• Kann ich schon verstehen, dass man als Queen-Fan die Musik live erleben will, wenn man vorher nie die Gelegenheit hatte.


    Queen waren im Wesentlichen die Stimme von Freddie und die Gitarre von Brian. Wäre etwa Brian gestorben, wäre er genausowenig zu ersetzen gewesen. Auf Freddies Solo-Sachen z.B. vermisst man Brians Gitarre stark. Und es war nicht nur Freddies Stimme, sondern live auch seine Bühnenshow und seine Showman-Qualitäten, mir war sein Gehabe zwar immer etwas zu affektiert, aber es war jedenfalls unverwechselbar und einzigartig, daher auch nicht zu ersetzen. Freddie war ein Charismatiker, das geht Paul Rodgers oder jetzt Adam Lambert völlig ab.


    Queen hätten vielleicht zwei, drei Jahre nach Freddies Tod mit einem anderen Sänger einen Neustart wagen sollen, stilistisch wieder an den frühen Jahren orientiert, inzwischen hätten sie ein paar Alben gemacht und wären nicht nur auf die Songs von "früher" angewiesen. Da hätte dann auch eine Tour nicht diesen komischen Beigeschmack wie jetzt. Aber ohne neues Material ist das alles halt irgendwie nur so eine Nostalgie-Revue vor allem für Queen-Fans, die damals zu jung waren, um ein Konzert sehen zu können. Die meisten "alten" Queen-Fans werden bei dieser Tour vielleicht sowieso abwinken, Paul Rodgers war wenigstens ein alter Hase und für sich ein großer Name, wenn auch sein bluesiger Gesang eher nicht zum Queen-Stil passte. Aber dieser Lambert kommt mir vor wie ein Musical- oder Operetten-Sänger, jedenfalls reicht er Freddie nicht mal bis zum Knie. Aber wer hingehen mag, soll das ruhig tun, u.U. kann man dabei sicher trotz allem auf seine Kosten kommen, eine Riesen-Show wird es wohl sicher werden, auch wenn die Hauptattraktion fehlt. John Deacon wird schon gewusst haben, warum er von allen Reunions ferngeblieben ist.

  • Mit Adam Lambert als Musical-Sänger wiederholst du genau die Worte, die ich gegenüber Freundinnen gefunden habe. Sie fanden ihn doch süß.
    Das ist er ja auch irgendwie. Ich habe ihnen auf Youtube zum Vergleich Killer Queen live mit Adam Lambert und dann von damals mit Freddie
    gezeigt. Aber IRRE, wirklich zum verrückt werden. SIE VERSTEHEN NICHT, WAS ICH MEINE!!!! Aber okay, wenn man so verrückt nach Musik ist
    wie wir hier, gibt es genug Leute, die den Unterschied sehen, der so groß ist, dass man sie eigentlich nicht vergleichen kann und auch nicht
    sollte. Sie müssten Musik so lieben wie ich und Freddie mit meinen Augen sehen. Er war Spannung, Energie und Charisma pur. Ich habe auch den
    Gedanken ausgesprochen, dass Adam Lambert mehr ins Musical passt. Ich habe ja We Will Rock You als Musical mehrmals gesehen und ja, für mich
    wäre es von der Bewertung genauso geil, einen Abend im Musical mit Brian May an der Gitarre zu erleben. Oder auf Solo-Tour. Manchmal tut
    es mir leid, dass John Deacon und Roger Taylor nicht genau den Stellenwert bekommen haben, aber ich bin auch absolut davon überzeugt, dass
    Freddie und Brian den Laden gerockt haben - zumindest von der musikalischen Seite. Beim Zwischenmenschlichen kommen wahrscheinlich die
    beiden anderen ins Spiel und wer weiß, ob sie nicht das eine oder andere Mal die Band vor dem Aus gerettet haben.


