1965 - Essen 12.09.1965

  • Heute ist der 50. Jahrestag des Rolling-Stones Konzert in Essen in der Grugahalle am 12. September 1965.


    Auch wenn an anderen Stellen meine Konzerterlebnisse von damals schon wiedergegeben wurden, hier für diejenigen, die den Konzertbericht noch nicht kennen eine fehlerüberarbeitete Fassung in mehrern Teilen, um den Forenrahmen nicht zu sprengen:


    Grugahalle Essen
    12.September 1965 -16 Uhr (Nachmittagskonzert)
    Vorprogramm: The Rivets
    Didi und die ABC-Boys
    Jimi and the Rackets


    Setlist*:
    1. Everybody needs somebody to love
    2. Pain in my heart
    3. Around and around
    4. Time is on my side
    5. I`m moving on
    6. The last time
    7. I`m allright
    8. Satisfaction
    (Setlist vom Konzert 15.09.1965 in Berlin Waldbühne)
    Am 5. Oktober 1965 “begann ich mit der Vorschrift über die Aufzeichnung des Aufenthaltes der Rolling Stones in Deutschland, die mir dank der Repräsentation der Jugendzeitschrift BRAVO möglich war. Dieses Buch schreibe ich für alle die, welche den Siegeszug der Stones durch Münster, Essen, Hamburg, München und Berlin nicht miterleben konnten.
    I. Kapitel
    THE ROLLING STONES Es begann damit, dass die Jugendzeitschrift BRAVO eine Artikelfolge über die Rolling Stones brachte. Gleich von Anfang an gefielen sie mir sehr gut, die fünf Steine, besonders ihr Sänger Mick Jagger und der Gitarrist Brian Jones. Aber auch der Drummer Charlie Watts, der Bass Gitarrist Bill Wyman und der Sologitarrist Keith Richard. Mit Interesse verfolgte ich ihre Lebensgeschichte, in der sie berichteten, wie sie ihre Laufbahn zur heißesten Beatband der weit begannen, Ihren Namen hatten sie nach einer Komposition von Muddy Waters, den " Rolling Stones-Blues n gefunden. Die Sache gefiel ihnen, und der Name war da. Sie erzählten auch von den Anfängen ihrer Popularität, wie sie zusammen gehungert und schließlich Berühmtheit erlangt hatten, und durch einen harten Kampf nach " oben " kamen. Mit: " Ist’s all over now " setzten sie sich über die Beatles hinweg an die Spitze aller Hitlisten. Auch " Last Time " war für die Rolling Stones ein Riesenerfolg. Durch ihren heißen Beat wurden sie für alle Jugendlichen in der ganzen Welt bekannt und beliebt. Durch ihre Musik, die bei uns genau ins Schwarze trifft, gewannen sie sich Millionen von begeisterten Anhängern. Überall, wohin sie ihre Tourneen führen, feiern sie Erfolge. Leider gibt es aber Jugendliche, die Begeisterung mit Hemmungslosigkeit verwechseln, oder welche, die gerade diese Veranstaltungen aufsuchen, um zu randalieren und herumzutoben. Dann kommt es natürlich zu Ausschreitungen mit der Polizei. Hinterher wird die Schuld dann von manchen Reportern auf die Rolling Stones geschoben. .Dadurch werden sie oft wegen ihrer langen Haare als Halbstarke bezeichnet, die schmutzig und frech seien. Diese Märchen werden von den .Leuten erfunden, die selbst die Rolling Stones noch nie gesehen haben. Die " Rollenden Steine " hassen Krawalle, lieben aber Begeisterung, sie haben es satt, für Tumulte bei ihren Auftritten verantwortlich gemacht zu werden. Sie sind genau wie wir, weder aufgeblasen, noch größenwahnsinnig oder gar schmutzig. Sie lieben Musik, nicht nur Beat, von Bach angefangen bis hin zur Modernen. .Die Stones geben ihr .bestes. Dass sie die Herzen ihrer Anhänger entflammen, ist doch nur einer der vielen Beweise ihres ungewöhnlichen Könnens.


