Töchter sind anstrengend

  • Der hat es aber auch nicht gut:


    Justiz


    Einem Deutschen droht das russische Gefängnislabyrinth


    Von Michael Ludwig, Moskau


    Löchriges Regelwerk, Behördenwillkür - die russische Justiz gibt kein gutes Bild ab
    03. März 2007
    In der südrussischen Stadt Astrachan steht ein Geschäftsmann aus Schwaben vor Gericht. Vor drei Jahren war er nach Russland gereist, um in einem Verfahren als Zeuge auszusagen. Seither sitzt er als Beschuldigter im Gefängnis. Egor Schneider hatte von Deutschland aus Luxusautos an Kunden in Russland verkauft. Die Ermittler und die Staatsanwaltschaft werfen Schneider vor, er habe geschmuggelt, die Zollgebühren für den Import der Autos nicht bezahlt und womöglich sogar eine kriminelle Vereinigung gegründet.



    Schneiders Anwalt Piotr Kirejew sagt, laut den Gesetzen müsse nicht der Verkäufer, sondern der Kunde, der ein Auto einführe, die Zollgebühren zahlen. Außer Ermittlern und Staatsanwaltschaft scheinen sich in dieser Frage alle einig zu sein. Wird Egor Schneider schuldig gesprochen, verschwindet er für Jahre im russischen Gefängnislabyrinth.



    Behördenwillkür ist Alltag



    Schneiders Frau Tatjana, die in Schwaben lebt, kämpft für die Freilassung ihres Manns. In russischen Blättern hieß es daraufhin, was Schneider geschehen sei und in Deutschland für Bestürzung sorge, könne in Russland jedem zustoßen - das Regelwerk sei löchrig, Behördenwillkür Alltag. Als Russlanddeutscher aus Kasachstan habe Schneider wissen müssen, was ihm in Russland drohe.



    Schneider war auf Bitten der Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB im Frühjahr 2004 freiwillig nach Moskau zur Zeugenvernehmung gekommen. Seither sitzt er in der Provinz in Untersuchungshaft, wo der internationalen Öffentlichkeit weniger auffällt, was geschieht.



    Fabrizierte Beschuldigungen



    Der Prozessbeginn wurde immer wieder verschoben, obschon Schneider herzkrank ist und über schlechte Haftbedingungen klagt. Kritiker des Verfahrens meinen, die Beschuldigung gegen ihn sei fabriziert worden, um die wahren Schuldigen zu verschonen. Schneiders Frau berichtete von Angeboten aus Russland, ihren Mann gegen Zahlung von viel Geld laufenzulassen.



    Sein Anwalt Kirejew sagt, es sei unfassbar, dass Schneider noch immer in Haft sei, obschon die Käufer der Autos, unter ihnen bekannte Personen, die Zollgebühren Ende 2004 schließlich doch noch bezahlt hätten. Der Grund für die Haft sei aber klar erkennbar: Wenn man Schneider freilasse, müsse man andere wegen des Versuchs anklagen, den Zoll zu hintergehen. Das solle offenbar verhindert werden - so dass Schneider weiter unschuldig leiden müsse.