    Zur Zeit studiere ich per Blu-ray Queen at the Rainbow ´74. Das bringt mich zu Tränen - aus Freude, dass wir das endlich und in dieser Qualität
    sehen dürfen und aus Trauer, dass es diese Band nicht mehr gibt, die dort so ganz am Anfang steht und mir einfach so eine Gänsehaut verpasst.
    Ich muss über mich selbst lachen, wenn ich mich dabei ertappe, wie ich den Bildschirm mit offenem Mund anstarre.... :rolleyes:

  • Alle die letzten Beiträge finde ich sehr sehr interessant, weil sie doch von Fans stammen, die verschiedene Zeiten anders oder gar nicht so in dem Mass erleben konnten. Wir müssen ehrlich sein und sagen, das Queen bereits in den Achtzigern auf dem Absteigenden Ast waren, was ihre Musikalische Kreativität anging. Das ist bei anderen Bands nicht anders. Das Hoch und das ist das eigentlich traurige, kam mit dem Tod von Freddy nochmals. Nicht falsch verstehen, aber der Bombastrock war passé und Queen lebten von dieser Dekade. Da gab es noch viele Bands die zu der Zeit, auch vor Queen, genial waren und ganz neue Genres erfolgreich ausprobierten. Emerson Lake and Palmer oder Yes, die für mich zu der Zeit einfach Hypergenialen Bombastrock spielten. Oder aber auch Electric Light Orchestra, die damals einen Sound in den Hallen brachten, wovon manche heute noch träumen. Der Sound der aber wirklich überlebt hat ist der Rock and Roll, den die Rolling Stones und mit ihrem Frontman Mick aber auch Keith über die Bühne brachten. Diese Magie nach über 50 Jahren ist einfach bei vielen Bands, die auch sehr gut waren und heute noch touren nicht da. Sie haben keine Geschichte geschrieben, die weit über das musikalische hinausgeht. Quenn wäre eine Band gewesen, es hat nicht sollen sein.

  • Beim Bombast-Rock sollte man Genesis ni cht vergessen. Jedenfalls ist allen genannten Gruppen eines gemeinsam: In den 80ern knickte es gewaltig. ELO machte haarsträubendsten Plastik-Müll, Genesis nicht viel anderes, Yes hielten sich halbwegs, fuhren aber auch auf der Kommerzschiene. In den 80ern kam der Bombast-Rock der 70er aus der Mode und die Gruppen orientierten sich am Mainstream, mit teils natürlich grauenvollen Ergebnissen. Ich glaube weniger, dass diese Gruppen künstlerisch ausgelaugt waren, sie waren einfach gezwungen, weniger "anspruchsvolle" Musik zu machen, um überhaupt im Geschäft zu bleiben.


    Queen ist da ein gutes Beispiel. Am Anfang waren sie noch stolz drauf, keine Synthezizer zu verwenden, in den 80ern gab es ihn in praktisch jedem Song. Die Queen-Platten der 80er, 90er sind sehr durchwachsen, man findet auf jedem Album einige wenige tolle Songs, aber leider - für mich - sehr viel "minderwertiges" Zeugs, das der gerade angesagten Musik entsprach. Wäre Freddie gesund geblieben, Queen wären in den 90ern wahrscheinlich wieder eine etwas härtere Schiene gefahren, die 90er kamen Gitarren-Bands wieder entgegen. Ich glaube, nie sind mehr Platten entstanden, für die sich die Künstler heute schämen, als in den 80ern. Wer dabei war, weiß es, es war musikalisch gesehen wirklich die Hölle. Es gibt auch heute noch viel Schrott in der aktuellen Musik, aber in den 80ern lag die Schrott-Quote bei mindestens 85 Prozent...


    Die Stones haben sich auch in den 80ern tapfer geschlagen und sich wenigestens nicht allzu sehr verbogen, abgesehen von Jaggers-Solo-Fürchterlichkeiten.

