Sport ???

  • na da wissen wir ja wo BK heute aktiv ist



    Leichtathletik
    Wer wird Weltmeister im Gummistiefelweitwurf?
    Zum ersten Mal findet die Weltmeistershaft im Gummistiefelweitwurf in Berlin statt. 180 Teilnehmer sind gekommen, die meisten von ihnen Finnen. Wer gewinnen will, muss den Weltmeister schlagen. Der kommt, wie viele Gummistiefelwerfer, aus Finnland.


    Jouni Viljanen ist ein Humpen von Mann. Ex-Fußballer, Ex-Kugelstoßer, Ex-Boxer, aktiver Gewichtheber. 112 Kilo verteilt auf stämmige 1,86 Meter. Der 40-Jährige aus dem 8000-Einwohner-Städtchen Kokemäki in Südwestfinnland ist ein Star – genau genommen sogar der Top-Star im Leichtathletikstadion des Sportforums Hohenschönhausen. Zum ersten Mal wird in Berlin an diesem Wochenende eine Weltmeisterschaft im Gummistiefelweitwurf auf deutschem Boden ausgetragen. 180 Teilnehmer aus Finnland – dem Mutterland des Stiefelwurfs – Deutschland, Estland, Schweden, Italien und den USA treten an. Der Älteste ist 77 Jahre alt, der jüngste acht. Keiner von ihnen hat je weiter geworfen als Viljanens Weltrekord: 65,42 Meter.


    Die WM nach Deutschland geholt hat Fabian Lau. Mit Schulfreunden hat er 2004 den Verein „7 Meilenstiefel“ gegründet. Inzwischen ist er deutscher Rekordhalter mit gut 52 Metern, Präsident des deutschen Verbandes und das mit gerade einmal 21 Jahren. Trotz der rasanten Karriere gehen die Titelchancen des drahtigen jungen Mannes gegen Null. Die kräftigen Skandinavier werden wohl wieder das Rennen machen, auch wenn ein erfolgreicher Wurf, so Lau, „70 Prozent Technik und 30 Prozent Kraft“ erfordert.


    Die deutschen Hoffnungen ruhen in der Alterklasse der unter 20-Jährigem auf dem Berliner Abiturienten und Noch-Vize-Weltmeister Peter Guralczyk. Dass sein Sport in Deutschland eher belächelt wird, ärgert den Berliner schon ein wenig. Gummistiefelweitwurf, sagt er, sei schließlich höchst anspruchsvoll. Schuld daran ist vor allem das Wurfgerät, das nach Jahren der Dominanz der Stiefelmarke Nokia in diesem Jahr erstmals aus Italien stammt: für Männer ein Stiefel der Schuhgröße 43, für Frauen Größe 38. Mit schlabbrigem Schaft und schwerer Spitze sind die Gummistiefel extrem windanfällig.


    Jouni Viljanen schüttelt das wuchtige Haupt: „Nein“, in Finnland lache niemand über sein Hobby. Er habe schon Kugeln gestoßen, Diskus und Speer geworfen. „Nichts ist so schwierig wie das hier.“ Dann stapft er auf die Wettkampfbahn, wischt den Schaft des Stiefels trocken, schwingt ihn hin und her, macht eine blitzschnelle Körperdrehung und der Gummischuh geht auf Reisen durch den Sommerhimmel. 51,09 Meter. Applaus brandet auf. Der Finne verzieht kein Gesicht. Am Sonntag will er seinen Einzeltitel verteidigen. Dann wird er sich noch steigern müssen. „Klar geht das“, brummelt er. Stoppen könne ihn eigentlich nur die Berliner Hitze.



    Artikel vom 14. Juli 2007