Hochzeit mit Bianca im Mai 1971 zog die Hochzeitsparty einfach dorthin um; Gram Parsons samt Frau und Heroinvorräten stieß hinzu, Dr. John, Nicky Hopkins und Ian Stewart ließen ein Klavier aufstellen, Mick Taylor brachte sein Schminkköfferchen mit, Jagger parkte die hochschwangere Ehefrau unter tausend Liebesschwüren in Paris und los konnte es gehen - die Stones waren in der Stadt. Man feierte und wohnte und schlief kreuz und quer durch diese tumultuösen Monate wie einst die Protagonisten in Boccaccios Decamerone, und wenn Keith im Morgengrauen mit seiner musikalischen Entourage Richtung Kellerstudio trödelte, konnte man Mick mit den Zähnen knirschen hören: Doch der Hausherr war Keith, was soll man machen?
    Bitte 18-mal durchklicken!
    Charlie Watts beschreibt den Arbeitsprozess: "Keiths Rezept ist einfach. Man nehme einen Song, spiele ihn zwanzigmal, lasse ihn dann gut durchziehen, spiele ihn wieder zwanzigmal, und dann taugt er entweder was. Oder nicht." Jagger zischte später so was wie "lausig" und "keine Disziplin in der Truppe", nahm die Bänder mit nach Los Angeles, fügte noch ein paar Lyrics hinzu und gab es schließlich auf, seinen Gesang aus dem tiefblau eingefärbten R & B-Schlamm zu extrahieren, den Richards und Produzent Jimmy Miller da zusammengemixt hatten.
    Was man auf "Exile on Main St." zu hören bekommt, immer noch, ist genau diese Opposition zwischen Rock und Roll, zwischen Jagger und Richards. Der gerade auf dem falschen Fuß erwischte Musik-Bürokrat versus egomanischer Momentmensch. Von "Rocks Off" über "Rip this Joint" bis "Turd on the Run" hörte man dieses unglaubliche Eingespieltsein, dieses Selbstverständliche unendlich oft geübter Spielzüge (würde man im Fußball sagen), diese Automatismen, die den Teppich erst zum Fliegen bringen, diesen Groove eines glücklichen Moments - ständig wird beschleunigt und voll abgebremst, als sei es die einfachste Übung der Welt. Dazu diese Anfänge! Bitte im CD-Player 18-mal durchklicken. Brennender Gummi. Lautpoesie. Wie 18 große erste Sätze aus Jahrhundertromanen, bei denen niederbayerische Teenager noch nicht mitkommen und nie mithalten können, weil sie nicht ahnen, was ein Learjet sein könnte und wie sich das anfühlt, wenn eine Balletttänzerin auf deinem erigierten Schwanz eine Pirouette dreht.
    Rock n Roll ist in einem ganz positiven Sinne mit "Exile on Main St." erwachsen geworden. Selbstbestimmt. Frei. Souverän. Aber auch dekadent und entrückt. Sogar Jagger erliegt diesem Sog des langen Moments, der stillstehenden Zeit, der Faszination am Stones-Sein, vertreibt seinen Nebenbuhler Gram Parsons vom Hofe (selbst in der CD-Neuauflage und der DVD findet er keine Erwähnung) und pimpt sein Ego auf, indem er sich an Anita Pallenberg ranmacht.
    Dazu singt er in seinem feinsten Fake-Amerikanisch, dreht und rollt sich wie eine läufige Kätzin, wulst den Lipp und tut den Mick. "Exile on Main St." leuchtet von innen heraus, es glüht wie Hölle, auch nach vierzig Jahren noch, ein Leuchtfeuer des Hedonismus. Des menschlichen Glücks. Ein kolossaler Irrtum. Wie alle schönsten Dinge des Lebens.



    Quelle : http://www.taz.de


    http://www.taz.de/1/leben/musi…-unsere-felsen-gingen-ab/