1978 - 06 / Juni - Some Girls

  • SOME GIRLS



    Deutschland 09. Juni 1978


    Rolling Stones Records EMI 1C 064-61016



    Side 1


    Miss You 4:48


    When The Whip Comes Down 4:20


    Just My Imagnination (Running Away With Me) 4:39


    Some Girls 4:35


    Lies 3:11



    Side 2


    Far Away Eyes 4:23


    Respectable 3:07


    Before They Make Me Run 3:24


    Beast Of Burden 4:25


    Shattered 3:46

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  • SOME GIRLS


    Das erste Studio-Album mit Ron Wood als regulärem Mitglied – hat sich dadurch etwas geändert? Jedenfalls sind die Songs auf SOME GIRLS einfacher strukturiert als auf den vorangegangenen Alben, der Sound geht in Richtung der Einfachheit ihrer frühen Jahre. Es gibt keine Experimente und keine komplizierten Arrangements, wie man sie zum Teil auf den Alben mit Mick Taylor findet. Die Songs sind wieder einfacher, klarer und direkter geworden.


    Meiner Ansicht nach ist dabei jedoch (nicht böse werden!) eines der schwächsten Stones-Alben in ihrer ganzen Karriere herausgekommen – eigentlich ist (fast) kein Song schlecht, aber für mich ist auch kein einziger Titel dabei, der auch wirklich zünden würde. Ich habe öfters mal gelesen, SOME GIRLS sei eine tolle Platte, ich jedenfalls sehe das ganz anders: Was mir bei SOME GIRLS fehlt, sind gleich mehrere Dinge: erstens die Leidenschaft, die (fast) alle Stones-Platten zuvor verströmen. SOME GIRLS wirkt auf mich irgendwie unterkühlt, distanziert und emotionslos, Jaggers Gesang wirkt zeitweise aufgesetzt und fast wie eine Karikatur seiner selbst (bei MISS YOU, FAR AWAY EYES, BEAST OF BURDEN). Zweitens fehlen geniale melodische Rocker vom Schlage BROWN SUGAR, JJF, STAR STAR, HAND OF FATE etc. Die Rocker auf SOME GIRLS scheinen mir durch die Bank ziemlich ideenloses Geschrubbe. Drittens fehlt mir wenigstens eine große kitschfreie Ballade oder eine packende Blues-Nummer. Viertens wenigstens eine Nummer mit bedrohlicher, düsterer Grundstimmung vom Schlage HEARTBREAKER, FINGERPRINT FILE oder GIMME SHELTER. Fünftens: wenigstens hin und wieder wünsche ich mir einen Ansatz einer Solo-Gitarre, nicht nur Aneinanderrasseln von Ronnie, Keith (und Mick).


    MISS YOU
    Die Stones nähern sich der Disco-Musik in ihrer seichtesten Form. Mich stören vor allem Charlies monotones Gepauke und die unerträglichen hu-hu-uhu-Chorgesänge. Überhaupt eher eine Sprechgesangsnummer, die auch vom Text her reizlos ist. Das einzig Positive an der Nummer ist noch das scharfe Saxofon-Solo. Mir rätselhaft, warum die Stones diese Nummer immer wieder ins Live-Programm nehmen und dort noch endlos zerdehnen. Mein Fall ist der Song jedenfalls überhaupt nicht...


    WHEN THE WIP COMES DOWN
    Ein schneller Rocker mit jaulenden, rasselnden Gitarren und einem schimpfenden, maulenden Jagger. Nicht sonderlich einfallsreich, setzt sich auch kaum im Ohr fest.


    IMAGINATION
    Die fast schon obligatorische Cover-Version einer Soulnummer. Auch dieser Song zündet nicht und ist mir zu unterkühlt.


    SOME GIRLS
    Noch einer der besseren Songs des Albums. Ein bißchen verfremdete Blues-Stimmung kommt wenigstens ansatzweise auf.


