1997 - 09 / September - Bridges To Babylon

  • BRIDGES TO BABYLON



    Doppel - LP Cover-Vorderseite mit Plattenhüllen


    Virgin UK V 2840


    Side 1


    Flip The Switch 3:28
    Anybody Seen My Baby 4:31
    Low Down 426
    Already Over Me 5:24


    Side 2


    Gunface 5:02
    You Don`t Have To Mean It 3:44
    Out Of Control 4:43


    Side 3


    Saint Of Me 5:15
    Might As Well Get Juiced 4:43
    Always Suffering 5;23


    Side 4


    Too tight 3:33
    Thief In The Night 5:15
    How Can I Stop 5:53

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  • BRIDGES TO BABYLON


    Hier ein Beitrag zur Scheibe - ist zwar strenggenommen die falsche Rubrik, weil ich in meinem Review etliche Male den Begriff CD verwende, ist aber eigentlich eh Jacke wie Hose, inhaltlich ist das Programm von CD und LP dasselbe... ausserdem interpretiere ich LP einfach mal als Longplay, also nicht unbedingt als Vinyl-Scheibe...





    FLIP THE SWITCH
    Der ideale Opener für ein Album, hier ist alles vorhanden, wofür die Stones früher standen und was heute oft fehlt: ein High-Voltage-Song in jeder Hinsicht, tolle Riffs, wie sie nur der Riffmaster persönlich aus dem Ärmel schütteln kann, dazu Mick, der mit der alten Stones-typischen Agressivität ungestüm durch den Song brettert, dazu rasselt Charlie an den Drums, dass einem warm ums Herz wird. Ein moderner Stones-Klassiker und für mich bei Weitem die beste Nummer des Albums.


    ANYBODY SEEN MY BABY
    Glattgebügelt und Radio-tauglich, hier wird jede Menge Wasser in den Wein geschüttet. Dennoch keine schlechte Nummer, nur den Rap hätte Mick uns ersparen sollen.


    LOWDOWN
    Tolles Intro von Keef, auch sonst viele gute (Gitarren)Momente. Ein bisschen wenig Melodie vielleicht, aber insgesamt eines der besseren Stücke des Albums. Rauh, kraftvoll, erdig und urwüchsig.


    ALREADY OVER ME
    Lässt sich zu Beginn sehr gut an, verliert sich später dann aber irgendwo in der Bedeutungslosigkeit. Mich nervt vor allem das stumpfsinnige Geschepper von Charlie. Der Refrain ist auch nicht mein Ding und die ewigen Wiederholungen desselben machen die Sache nicht besser. Die Stones waren immer für Balladen gut, doch diesmal wird nix draus.... ein nach der ersten Minute irgendwie völlig uninteressanter Song.


    GUNFACE
    Fast auf einer Ebene mit Flip the switch. Für solche Songs mag ich die Stones.


    YOU DONT HAVE TO MEAN IT
    Schunkel-Reggae in typischer Keith-Manier mit einem pfiffigen Bläser-Arragement, von Keith sehr sympathisch-urwüchsig vorgetragen. Eine der besten Nummern des Albums.


    OUT OF CONTROL
    Ich kann mir nicht helfen, aber das ist eine typische Jagger-Solo-Album-Nummer, bei aller Dynamik im Refrain und trotz Mundharmonika irgendwie zu kommerziell-glattgebügelt. Die Live-Version auf NO SECURITY ist immerhin um eine Klasse besser gelungen.


    SAINT OF ME
    Und gleich noch eine Nummer, die einem Gefühl gibt, ein Jagger-Solo-Album zu hören. Absolut ohne jegliches Stones-Feeling. Der wahrscheinlich unnötigste Song des Albums, radio-tauglich aufpolierter Gospel, der sich vom Stones-Sound völlig abkehrt. Tut mir leid, absolut nicht mein Fall.


    MIGHT AS WELL GET JUICED
    Ein Experiment zweifelsohne, dass eher die Handschrift der Produzenten als die der Glimmer-Twins trägt. Der Song ist vielleicht schon etwas zu sehr elektronisch verfremdet, aber immerhin doch ganz interessant.


    ALWAYS SUFFERING
    Die zweite von Mick gesungene Ballade des Albums, leider nicht besser als die erste: zu glatt, zu brav gesungen, ein endlos in die Länge gezogener Kaugummi, zudem noch ziemlich einfallslos. Kein Vergleich zu genialen Balladen der 70er-Jahre. Mick war immer ein sehr guter Balladen-Sänger, aber auf BTB schwächelt er bei seinen beiden langsamen Songs leider massiv – weniger stimmlich (wenngleich er mir etwas zu brav und bieder singt) als von den Songs her, die einfach nicht viel zu bieten haben.


    TOO TIGHT
    Für schnörkellosen Riff-Rock dieser Art haben die Stones ja bekanntlich eine Art Copyright – sofort stellt sich das alte Stones-Gefühl ein, dass man auf BTB leider oft ganz und gar vermisst (zumindest mir geht es so). Einfach, geradlinig und ohne Schnickschnack heruntergespielt ist TOO TIGHT eine der besten Nummern auf dem Album.


    THIEF IN THE NIGHT
    Musste das wirklich sein, Keith? Wollte man nur die CD-Kapazität ausnützen? Der absolut langweiligste Song des Albums, ein Fall für die Skip-Taste am CD-Player...