    II. Kapitel
    Die Stones kommen nach Deutschland .Nachdem die Bravo mit einem Überblick über die Rolling Stones ihre Artikelreihe abschloss, stellte sie die Frage Wann werden die Stones einmal in. Deutschland rollen?” Darunter stand dann noch klein: • In der nächsten Bravo. bringen wir eine große Überraschung " * Ich war sehr gespannt, aber ich ahnte etwas was ich kaum zu glauben hoffte... einige Tage darauf erzählte mir ein Freund, als wir uns über die Stones unterhielten, dass er erfahren hatte ,dass die Steine eine Tournee durch Deutschland machen wollten» und dabei auch in Essen in der Grugahalle auftreten würden. sofort war ich. Feuer und Flamme, und da mein Freund auch schon lange den Wunsch hatte, die Rolling Stones zu sehen, gingen wir bald zusammen zur Grugahalle, um uns nach dem .Beginn des Vorverkaufs für die Eintrittskarten zu erkundigen. Als wir dort angekommen waren und mehrere Kassen abgeklappert hatten, wurden wir zum Verkaufsstand Nr. 5 geschickt. Hier war der Verkauf bereits in vollem Gange und wir erfuhren, dass schon seit drei Tagen Eintrittskarten ausgegeben wurden. von den 20:000 Karten für die Nachmittag- und Abendvorstellung waren etwa nur noch 200 zu haben. Mein Freund kaufte sich gleich zwei und ich ließ mir eine Karte für 12 DM zurücklegen, da ich nicht so viel Geld bei mir hatte. Der Platz war für die 9. Reihe. Mein Herz schlug höher, wenn ich daran dachte, dass ich die Rolling Stones nun bald mit eigenen Augen sehen könnte. Immer wieder ging es mir durch den Kopf, wie nahe ich den Stones sein würde: 1,2,3,..7,8,9 Reihe, wahrscheinlich nur 10 Meter Abstand bis zur Bühne. Endlich sollte mein langersehnter Wunsch in Erfüllung gehen. Zu Hause erzählte ich meinen Eltern, dass die Rolling Stones nach Essen kommen würden, und dass ich nun endlich Gelegenheit hätte, an einer ihrer Vorstellungen in Deutschland teilnehmen zu können. Die Eintrittskarte, die ich mir hatte zurücklegen lassen, musste ich innerhalb von drei Tagen abholen. Bis dahin musste ich aber auch 12 DM bekommen. Aber wie ?? Im Augenblick besaß ich keinen Pfennig. Ich zerbrach mir förmlich den Kopf und überlegte angestrengt. Ein paar Mark würde ich schon innerhalb von drei Tagen zusammenbekommen. Dann kam es, womit ich nicht gerechnet hatte: Am Mittwoch, an dem Tag, an dem ich die Karte abholen sollte, müsste ich mit meiner Mutter wegen eines dringenden Besuches wegfahren. Da war es ganz aus, wir hatten schon Dienstag und ich hatte weder genügend Zeit noch Geld um mir die zurückgelegte Karte zu holen. Daraufhin rief ich meinen Freund an, der sich 2 Karten gekauft hatte. Ich erzählte ihm von meinem Pech und bat ihn, er möge mir seine zweite Eintritts karte verkaufen. Wahrscheinlich musste ich einen " Rabenschwarzen Tag " gehabt haben, aber er hatte sie schon an einen Bekannten weitergegeben. Also wieder ein Schlag ins Wasser! Einige Tage darauf fuhr ich abermals zur Gruga und besorgte mir eine Karte für nur 8 DM, in der unteren Nordtribüne, 1. Keine. Ich wusste, dass der Platz irgendwo hinten in der Grugahalle sein müsste, aber ich würde während der Vorstellung schon irgendwie nach vorn gelangen. Da ich in Erfahrung gebracht hatte, dass man in der Grugahalle fotografieren durfte, wollte ich meine Kamera mitnehmen, und mich irgendwie unter die Reporter mischen, die ich vorn an der Bühne vermutete* Die größte Sorge aber war ich los: ” Karte gut, alles gut " dachte ich. und zählte die Tage, bis zum 12. September, es waren noch 24. Die Eintrittskarte hielt ich in diesen Tagen oft in meinen Händen und es war zu lesen: ” Keine Haftung für Personen- und Sachschaden.” Mir sagte dies alles, und ich hoffte mich einmal richtig austoben zu können, nicht um zu randalieren, sondern einmal die Stimmung einer solchen Beatveranstaltung mitzuerleben!!! Auch war auf der Karte zu erfahren, dass Bravo die Stones nach Deutschland geholt hatte, kurz darauf wurde dies in der Bravo bestätigt; gleich auf der zweiten Doppelseite stand dickgedruckt: » BRAVO BRINGT DIE SENSATION, DIE ROLLING STONES NACH DEUTSCHLAND . " Sie werden in Münster, Essen, Hamburg, Berlin und Wien rollen. Die Zeit verging ziemlich schnell, Immer wieder las ich mir in allen Zeitungen die Artikel über die Steine durch. Am Samstagmorgen den 11. September kamen die Rolling Stones auf dem Flughafen Düsseldorf Lohausen an. Die Rolling Stones waren auf deutschen Boden und schon stürmten die ersten Beifallsorkane auf die fünf steine aus London nieder. Mit einem Donnerschlag wurde ihre Tournee zu einem Siegeszug ohnegleichen...

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).