  • Da sieht man mal wieder wie verschieden wir sind. Die 80er...ja viel Schrott. Aber da war noch viel anderes. Thrash Metal kam zum Beispiel, quasi eine Fortsetzung des britischen Metals versetzt mit Punk. New Wave gabs auch noch. Dann -nach den ersten Endsiebziger Anfängen - hatte der Rap seinen Durchbruch. Geniales von Public Enemy und so viel mehr. Der House kam auf. Die ersten Housepartys, Techno folgte darauf. Elektronische Musik sowieso. Sei es bei Prince oder Depeche Mode mit Violator. Nur die Älteren haben den Synthi schlicht falsch eingesetzt, da es nicht wirklich ihr Ding war. So gesehen wars gar nicht so schlecht in den 80ern
    Bin nun mal Kind meiner Zeit.


    Und Mick's Fürchterlichkeiten (zwei Alben) fand ich gar nicht so schlecht, im Gegenteil..je älter desto besser werden die Alben..Gottlob hat er auch bei den Stones immer wieder neues reingebracht, oder einen Touch davon..ansonsten wärs ab 1975 stinkelangweilig gewesen. Gut dass Mick nicht so dieser verbohrte Typ ist wie die einige Stonesfans. Manchmal komm ich da gar nicht klar. Kommt mir so derart reaktionär vor das Verhalten. Jeder kann mögen was er will, aber dieses ewige...ach. Gut die Leute verbauen sich eh alles selber. Meist hats mit Musik mögen eh nichts zu tun.

  • Hm, das ist so eine Frage, ob und wie weit eine Band von einem einmal gefundenen erfolgreichen Stil abgehen soll oder "darf"... ob sie dabei Fans gewinnen oder verlieren. Ich z.B. mag die Stones rauh und schnörkellos als Rock n Roll-Band, mit einer Prise Country und Reggae. Für mich sind sie zuallererst und zuallerletzt eine Gitarren-Band. Ginge es nach Mick, würden sich Stones-Platten der letzten 25 Jahre vermutlich wie seine Solo-Alben anhören, überproduziert, gelackt und die Gitarren an der kurzen Leine, dafür elektronsiches Geblubber wie´ grad angesagt ist. In dem Fall würde es mir schwer fallen, ihnen noch zu folgen. Mich elektrisiert es, wenn sie eine Nummer wie Doom And Gloom machen, etwas "moderneres" hätte mich wahrscheinlich enttäuscht. Bin ja schließlich Stones-Fan WEGEN ihres bekannten Stils, NICHT weil sie musikalisch dauernd das Rad neu erfinden. Man kann das vielleicht reaktionär nennen, aber von den Stones will ich Stones-Musik hören. Ich finds geil, wenn sie einen ruppigen neuen Rock-Song machen, der irgendwo schon vertraut klingt, weil eben stones-typisch. Man freut sich einfach, dass sie es nach all den Jahren immer noch draufhaben, was NEUES dürfen gern die anderen machen. Ich erinnere mich noch gut an 1989, als nach Micks Solo-Geschichten erstmals "Mixed Emotions" im Radio gespielt wurde. Das klang sensationell vertraut, das waren wieder DIE STONES! Mit allem was dazugehört. Mit den Stones ist es wie mit einem guten Freund, da möchte man auch nicht, dass er seinen Charakter über Nacht total verändert. Oder dass das Lieblings-Steakhouse plötzlich auf vegetarisch umstellt.


    Wegen 80er-Musik, mit Metal oder Rap kann ich leider halt gar nichts anfangen, ist für mich nicht weniger schlimm als der Synthie-Pop von damals. Es gab auch in den 80ern herausstechende Songs, aber ganz allgemein wars schon schrecklich, was heute so läuft, ist schon um Klassen besser. In den 80ern hat man die Gitarren weggepackt und sich stattdessen einen Portable-Synthie umgehängt, gut dass das vorbei ist. Ich mag halt laute Rock n Roll-Gitarren :D


    ... zurück zu Queen, denen haben die 80er finanziell gutgetan, aber künstlerisch eher weniger. Lieder wie Radio GaGa, oh Gott oh Gott. Oder Schunkel-Lieder wie I Want To Break Free... schon grausam. Viel total banales Zeugs. Daneben aber auch geniales wie Another One Bites The Dust, One Vision, Hammer To Fall, I Want It All. Insgesamt haben sie sich in den 80ern aber viel zu sehr verbogen, zu sehr nach dem Trend gerichtet.

