Mick Taylor begeisterte in Nürnberg die Fans

  • Jenseits der Stones: Uriges Rock-Ritual mit nettem Star
    19.3.2009


    NÜRNBERG - «Once a Bluesbreaker, once a Rolling Stone, always a soloist!« – das Motto auf seiner Internetseite gibt die Richtung vor. Mick Taylor, der ehemalige Gitarrist bei den Rolling Stones und John Mayall & The Bluesbreakers, spielte sich im Nürnberger Musikclub Hirsch in die Herzen von Freunden gediegener 70’s-Rockmusik.


    Gibt es ein Leben nach den Stones? Mick Taylor ist das lebende Beispiel dafür. Fünf Jahre lang würgte er im Schatten von Keith Richards die Sologitarre, veredelte mit seinem charakteristischen bluesigen Spiel Bandklassiker wie «Sticky Fingers«, «Exile On Main Street« und «It’s Only Rock’n’Roll« - und war irgendwann nur noch genervt, dass seine Beiträge von keinem recht gewürdigt wurden.


    Talent genutzt


    Verständlich, dass gerade so ein ausgewiesener Techniker irgendwann keine Lust mehr hat, sich die Zappelphilipp-Show von Jagger und Richards zu geben. Der heute 60-Jährige nutzte sein Talent, emanzipierte sich vom einstigen Brötchengeber und baute sich eine nette kleine Solokarriere auf. Und die kann sich hören lassen: Die Werkschau im gutbesuchten Nürnberger Musikclub Hirsch macht von Anfang an Laune. Ehrfürchtig wohnt das Publikum einem urigen Bluesrock-Ritual bei, das sympathische Pub-Rock-Atmosphäre verbreitet.


    Der Rockstar ist sympathisch geblieben. Freilich: Der Mann ist noch immer keine Rampensau und trägt ungerührt dieselbe Frisur wie in den 60ern. Entsprechend zeitlos ist seine Musik: Filigrane Soli, leckere Slide-Einlagen, lange Improvisationen.


    Kleine Kabinettstücke


    Auch Tylors Begleiter («British Allstars – das klingt nach einem Basketballteam, nicht wahr?«) sind handverlesen. Zwar sieht die fünfköpfige Band aus wie eine Rentner-Kegeltruppe auf Ausflug ins Seebad Brighton, aber wehe, wenn sie losgelassen. Da funkt es auf Anhieb. Viel Herzblut, viel Spielfreude, viel antike Technik. Kleine Kabinettstücke aus einer Zeit, als Musik noch anders ging und tickte und klang. Die Fans freuen sich über diverse Zitate und Coverversionen (die obligatorische Muddy Waters-Nummer darf auch hier nicht fehlen), rare Perlen aus den legendären Recording-Sessions mit Bob Dylan und Mark Knopfler und ein paar alte Stones-Nummern als Rausschmeißer.


    Nach knapp zwei Stunden bleiben wenig Wünsche offen. Dass es unter dem Strich eine Nacht für Fans, Fachleute und Sammler ist, zeigt sich nach dem Konzert. Stapelweise Schallplatten und Devotionalien werden in den Hirsch geschleppt, die Taylor alle geduldig unterschreibt. Wie gesagt: Der Mann ist einfach zu nett für eine Band wie die Rolling Stones.


    Aktuelle CDs: Mick Taylor Band «Little Red Rooster« (Woodstock Tapes) und Carla Olson & Mick Taylor «Too Hot For Snakes« (Collector’s Choice Music)


    Stefan Gnad


    Quelle: http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=986797&kat=48&man=3

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