    HOW CAN I STOP
    Fraglich, ob es eine gute Idee war, ein Stones-Album mit gleich zwei Richards-Balladen ausklingen zu lassen. Besser als THIEF..., aber immer noch alles andere als ein großer Wurf. Keith ist zwar mittlerweile ein fast kompetenterer Balladen-Sänger als Mick, aber bei diesem Song ist ihm leider wirklich nicht besonders viel eingefallen. Vergleiche mit älteren und bei weitem besseren Richards-Balladen wie ALL ABOUT YOU oder SLEEP TONIGHT bestätigen das.



    Zusammenfassend halte ich BTB für ein Durchschnittsalbum, es gibt einige sehr starke Momente, die aber leider bei all den Durchschnitts- und Füll-Nummern, die zudem oft wenig nach den Stones klingen, ziemlich untergehen. Das Album hat einige gewaltige Längen und hätte Kürzungen vertragen. Aber immerhin kann man ja den CD-Player programmieren und sich mit einigen Umstellungen und Auslassungen aus BTO ein durchaus gutes Album basteln, nämlich ungefähr so:


    FLIP THE SWITCH
    TOO TIGHT
    GUNFACE
    LOWDOWN
    YOU DONT HAVE TO MEAN IT
    ANYBODY SEEN MY BABY
    OUT OF CONTROL
    MIGHT AS WELL GET JUICED
    ALREADY OVER ME

    Everybody MUST get *STONED*

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  • BRIDGES TO BABYLON


    Das ist das 23. Studioalbum der Rolling Stones. Nach dem zweiten Reinhören stellt man fest, daß zwei Kräfte die Atmosphäre des Albums beeinflussen: Auf der einen Seite dürfte Mick Jagger die Moderne forciert haben und Initiator der schnulzigen Radioballade Anybody Seen My Baby?, des verletzlichen Stückes Already Over Me oder des Elektropopsongs Might As Well Get Juiced gewesen sein. Keith dagegen bildete einen Gegenpol vor allem mit seinen drei selbst gesungenen Liedern You Don't Have To Mean It (Reggae), Thief In The Night (seine bereits obligatorische Outlaw-Ballade) und How Can I Stop (sehr ruhige Ballade, leicht jazzig).


    Wie dem auch sei, Flip The Switch läßt gleich zu Beginn keinen Zweifel daran, daß auch ältere Herren fetzig spielen können. Das charismatische Out Of Control, dessen Riff Anleihen beim Temptations-Titel "Papa Was A Rolling Stone" besitzt, und der Ohrwurm Saint Of Me bilden die weiteren Höhepunkte auf Bridges To Babylon. Gänzlich frei von modischen oder experimentellen Einflüssen ist Too Tight - ein urtypischer Stonessong, der praktisch zu jeder Zeit hätte entstanden sein können. Mit Always Suffering ist eine weitere nette Ballade dabei; um nicht den Eindruck zu erwecken, daß zuviele ruhige Momente die Szenerie beherrschen: Low Down und Gunface sind recht laut und mitunter versprühen sie etwas Kraft und Aggressivität. Dennoch reißen sie mich nicht vom Hocker.


    Alles in allem ist "Bridges To Babylon" ein überdurchschnittlich gutes Album, das nach meinem Geschmack jedoch zu sehr auf modern getrimmt wurde.

    Les Trois Tetons in Oberhausen - ich war dabei

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  • BRIDGES TO BABYLON


    Studios:


    Ocean Way Recording Studios, L.A. Hollywood, CA, 13. März - Juli 1997



    Musiker:


    Mick Jagger (Lead Vocal, e-Guitar, Acoustic Guitar, Shaker, Wah Wah Guitar, Harmonica, Keyboards)
    Keith Richards (Guitar, Bvox, Hands, Electric Guitar, Vocal, Lead Vocal, Acoustic Guitar, Piano)
    Charlie Watts (Drums, Bvox)
    Ronnie Wood (Guitar, Electric Guitar, Slide Guitar, Dobro, Baritone Guitar, Pedal Steel)
    Darryl Jones (Bass, Bvox)
    Waddy Wachtel (Electric Guitar, Guitar, Acoustic Guitar)
    Jim keltner (Percussion, Shaker, Bvox)
    Jeff Sarli (Bass)
    Joe Sublett (Baritone sax, Sax)
    Bernard Fowler (Background Vocals, Bvox)
    Blondie Chaplin (Background Vocals, Bvox, Shaker, Bass, Maracas, Piano, Tambourine, Piano)
    Don Was (Keyboards, Bass, Wurlitzer Piano)
    J. Muhoberax (Bass, Keyboards)
    Darrell Leonard (Trumpet)
    Benmont Tench (Hammond B-3, Keys, Piano)
    Clinton Clifford (Piano, Hammond B-3)
    Danny Saber (Bass, Clavinet, Reality Manipulations)
    Pierre De Beauport (Bass Six, Fender Rhodes Piano)
    Billy Preston (Hammond B-3)
    Doug (Bass, Background Vocals)
    Kenny Aronoff (Bucket)
    Jeff Sarli (Acoustic Bass)
    Wayne Shorter (Soprno Sax)



    Producer:


    Don Was and The Glimmer Twins



    Diverses:


    Mastered by Stephan Marcussen at Presion Mastering, Hollywood


    Recorded and Mixed by Rob Fraboni


    Assistant Engineer Alan Sanderson and John Sorenson


    Mixed Engineer John Sorenson assisted by Roby Banerji


    und vielen anderen Helfern

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