  • Hmm aber hör dir die Stones an. Aftermath, Beggars Banquet, Exil..dann Black&Blue. Eine Entwicklung. Danach wurds schwieriger. Danach kommt es mir vor, als hätte Mick versucht, ein bisschen frischen Wind reinzu bringen (Disco, Punk....Britpop (Saint of me..)..aber es scheint als wäre nicht die ganze Band dahinter. Don't Stop ist so ein Song, der irgendwie die Klischees bedient, so konstruiert als typisch Stones..der ist echt grausam. Doom&Gloom jedoch ist anders. Da ist wieder ein bisserl ein Touch anderes drin (die Art des Gesangs).


    Nein ich will eben nicht nur bedient werden, lieber hör ich spannendes wie auf Bridges. Nicht immer gefällt mir das. Man kann auch enttäuscht werden, klar. Aber es ist auch die Freude und der Stolz da, dass "meine" Band sich was traut und sie hätten sich noch mehr trauen dürfen. Sowas wie Emotional Rescue ist einfach geil. Trotz allem ist es unverkennbar "Stones".


    @DW: Dir könnt der eine oder andere Metalsong live gefallen. Metal ist nicht gleich Metal.

  • ... zurück zu Queen, denen haben die 80er finanziell gutgetan, aber künstlerisch eher weniger. Lieder wie Radio GaGa, oh Gott oh Gott. Oder Schunkel-Lieder wie I Want To Break Free... schon grausam. Viel total banales Zeugs. Daneben aber auch geniales wie Another One Bites The Dust, One Vision, Hammer To Fall, I Want It All. Insgesamt haben sie sich in den 80ern aber viel zu sehr verbogen, zu sehr nach dem Trend gerichtet.


    Ganz interessanter Punkt. Nicht nur Queen, man denke an Genesis, die eigentlich erst nach dem Abgang von Peter Gabriel richtig loslegten und von Phil Collins als Solo ganz zu schweigen. Da lag auf einmal Geld herum, in denen man das Publikum mit sehr einfachen Songs bediente. Oder wer wollte schon Lamb Lies Down On Broadway hören. Für mich immer noch einer der grössten Meisterwerke. Die Welt hat sich ein wenig in Ungeduld verändert. Wer folgt schon einem Konzert (also nicht alle, aber die allermeisten) für 2 Stunden ohne nicht aufs Handy zu schauen pinkeln zu gehen oder sonst irgendetwas unwichtiges zu tun. Wir driften ständig ab, weil wir uns gar nicht mehr fokusieren können. Dafür sind wir ja Ach Gott wie Toll Multitaskingfähig, was auch so ein Irrsinn ist.
    Ist es manchmal so, dass wir blöder werden und uns mit eingängien Popsongs zufriedengeben? Sicher nicht, sonst würden wir das hier ja gar nicht diskutieren.


    Ich denke, dass das Spannungsfeld bei den Stones genau richtig war. Auch wenn wir manchmal das Gefühl von Hassliebe unter den Bandmitgliedern haben oder hatten, ist es dieser Reiz, diese Voltzahl, die manches entstehen liess, dass sich als Feuerwerk entzündete. Klar ging da auch mal was daneben. Nur überlebten die Stones trotz allem in Würde. Auch wenn für einige früher alles besser war und heute für manche es viel besser ist. Es ist der Zeitgeist den diese Band mit uns erlebt hat und verändert hat. Queen hat Akzente in der Musik gesetzt, die Rolling Stones in der Musik und in der Jugend allgemein. Das wirkt endlos nach.