NEWS - 25 Jahre Tote Hosen: «Eine Auflösung ist nicht geplant»
07.04.2007
Samstag 7. April 2007, 17:53 Uhr --
Düsseldorf (dpa) - Vor 25 Jahren kletterte in Bremen ein kunterbunter Haufen junger Punker auf eine Bühne und legte sich mit drei Akkorden auf der Gitarre heiser brüllend ins Zeug. «Die Toten Hasen» waren am 11. April 1982 angekündigt, «weil Ostern war».
25 Jahre und weit über 1000 Konzerte später haben die Toten Hosen Drogenexzesse und diverse Skandale überlebt, mehr als zehn Millionen Tonträger verkauft und sich fest vorgenommen, ihr Jubiläum zu ignorieren. In eine «kreative Band-Pause» hatte sich die Gruppe Ende 2005 verabschiedet. Ein Sprecher ihrer Plattenfirma dementiert Gerüchte vom Ende der Toten Hosen: «Eine Auflösung ist nicht geplant».
Nach monatelangem Tourneestress war für Sänger Campino (44) ab September 2005 Elternzeit mit Söhnchen Lenn Julian angesagt - unterbrochen von seinem Theaterdebüt in Berlin als Mackie Messer in Brechts «Dreigroschenoper». Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet nun, die Pause sei inzwischen bereits für erste Arbeiten an einem neuen Album beendet worden.
Schon zu ihrem 20. Band-Geburtstag hatten sich die Düsseldorfer Rockmusiker («Wir sind einfach schweinealt.») mit dem Lied «Graue Panther» über sich selbst lustig gemacht und gefragt: «Wie lange soll das denn noch gehen?» Damals ließen sie sich mit 75 nackten Fotomodellen von Star-Fotograf Andreas Gursky ablichten, dessen Arbeiten zu den teuersten Foto-Kunstwerken der Welt zählt.
Als Rock-Musiker haben die Hosen praktisch alles erreicht: Ihre Platten sahnten Platin und Doppelplatin-Auszeichnungen ab, sie hatten eine eigene Fernseh-Show auf MTV, haben Fans von Argentinien bis Australien, musizierten im ehrwürdigen Wiener Burgtheater und zogen bei der «Friss oder stirb»-Tournee zuletzt mehr als 700 000 Konzertbesucher an. Sie sind in 28 Staaten aufgetreten, haben mit den Rolling Stones, U 2 und AC/DC gespielt.
Ihrer ersten Single «Eisgekühlter Bommerlunder» lag ein Fläschchen Schnaps bei. Das Image der Sauf- und Proll-Combo ist nachhaltig. Auf der Bühne bringen Campino und Konsorten noch immer große Hallen zum Kochen, manchmal auch zu sehr: In Buenos Aires brach unter dem Ansturm des Publikums nach 30 Sekunden die Bühne ein. Beim 1000. Konzert 1997 in Düsseldorf kam im Hexenkessel vor der Bühne ein Mädchen ums Leben, das Jubiläum geriet zur Tragödie.
Dabei schien es viele Jahre so, als wären der große Ruhm, ausverkaufte Stadien und das große Geld mit deutscher Punkmusik unerreichbar. Die Plattenverkäufe dümpelten zwischen 20 000 bis 30 000 Stück. Die Band trat in Wohnzimmern auf und leistete bei ihrer Ochsentour durch die Provinz härteste Bühnenarbeit bei äußerst niedrigen Konzertticket-Preisen. Den Lebensstil mit einer «Ernährung» aus Kokain, Speed und Alkohol beschreiben alte Weggefährten als beängstigend.
Aber immer wieder gelangen den anarchischen Rheinländern musikalische Gassenhauer und PR-Coups: Als sie bei ihrer «Magical Mystery-Tour» das Privathaus des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) demolierten, nahm sogar der «Spiegel» Notiz. Die Band war vom Sohn Albrechts zu einem Wohnzimmer- Konzert eingeladen worden. Ihre Auftritte mit dem «wahren Heino» samt juristischem Nachspiel sorgten wieder für Furore. 1986 traten die Toten Hosen vor 120 000 Menschen in Wackersdorf auf.
Sie kauften ihrem Lieblingsclub Fortuna Düsseldorf Verstärkung und traten gegen die Leningrad Cowboys zum Eishockey an. Das Unternehmen Tote Hosen beschallte die Zugspitze und verärgerte den FC Bayern München, derweil sie mit ihrem Totenkopf-Logo in Düsseldorf zum Trikotsponsor der heimischen Fortuna wurden.
Werden die Vollgas- und Spaß-Erwartungen bei den Konzerten noch umfassend bedient, sind die letzten Alben nicht mehr unbedingt partytauglich. Schon vor fünf Jahren hatte Campino von einer «Phase der Reife» gesprochen. Neues aus dem Spätwerk der Toten Hosen soll es aber frühestens zum Jahresende geben.