    LIES
    Siehe „Whip...“. Hochgeschwindigkeitsrocker, kaum mehr als gerade noch durchschnittlich.


    FARAWAY EYES
    Die Stones hatten immer ein Faible für Countrymusic. Dieser Song schlägt aber über die Stränge: Eine Abrechnung mit TV-Predigern, die den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen, wird hier zu einer übertrieben schlechten Parodie des gesamten Country-Music-Genres schlechthin.


    RESPECTABLE
    Von den vier straighten schnörkellosen Rockern der Platte noch der Überzeugendste. Die Nummer hat Schmiss und Pfiff und diesmal zündet endlich einmal ein Song wenigstens halbwegs.


    BEFORE THEY MAKE ME RUN
    Ein schneller knorriger Song, diesmal von Keith gesungen. Auch als Fan wird man zugeben müssen, dass Keith selten bis nie schlechter gesungen hat. Die Nummer ist an sich ganz gut, bekommt aber durch Keith´s extrem dünn klingendes Stimmchen schon einen Hauch unfreiwilliger Komik.


    BEAST OF BURDEN
    Eine mittelschnelle Ballade mit einem ziemlich genialen Gitarren-Intro. Später wird´s dann leider etwas flach und auf Kommerz schielend. Dennoch: abgesehen von RESPECTABLE für mich noch der beste Song der Platte.


    SHATTERED
    Einfach schrecklich. Ich konnte mit diesem hektischen, nervösen Song und Jagger´s hysterischem Geschrei noch nie etwas anfangen (wobei ich mich aber immerhin mehr als zwanzig Jahre bemüht habe).


    Wenn man es schafft, zu vergessen was für grandiose Platten die Stones VOR Some Girls gemacht haben, kann man durchaus zufrieden sein. Some Girls ist keine SCHLECHTE Stones-Platte, nur waren die Vorgänger-Alben eine ganz andere, weit bessere Klasse. Für mich jedenfalls ist die Scheibe gegenüber ihren Vorgängern ein klarer Abstieg.

    Everybody MUST get *STONED*

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  • SOME GIRLS


    War nicht Black and Blue (1976) das erste Album mit Ron Wood?


    Some Girls erschien 1978!?


    Puhh, ganz schön zerreissende Kritik, würde Shattered und Beast Of Burdon schon als "Kracher" einnordnen!


    Über Miss You kann man streiten, ich liebe den Song eigentlich, nur leider wurde er über die Jahre Live etwas "überspielt"!


    Aber danke Dirty Worker, die Kritiken halte ich weiterhin für sehr wichtig für dieses Forum, wenn ich auch nicht 100%ig Deiner Meinung bin, respektiere ich diese aber!

    MICK69.JPGmetallica.ico

    Sweet Cousin Cocaine, lay your cool cool hand on my head...


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  • SOME GIRLS


    Si Si Senores Best of Burden gehört zu den besten Stonesnummern.


    Basta Ragazi

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  • SOME GIRLS


    Black And Blue war zwar das erste Album mit Wood an der Gitarre, aber als es aufgenommen wurde, war (noch)nicht sicher, dass er der neue Mann werden würde. Perkins und Mandel sind auch of B&B dabei, bei den Aufnahmen wußte man noch nicht wer der fixe Mann werden sollte. So hab ich es jedenfalls im Gedächtnis, muss aber nicht unbedingt stimmen... am B&B-Album-Cover ist Wood ja auf dem Gruppenfoto dabei – das Foto wurde wahrscheinlich gemacht, nachdem das Album fertig war und nachdem die Entscheidung für Ron gefallen war? (Vielleicht gibt´s Alternativ-Fotos mit Perkins und Mandel...)


    Wie auch immer, Some Girls war auf alle Fälle das erste Album auf dem Wood von allem Anbeginn an Mitglied der Stones war.... so ist zumindest meine Auslegung der Geschichte.


