NEWS - Das Beste von Bob Dylan
09.10.2007
Dienstag 9. Oktober 2007, 15:04 Uhr --
Hamburg (dpa) - Der angesehene spanische Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Kunst geht in diesem Jahr an Bob Dylan. In der Begründung der Jury wurde er als «lebender Mythos» bezeichnet, der das Aushängeschild einer Generation sei, die davon geträumt habe, die Welt zu verändern.
Dabei kann Dylan mit einer solchen «Verklärung» eigentlich wenig anfangen: «Ich finde, Pop-Ikone oder Legende sind nur andere Ausdrücke für Typen von vorgestern, von denen heute keiner mehr wirklich etwas wissen will», meint der achtfache Grammy-Gewinner, Oscar-Preisträger und Ehrendoktor.
Jahrzehnte lang galt er als «Sprachrohr der Protestgeneration», die sich gegen das kapitalistische Establishment, gegen den Vietnamkrieg, und praktisch gegen alles wandte, was irgendwie nach konservativ und bürgerlich roch. In seiner Autobiographie (2004) räumte er aber kräftig mit dieser Einschätzung auf: «Mit der Generation, deren Stimme ich angeblich war, hatte ich wenig gemein, und noch weniger wusste ich von ihr.»
Das aber ändert nichts an Dylans Erfolg, der seit einigen Jahren neue Höhen erreicht hat. Sein Album «Modern Times» eroberte im letzten Jahr weltweit die Charts. Dieser Mann hat noch immer was zu sagen. Seine eindrucksvolle Karriere wird jetzt auf der gerade erschienenen Compilation «Dylan», die es in zweifacher Ausführung gibt, dokumentiert. Wer es gerne üppig, aufwendig und raumgreifend mag, kann auf das Deluxe Box Set mit drei CDs mit über 50 digital remasterten Klassikern plus Booklet und Postkarten zurückgreifen. Eine abgespeckte Version zum Reinschnuppern mit 20 Songs gibt es als Doppel-CD, die mit einer Mark Ronson «Re-Version» von «Most Likely You Go Your WAy (And I'll Go MIne») aufwartet.
Natürlich ist auch der Evergreen «Like A Rolling Stone» (1965) aus seinem Klassiker-Album «Highway 61 Revisited» drauf, der vom US-Musikmagazin «Rolling Stone» zum besten Song aller Zeiten gekürt wurde. Einer von vielen aus der Zeit von 1962 bis 2006.
Dabei ist Bob Dylan im Laufe seiner Karriere immer rätselhaft geblieben. Erst war er ein Folksänger mit Mundharmonika, dann griff er zur E-Gitarre, was manche Fans mit «Judas»-Rufen quittierten. Erst gab er mit seinen Protestsongs («Blowin' In The Wind») der 68er Generation eine Stimme, dann bekehrte er sich zum Christentum und nahm nur noch Gospelsongs auf. Schon abgeschrieben und von den Kritikern für verrückt erklärt, brachte er in den 90ern wieder Alben heraus, die einhellig als Meisterleistung gefeiert wurden.
«Ich weiß mittlerweile, dass ich Dylan nie verstehen werde», sagt die einstige «Königin der Folkbewegung» Joan Baez, die ihn Anfang der 60er Jahre bekannt gemacht hatte. «Das gilt allerdings auch für andere, einschließlich seiner selbst.» In Anlehnung an ein Zitat von Bert Brecht hat Dylan einmal gesagt: «Wer immer es ist, den ihr sucht, ich bin es nicht.»
Wenn Dylan seinen eigenen Erfolg auch entschlossener angestrebt haben mag, als er es zugeben will - zu Beginn seiner Laufbahn setzte er zahlreiche Legenden über seine Herkunft in Umlauf -, so hat er sich doch immer dagegen gewehrt, vergöttert zu werden: «Ich bin nur 1,75», sagt er gern. Dass seine Songs viel bewegt haben, bestreitet er ebenfalls: «Die Leute, die sich das anhören, sind doch sowieso schon meiner Meinung.»