Weiter ging es mit dem 2. Stones-Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle am 01.06.1976. Inzwischen war Mick Taylor nicht mehr bei den Stones. Er schied freiwillig aus. Ron Wood von den Faces ersetzte ihn. Ich muss sagen, er passt auch irgendwie besser zu den Stones. Es war das erste Mal, dass ich Ronnie (Rembrandt) Wood sah. Auch heute immer noch der Neue genannt, obwohl er schon seit 1975 dabei ist.
Es war eine wilde Zeit damals. Wir reisten mit einer ganzen Clique nach Dortmund. Diesmal war auch mein Stones-Freund Jürgen und seine jetzt Ex-Frau wieder dabei. Im Handgepäck hatten wir mehrere Flaschen Rotwein und eine Flasche Martini. Der Martini war für mich. Ich habe ihn geschüttelt getrunken und nicht gerührt. -ïŠ Unglaublich, aber man konnte diese Getränke problemlos mit in die Halle nehmen. Auch einen kleinen Fotoapparat hatte ich das erste Mal mit. Die Bilder lohnen aber nicht zum einstellen. Sind zu klein und keine Nahaufnahmen.
Wie wir den Innenraum der Westfalenhalle 1 betraten, hatte ich das Gefühl, wir betreten eine Opium-Höhle. Es wurde gekifft ohne Ende und die Halle war voll mit Rauch und ein süßlicher Geruch stieg in meine Nase. So etwas hat es später nicht mehr gegeben. Es hat sich aber auch keiner daran gestört.
Auch bei diesem Konzert war Billy Preston an den Keyboards wieder dabei. Außerdem Ollie Brown an den Percussions. Natürlich möchte ich an dieser Stelle auch einmal Ian Stewart erwähnen, der zwar kein offizielles Stones-Mitglied mehr war, aber bis zu seinem Tod immer mit den Stones getourt hat und am Piano gespielt hat.
Hier einmal die Setliste (ohne Gewähr).
Honky Tonk Woman
If You Can´t Rock Me/Get Off Of My Cloud
Hand Of Fate
Hey Negrita
Ain´t Too Proud To Beg
Fool To Cry
Hot Stuff
Starfucker
You Gotta Move
You Can´t Always Get What You Want
Happy
Tumbling Dice
Nothing From Nothing (Billy Preston)
Outa Space (Billy Preston)
Midnight Rambler
It´s Only Rock´n Roll
Brown Sugar
Jumpin´Jack Flash
Street Fighting Man
Die Kritiken in den Zeitungen von der Deutschland-Tour waren gemischt. Mir war es egal. Ich fand die Show toll. Hier einmal ein paar Auszüge:
Die Zeit 07.05.76 – Pose als Prinzip / Eine Rock-Gruppe wurde zu ihrer eigenen Legende
WAZ 29.05.76 – Brutal laut und sonst gar nichts / Rolling Stones auf Tournee
Kölner Stadt-Anzeiger 03.06.76 – 13000 Fans hörten in der Sporthalle die Rolling Stones / Rockkonzert am Rande des Chaos
Kölner Express 03.06.76 – Nach anderthalb Stunden flogen in der Kölner Sporthalle die Büchsen – Hungrige Stones ließen 5000 warten – Rockergarde als Leibwache für Starband angeheuert
Kölner Stadt-Anzeiger 04.06.76 – Die Rolling Stones hatte Extrawünsche – Ordner waren nicht zimperlich – Das Ritual der rüden Gesten – Superstars zwischen Disziplin und Ekstase
Die Zeit 04.06.76 – Blick zurück in Wehmut – Die Rolling Stones pflegen ihren eigenen Mythos
Mir liegen diese Zeitungsausschnitte im Original noch vor. Leider habe ich nichts vom Dortmunder Konzert.
Unvergessen wie sich Mick Jagger an einem Seil hängend über das Publikum wie Tarzan schwang. Oder der Ritt auf einem aufblasbaren Penis bei „Starfucker“ Zum Finale gab es dann „Street Fighting Man“ wo Mick dann Rosenblätter ins Publikum aus einem Eimer transportierte. Zum Abschluss gab es dann aber keine Rosen mehr, sondern Mick schüttete ein paar Eimer mit Wasser auf die Fans. Ganz zum Schluss schüttete er sich dann selbst einen Eimer Wasser über den Kopf.
Dank Logo habe ich noch vom Konzert aus der Frankfurter Festhalle ein paar Super-8-Aufnahmen vom Finale. War schon klasse.
Auf das nächste Konzert mussten wir dann 6 Jahre warten und es begann für mich die große Zeit der Open-Air-Konzerte.