    Hatte übrigens schon immer keinen sehr guten Draht zu SG, halte das allermeiste was vorher und nachher kam, für besser – ist nur meine Ansicht, nur persönliche Wertung. Soll keinen alten Hasen vergrämen und keinen Neuling vom Kauf abhalten. Urteilen muss jeder selber – sich nur nix einreden lassen...!


    Höre SG wahrscheinlich sogar öfter als etwa Sticky Fingers, mit der leisen Hoffnung, irgendwann auch mal zu kapieren, wieso SG vielfach so gelobt wird von Fans und Presse... habe dem Album viele Chancen gegeben, nutzt nix, ist nicht so ganz mein Fall. Was nicht heißt dass ich´s gar nicht mag (ich mag alle Stones-Alben, nur einige wenige nicht ganz so sehr wie die anderen).

    Everybody MUST get *STONED*

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  • SOME GIRLS


    Hör auf Dich zu entschuldigen D.W., warum denn??


    Finde es okay, ist deine Meinung - PUNKT!


    Habe selber was gelernt daraus, was ich NICHT gewusst habe (shame on me)

    MICK69.JPGmetallica.ico

    Sweet Cousin Cocaine, lay your cool cool hand on my head...


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  • SOME GIRLS


    Nach den vielen Querelen um Mick Taylors Weggang, Ronnie Woods Einstieg, dem mäßigen letzten Album und während der Zeit des Punks und des größten Drogenprozesses von Keith Richards präsentieren die Stones wieder ein einfaches, provokantes und lautes Album. Warum es "Some Girls" heißt? "Weil wir uns nicht an ihre verdammten Namen erinnern konnten" (Keith).


    Sowohl das Album als auch die erste Singleauskopplung Miss You brachten den erhofften Erfolg und erklommen Spitzenpositionen in den Charts. Der Song ist eine gelungene Mischung aus der typisch-stonesschen Art und dem damals aktuellen Discotrend und gehört seither zum Standardprogramm bei Konzerten. Doch blieb es nicht bei dem einen musikalischen Höhepunkt; mit Respectable zeigt die Gruppe wieder ihr provokant-sarkastisches Gesicht und spielt als Antwort der aufgekommenen Punkwelle schnörkellosen Rock 'n' Roll nach Art von Keith Richards' Vorbild Chuck Berry. Daß die scheinbar nie endenden Schwierigkeiten mit der Justiz auch Spuren hinterlassen haben, zeigt sich an Titeln wie "No Expectations" (Beggars Banquet), "Fingerprint File" (It's Only Rock 'n' Roll) oder nun Shattered, einem knochentrockenen Song. Doch unterkriegen konnte die Band niemand; der Titelsong Some Girls ist eine Abrechnung Jaggers mit seiner Ex-Frau Bianca, die die Scheidung eingereicht hatte. Frauenrechtler kritisieren harsch einige Ferse wie "Black girls just wanna get fucked all night". Um zu untermauern, daß die Stones kein Auslaufmodell sind, spielen sie noch weitere schnelle punkähnliche Nummern, nämlich When The Whip Comes Down und Lies.


    Da sie aber weder eine Punkband sind noch sein wollen, gibt es auch andere Töne; Just My Imagination ist eine liebliche Soulballade von den Temptations, Far Away Eyes ist ein recht langsamer Song countrymusikalischer Prägung und Beast Of Burden ist eine mittelschnelle Ballade, die einige Jahre später auch erfolgreich von Bette Midler gecovert wurde. Keith singt Before They Make Me Run und zieht ein Fazit über seine jüngere Vergangenheit mit Heroinsucht und Rehabilitation.


    Wieder einmal wurden die Kritker, die diese Band abgeschrieben hatten, eines Besseren belehrt. Es gelang den Rolling Stones erneut ein Werk, das absolute "Greatest Hits" enthält, und das das Publikum nicht nur unterhält, sondern auch von den Sitzen reißt.

    Les Trois Tetons in Oberhausen - ich war dabei

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