18.12. Bobby Keys Geburtstag

  • Ich habe Bobby Keys mal beim Rockpalast-Auftritt von Carl carlton in Burg satzvey in der Eifel getroffen und gesprochen. Hier der Artikel, den ich damals gemacht habe. Was für ein Kontrast zum Tourleben mit den Stones...
    Der Global Player tritt nicht kürzer
    Carl Carlton: Neue CD „CaHoots & Roots“ mit Live- und Studioperlen


    (fz). „Guck mal, frische Luft“, hatte er gelacht, als er sich vor Jahresfrist bei den „Tabaluga“-Shows vor der Frankfurter Festhalle eine Interview-„Auszeit“ nahm. Dann rief das ZDF und Peter Maffays „Musical Director“ (offizieller Titel) Carl Carlton zog ab, weil die Fernsehleute neue Kamerawinkel ausprobieren wollten. Solches „Staunen“ über Tageslicht hatte ihn eigentlich veranlasst, endlich kürzer treten zu wollen. Ein eigener Schwächeanfall und der tragische Herz-Tod seines Freundes und Mentors Robert Palmer waren 2003 Warnung genug. Doch nichts dergleichen. Der von der Fachpresse als „Deutschlands einziger Global Player“ geadelte als Karl-Walter Buskohl geborene Carlton ist beschäftigter denn je!
    Dieser Vergleich des Chronisten gefiel dem schnoddrigen blonden Ostfriesenhünen (2,04 m): Seit 1986 ist er für Maffay das, was Lennon für McCartney war - der kongeniale Co, der der hübschen Melodei den unerlässlichen Punch verpasst. Nach zwei Jahren „Tabaluga“ steht 2005 „Maffay der Rocker“ auf der Agenda: Im Januar und Februar eine Clubtour (1.2. Offenbach, Capitol), ab Mai Open-Air-Präsentation einer neuen vom Gitarristen Carlton produzierten Platte. Zudem war der 49-Jährige Rückgrat des sensationellen Comebacks von Udo Lindenberg, das die letzten zwei Jahre unter „30 Jahre Panik-Orchester“ firmierte.
    Da muss Carlton seine eigene Band The Songdogs irgendwie dazwischen schieben. Einen leckeren Vorgeschmack auf die zwischen die Maffay-Touren geplanten Konzerte liefert schon jetzt die Doppel-CD „CaHoots & Roots“ (SPV Records). Der seltsam anmutende Plattentitel ist eine Hommage an Bob Dylans The Band, deren Schlagzeuger Levon Helm die Songdogs verstärkte. Und die Wurzeln sind jene raffinierte Carltonsche Melange aus Rolling Stones, Faces, Meters und Little Feat. “You can’t judge a book by looking at it’s cover“ lautet ein Sprichwort. Bei Carlton darf man getrost die CD nach ihrer Hülle beurteilen. Denn wieder hat Carls „bessere Hälfte“ Natascha Fischell ein herrliches Artwork geschaffen!
    „CaHoots & Roots“ beinhaltet 16 Livekracher, einen packenden Querschnitt seiner eigenen Deutschland-Tourneen 2003/04. Damals war er auf Burg Satzvey in der Eifel sogar zu Ehren eines „Rockpalast“-TV-Auftritts gekommen. Zusätzlich gibt es eine Handvoll Studio-Perlen, die auf seinen vorherigen CDs „Revolution Avenue“ und „Love & Respect“ zugunsten von Eigenkompositionen keinen Platz gefunden hatten. Darunter ist auch ein nächtliches Dobro/Gitarren-Duett von „He Gave The Names“. Das adaptierte Peter Maffay, „mit dem ich sonst nur eine klitzekleine musikalische Schnittmenge habe“ (Carlton zu dieser Zeitung), für das „Tabaluga“-Stück „Übermut“! Als Singleersatz dient John Lennons „Instant Karma“, ein weltweiter Top 10-Hit aus dem Beatles-Trennungsjahr 1970. Bei Carlton überwiegen die drei bissigen Gitarren das seinerzeit seltsam desorientierte Klavier Lennons.
    Es sind immer wieder die Gast-„Sangeshunde“, die eine Carlton-Platte so überraschend machen. Xavier Naidoo war diesmal nicht dabei, dafür aber Bobby Keys. Seit seinem „Brown Sugar“-Solo ist er Haus- und Hofsaxophonist der Rolling Stones. Keys tauschte Tourjet gegen Tourbus und brillierte auf Burg Satzvey nicht nur mit einer zehnminütigen Fassung von King Curtiz’ „Soul Serenade“. Dabei hatte Keys allen Grund schlecht drauf zu sein, wie er seinerzeit den Chronisten verriet: Der Bus war nachts im Schneechaos liegen geblieben. Doch Schlafentzug, pappige Salamibrötchen samt Plastikbecher-Kaffee als einzige Mahlzeit in 36 Stunden taten seiner Spielfreude keinen Abbruch, wie nun auf CD dokumentiert ist.
    Für Carlton ist die Platte auch ein bewegender Abschied von Robert Palmer, der mit ihm einst beim Barbecue die Songdogs konzipiert hatte. Palmer erlangte mit poppigen Nummern wie „Addicted to Love“ und „I’ll Be Your Baby Tonight“ Weltruhm. Inspiriert, begleitet und produziert von Carlton hatte er sich auf seiner letzten Platte „Drive“ ganz seinem Lieblingsstil, dem Blues, gewidmet. Auf „CaHoots & Roots“ finden sich zwei der „Drive“-Standards mit den Songdogs aus Münster - die letzten Tonzeugnisse Palmers, wenige Wochen vor seinem Tod im September 2003.
    Einen weiteren Klassiker des Zwölftakter-Genres spielten die Songdogs mit einem weiteren Gast der Sonderklasse ein. John Hiatts Gitarrist Sonny Landreth slidet das ultra-lässige „From 4 Til Late“, das Eric Clapton überraschenderweise nicht auf seinem Robert Johnson-Tribute einspielte.