Die Reissverschlussreise durch den Mittleren Westen von Thumb59 und Prinzessin

  • Man kann sich zur silbernen Hochzeit das goldene Tablett servieren lassen oder aber einen Abstecher für 12 Nächte in die USA machen für:


    14 Staaten und kurz Kanada, also eine ZIP TOUR in Kleinformat


    Dieser Bericht ist für jene gedacht, die auch etwas ausserhalb der Konzerte über den Mittleren Westen (obwohl ja noch recht im Osten) zum Schmunzeln, Lachen oder auch sonst erfahren möchten. Ansonsten geht einfach weiter. Jetzt ist es ca. 18.00 h Ortszeit und wir machen uns gleich auf den Weg zu unserem 4. und letzten Konzert der ZIP Tour, also unserer Zip Tour. Etliche Umwege haben uns an skurrile Orte und Begebenheiten gebracht. Sobald ich zu Hause bin, werden Fotos nachgereicht. Man verzeihe mir, dass ich etwas langsamer bin und nicht alles gerade downsizen, uploaden etc. kann.


    Unsere Reise begann am 16. Juni in Zürich und wir hatten einen ganz guten Start. Überrascht waren wir über die Immigration in Chicago. Innerhalb von 5 Minuten waren wir durch. Man muss alles selbst am Automaten machen, bekommt eine Art Check-in Zettel und abg geht's zum Immigration Officer zum Pass stempeln. Bei der Hertz Autovermietung waren wir schnell, nur hatten die einen Computerausfall und konnten keine Autos rausgeben. Naja ich will ja keinen Computer sondern mein reserviertes Auto abholen. Nach einer ewigen Stunde, wir sollten ja weiter fahren und endlosen Fragen über diese und jene teuren Zusätze, die man unbedingt buchen sollte, ging es also los in das Land der begrenzten Unmöglichkeiten.
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    Endlich endlich kamen wir aus diesem Strassengewirr von Chicago heraus und fanden eine Landstrasse, den Highway 41 Richtung Süden. Es geht vorbei and verlassenen Fabriken und Farmen und trostlosen Dörfern in denen die Menschen nur mit dem Alkohol ein bisschen glücklicher dreinschauen. Es gibt so exotische Ortsnamen wie Morocco oder Bismarck. In Carbendale sieht es nach Motel aus. Ich kaufe in einem Store eine Cola und frage mal nach den Übernachtungsmöglichkeiten. Ein etwas lädierter Cowboyhuttragender Mann legte mir nahe besser weiter zu fahren in die nächst grössere Stadt. Hier würde er sicher nicht bleiben, wenn er raus könnte. Die Motels sehen anscheinend nur für lokale abtrünnige Ehemänner oder so mit den entsprechenden nicht gewechselten Bettlaken. Naja, so genau wollte ich es eigentlich nicht wissen.
    Wir fuhren weiter und ich wurde immer müder. Also weg vom Highway 63 Richtung Danville. Danville eine mittlere Stadt mit Ampeln und Wegweisern nach Paris hatte ein Days Inn zu bieten. Was gibt man nicht alles für ein Bett und wir waren froh, dass wir etwas fanden. Falls jemand das Buch von Hape Kerkeling "ich bin dann mal weg" gelesen hat muss ich über den Sauberkeitszustand des Zimmers bzw die hygienischen Einrichtungen von Bad nicht weiter berichten. Immerhin fanden wir das erst am nächsten Morgen heraus. Ganz schnell aus dieser Stadt, wo es sehr trist ausschaut, ausser vielleicht dem Schild nach Paris. So fuhren wir über den Highway 63 zurück auf den Highway 41 und passierten den Staat Indiana und Kentucky bis wir in Nashville Tennessee am frühen Nachmittag ankamen. Zwischen durch kamen wir an Atommeilern noch mehr traurigen Dörfern und heruntergekommenen Läden und Häusern vorbei. Am frühen Nachmittag kamen wir im Holiday Inn Express an. Viel Zeit bis zum Konzert blieb uns nicht. Also los mit dem Taxi und unseren 2 Teddies, die schon lange kein Konzert mehr versäumten. Angekommen erfuhren wir, dass selbst kleine Handtaschen nicht mehr erlaubt sind. Also wieder zurück zum Hotel und Teddybären dalassen und wieder zurück zum Stadion. Nashville war tropisch heiss und feucht. Das Konzert wurde ja bereits beschrieben. Nach einer wilden Taxifahrt durch Nashville City kamen wir irgendwann im Hotel an. Die Polizei machten es den Autofahrern nicht leicht auf die Interstates zu gelangen. Sämtliche Einfahrten um das Stadion waren gesperrt und überall standen Auto quer. So sahen wir immerhin Nashville bei Nacht und hatten mit zwei Mitfahrern eine lustige Autofahrt. Viel mehr sahen wir von Nashville nicht. Es ist einfach zu heiss um in der Jahreszeit Sightseeing zu betreiben.
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    Von Nashville sind wir über Umwege und Seitenstrassen nach Pittsburgh gefahren. Wir sind am Morgen so schnell als möglich wieder vom Interstate herunter und bis nach Servierville. Auf dem Weg sind wir an Chattanooga vorbei und dann in die Great Smoky Mountains von Tennessee. Auch wenn es keine Alpen sind, sind es wunderschöne Passstrassen. Ausser dass die ganze Gegend schon für den 4. Juli festlich geschmückt war, war es leider wie so oft. Die Leute sind wirklich am und ich weiss nicht ob sich da jemand überhaupt sogar ein Lucky Ticket hätte leisten können. Sie leben von der Hand in den Mund, es sei denn ihre Söhne oder Töchter sind bei der Armee und verteidigen ihr Land gerade irgendwo im wilden Osten. An jeder Ecke hat es irgendeine Religionsgemeinschaft und es scheint mir Bigotterie was da betrieben wrd. Unter dem Segen von God Save America dürfen sich weniger glückliche Menschen für Präsident und Vaterland irgendwo aufopfern und wenn sie zurückkommen interessiert es kein Schwein wie es ihnen geht. Die Restaurants und Coffeeshops sind nicht nostalgisch schön sondern weisen darauf hin, dass die Renovationen am Dach schon lange überfällig sind. Trotzdem sind die Leute immer wieder auch sympathisch, wenngleich sie in ihrer Aussichtslosigkeit immer wieder betonen im reichsten Land der Welt zu sein. In einem Film von der Gegend der erst kürzlich auf einem deutschen Sender ausgestrahlt wurde hat man es treffend gesagt: Sie können gar nicht reisen um die Unterschiede zu sehen, weil das Geld überall fehlt. Eine traurige kleine Welt. Wen jemand aber gerne Motorrad fährt ist diese Gegend ausgesprochen intensiv zu kurven. Sobald man in flache Gegenden kommt wird viel angebaut: Mais, Getreide und viel Gemüse. Trotz der Hitze waren wir überrascht wie grün das Land war. Es hatte aber viel und oft zuvor geregnet. So hatten die Rolling Stones auf dieser Tournee fast mehr Glück als Verstand, denn es ist eine sehr regenreiche Zeit.

    - Keiner kommt hier lebend raus -

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