11. Schüttorf – Open – Air
In der Grafschaft Bentheim
12. August 1995
Eine Erlebnisreise in die
VOODOO - LOUNGE
Teil 1
Freitag, 11. August 1995
Werner (PinballFreedie) rief kurz nach 17.00 Uhr an, um mitzuteilen, dass er sich nach einem letzten Toilettengang auf den Weg machen werde, um mich abzuholen. Kurz vor 18.00 Uhr konnten wir unseren Trip in die Voodoo-Lounge beginnen.
Zu meiner Freude konnte ich im Auto als Reisebegleiter einen alten Bekannten – Chris (unser Maskottchen und Bär) – begrüßen, der auch schon ganz aufgeregt dem Wochenende entgegenfieberte. Nach einer kurzen Ehrenrunde – Werner hatte die falsche Autobahnauffahrt gewählt, verlief die Fahrt nach Ochtrup reibungslos. Aber dann, dank einer Ampelanlage mit kurzen Grünphasen, verbrachten wir ca. 20 Minuten im Stau an einer Abzweigung nach Bad Bentheim. Vor uns Stones-Fans, hinter uns Stones-Fans, überhaupt Stones-Fans aus allen Richtungen. Aus den Lautsprechern unseres Autos dröhnte es bei offenem Fenster „Honky Tonk Women“. Was mögen die Anwohner wohl gedacht haben. Chris fand die laute Musik auf jeden Fall gut.
Allmählich näherten wir uns Bad Bentheim. Aus der Ferne war schon die über der Stadt gelegene Burg zu sehen. Aufgrund unserer guten Ortskenntnisse (oder war es doch die mitgeführte Karte?) wählten wir den südlich gelegenen Schleichweg über Sieringhoek, um an unser Ziel, den „Niedersächsischen Hof“, zu gelangen. Dieser Schleichweg sollte sich am nächsten Tag noch als recht nützlich erweisen.
Da wir nun schon in der Nähe des Hotels waren, beschlossen wir spontan, das Gelände mit dem Auto zu erkunden und Ausschau nach der gigantischen Voodoo-Lounge-Bühne zu halten. Nach ca. 2 km plötzlich ein Schrei unseres Reisebegleiters Chris: „Schaut mal, Ihr zwei, dort drüben rechts sehe ich eine eiserne Kobra!“ Tatsächlich, da stand sie, die Kobrakopfähnliche Stahlkonstruktion auf dem riesigen Open-Air-Gelände.
Nach einer kurzen Irrfahrt – eine Bahnlinie (Holland – Schüttorf – Warschau) versperrte uns den direkten Zugang zum Konzertgelände – beschlossen wir, zum Hotel zu fahren. Überall im Gelände campierten teilweise schon seit Tagen, die Stones-Fans. Lebensmüde überquerten zu Fuß die Gleise der vielbefahrenen Bahnlinie. Treffende Anmerkung von Chris: „Alles Hohlköpfe!“
Nach 3 km erreichten wir dann unsere Herberge für die nächsten 2 Nächte. Nach Zuweisung der Zelle 7 wurden, wie Weihnachten, Geschenke verteilt.. Werner hatte als Überraschung 2 Baseballkappen mit der Stones-Zunge. Ich hatte die angekündigten und selbst gefertigten T-Shirts mit den Daten der bisher besuchten Stones-Konzerte. (Hier ein besonderer Dank an meine Tochter Daniela für die Arbeit). Aus den Boxen des mitgebrachten CD-Players erklang, noch in Zimmerlautstärke – wir hatten ja die Rechnung für das Zimmer noch nicht bezahlt – „Start me up“.
Da uns dürstete, beschlossen wir, einen Rundgang durch Gildehaus zu machen. Über einen Trimmpfad, der durch ein kleines Wäldchen führte – sehr angenehm bei der Wärme -, erreichten wir die „Gildehauser Mühle“. Spontan beschlossen wir dort einzukehren, zumal uns auch eine uns bekannte Reklametafel mit der Aufschrift „Warsteiner Pilsener“ lockte.
War das ein Anblick, als uns auf der Terrasse die ersten beiden Pils gebracht wurden. Hoch über dem Boden, getragen auf zwei nicht enden wollenden Beinen – Wo führten die nur hin? Trotz dieses Anblicks beschlossen wir nach zwei Bierchen, eine andere Gaststätte aufzusuchen, da die dürftige Speisekarte unser aufkommendes Hungergefühl nicht befriedigen konnte. Der vorgesehene Besuch in der Spielbank Bad Bentheim war inzwischen zu den Akten gelegt worden.
In der Ortschaft angekommen, fanden wir in der Nähe der Kirche ein Lokal, das scheinbar der In-Treffpunkt des Ortes ist. Leider war auch hier die Speisekarte nicht gerade berauschend, aber wir fanden dafür einen schönen Tisch im Freien.
Nach dem Genuss weiterer vier Pils, Rolinck-Pils, nicht Rolling Stones, und eine Aquavits (wie war doch der Name) sowie dem Verzehr eines Hacksteaks, machten wir uns langsam auf den Weg zurück in Richtung unseres Hotels.
Da war doch noch was!? – Wir kannten das Ergebnis des MSV-Spiels gegen Lübeck noch gar nicht und deshalb musste zu Hause angerufen werden. Nach langem Klingeln gelang es mir, Kleo aus dem Bett zu holen. Welch eine Pleite! Sie kannte noch nicht einmal das Ergebnis. Also musste sie den 2:1 Sieg des MSV erst über Videotext aufrufen!
Unser weiterer Weg führte uns an einer Tankstelle vorbei, wo wir noch schnell zwei kalte Dosen Bier orderten. Dabei wünschte uns die Kassiererin noch viel Spaß – wozu eigentlich?
Auf einer Parkbank ruhten wir uns aus, leerten unser Getränk und fanden dann sogar noch zu unserem Hotel zurück. Der letzte – aber auch einzige dort eingenommene Fürstenberg-Pils schmeckte fürchterlich, nicht fürstlich.
Mit der nötigen Bettschwere begaben wir uns in die Horizontale, und nachdem uns Chris noch eine Gute Nacht wünschte, träumte wir vom kommenden Konzert in der Voodoo-Lounge.
Teil 2 folgt.