Pinup-Girl der Stundentenbewegung wird 60
„Das wilde Leben” – der Titel ihrer 1994 erschienenen Autobiografie sagt alles, und damit hat Uschi Obermaier wohl kaum übertrieben. Die Sex-Ikone der 68er Studentenrevolte feiert an diesem Sonntag ihren 60. Geburtstag.
„Das wilde Leben” – der Titel ihrer 1994 erschienenen Autobiografie sagt alles, und damit hat Uschi Obermaier wohl kaum übertrieben. Die Sex-Ikone der 68er Studentenrevolte, das schönste Mitglied der Berliner „Kommune 1”, die Mick-Jagger-Geliebte und weltreisende Aussteigerin feiert an diesem Sonntag ihren 60. Geburtstag.
Als sesshafte Wahlkalifornierin mit einem Haus in den Canyons nahe Los Angeles und einer neuen Karriere als Schmuck-Designerin könnte sie ihren Memoiren aus den neunziger Jahren nun ein ruhigeres Kapitel hinzufügen. Sie könne sich nicht mehr vorstellen, in einer Kommune zu leben, vertraute sie vor zwei Jahren der „Welt am Sonntag” an: „Nein, um Gottes Willen. Ich will meinen Kühlschrank allein.”
Doch von ihrer heißen Vergangenheit wird die gebürtige Münchnerin bald wieder eingeholt: Nach jahrelangen Vorbereitungen ist jetzt ein Film über ihr pralles Leben mit dem Arbeitstitel „8 Miles High” im Kasten. Im Februar soll er in Deutschland anlaufen. Bei der Suche nach einer Schauspielerin „mit dem Sex-Appeal und der Ausstrahlungskraft der jungen Uschi Obermaier” stießen die Produzenten auf Natalia Avelon, die vor der Kamera in München, Berlin und Indien die schöne Uschi verkörpern durfte. Uschi Obermaier selbst will bis zum Filmstart keine Interviews geben.
In den wilden sechziger Jahren hängt Obermaier ihren Job als Fotoretuscheurin an den Nagel, tourt durch die Münchner Musikclubs, und wird als Fotomodell entdeckt. Sie verliebt sich in den Kommunarden Rainer Langhans. Im Sommer 1967 gehen Nacktbilder der „Kommune 1” mit Obermaier um die Welt. Ihr nackter Busen ziert das „Stern”-Titelblatt. Sie wird zum Pinup-Girl der Sixties, das freie Liebe propagiert und sie als Rockstar-Groupie mit Mick Jagger, Keith Richards und Jimi Hendrix auch praktiziert. In New York posiert sie für Star-Fotografen wie Richard Avedon und Helmut Newton. Zu Hause wird sie auch für den Film entdeckt. In der Thriller-Komödie „Rote Sonne” spielt sie eine von vier WG-Bewohnerinnen, die ihre männlichen Gespielen nach fünf Tagen Sex und Vergnügen ins Jenseits befördern.
1973 lernt sie die Hamburger Kiez-Größe Dieter Bockhorn kennen. In einem umgebauten Wohnmobil reisen sie jahrelang lang durch Asien, Mexiko und die USA. In jedem Land schließen sie nach Landessitte den Bund fürs Leben. Die Beziehung nimmt ein tragisches Ende, als Bockhorn Silvester 1983 in Mexiko mit seinem Motorrad tödlich verunglückt. Zu ihrem 50. Geburtstag lässt sich Obermaier noch einmal für den „Playboy” ablichten. Doch danach schwenkt sie ganz vom Foto- ins Schmuckstudio um. Nun macht sie „Powerringe” aus Granatstein und Silber und „Sword”-Anhänger in Schwert-Form mit indianischen Mustern.
Und damit lebt sie nach eigenem Bekunden zufriedener denn je. Dies sei die schönste Zeit ihres Lebens, offenbarte sie mit 58 Jahren der „Welt am Sonntag”. „Ich dachte immer, nach 50 bin ich tot. Dabei macht das Leben heute so viel Spaß, weil ich viel mehr weiß.”