  • Teil 2:
    III. Kapitel
    Ankunft der Stones in Deutschland So viele Fans hatten die Rolling Stones wohl nicht erwartet. Überrascht sahen sie sich an, fast 10 000 Jugendliche verwandelten das Flughafengelände in einen Hexenkessel hemmungsloser Begeisterung. Aus der ganzen Bundesrepublik waren sie herangeströmt gekommen und hatten gern die 30 Pfennig für das Betreten der Aussichtstribüne bezahlt. Da es der Polizei nicht gelang, die Fans hinter den Absperrungen zu halten, rückte sie mit Wasserwerfern an. Ob dies nötig war , konnte nicht ermittelt werden, aber durch diesen Eingriff gerieten(gerieten)die Fans gegen die Polizei so in Wut, dass daraus eine Schlacht entstand, die in eine Zerstörungswut ausartete, der die Polizei zuerst nicht gewachsen war» Trotz dieses Krawalles konnte und wurde diesmal die Schuld nicht auf die Stones geschoben, die wirklich sehr nett auftraten und sich sehr gut aufführten. Mit einem Bus wurden die Rolling Stones in eine Flugzeughalle gebracht, aber sie konnten nicht aussteigen, da es Fans gelungen war, das Dach einer Werkhalle zu erstürmen und zu besetzen. Danach waren sie in Das Innere gelangt und hatten den Bus der Stones umstürmt. wieder griff die Polizei hart ein, aber trotzdem dauerte es einige Zeit, bis die Fans von der Polizei zurückgedrängt werden konnten. Nach dem Empfang der Stones wurden sie in einen Konferenzraum geführt und dort stellten sie sich einer Versammlung von Reportern. Die rollenden steine schienen sich mehr über den begeisterten Empfang ihrer Anhänger zu freuen, als über die Fragen der Reporter. Sie gingen ans Fenster und winkten ihren Fans zu.
    Die Pressekonferenz wurde bald von der Polizei aus Sicherheitsgründen aufgelöst, weil entfesselte Fans vor dem Versammlungsraum einen Feuerlöscher zum Explodieren gebracht hatten. Darauf fuhren die Rolling Stones in fünf schwarzen Limousinen nach Münster. Da man hier von den Ausschreitungen in Düsseldorf- Lohausen gehört hatte, bereitete man sich entsprechend vor: Die Münsterlandhalle wurde gegen Zerstörung mit 1 Million DM versichert. Von der Polizeischule wurden Junge Anwärter unter die Jugendlichen gemischt, um eventuelle Krawalle zu verhindern. Die Polizisten in der Halle wurden als Saalhüter getarnt, damit die Fans nicht etwa von uniformen gestört wurden. In der brechendvollen Münsterlandhalle gaben die Stones ihre erste Vorstellung in Deutschland. Das Zweite Deutsche Fernsehen brachte eine Live-Übertragung auf die Millionen von Bildschirme in der Bundesrepublik. XKX Bei uns zu Hause waren einige Freunde von mir versammelt, da auch sie erfahren hatten, dass die Rolling Stones im Fernsehen auftreten würden, um die Übertragung aus dem Fernsehgerät aufnehmen zu können, stand auch mein Tonband bereit... Zuerst wurde ein Interview übertragen, mit Mick Jagger, Charlie Watts, Keith Richard und Brian Jones. Aber Bill Wyman fehlte noch, sein Auto hatte auf der Fahrt nach Münster versagt und er musste sich mit einem Taxi unter Polizeischutz in rasender Fahrt zur Münsterlandhalle bringen lassen.
    Nachdem die Steine ihr Interview abgeschlossen hatten, betraten sie die Bühne in der kochenden Halle. Die Rackets, Rivets und die A B C - Boys hatten schon für Stimmung gesorgt und die jugendlichen waren mitgerissen. Man konnte sehen, dass schon einige Menschen in Ektase waren, aber es kam zu keinen Zwischenfällen, Natürlich nahm ich das Gespräch mit den Stones auf mein Tonband auf und als endlich der neueste Hit " Satisfaction “kam stellte ich das Gerät auf volle Lautstärke. Zwischendurch konnte man das hysterische Schreien der Zuschauer vernehmen. Nachdem Mick Jagger mit seinem Mikrophon akrobatische Leistungen vollbracht hatte, griff auch auf uns, als Fernsehzuschauer die Stimmung über, und wir waren von den Rolling Stones restlos begeistert. Als Satisfaction verklungen war, begann ein kaum beschreibliches Geschrei und Getrampel; durch die Beifallsorkane stieg die Lautstärke so stark an, dass mein Tonband übersteuerte. Leider konnten nur zwei Stones- Hit im Fernsehen übertragen werden, da die Sendezeit zu kurz war. ihr zweiter Schlager war dann: " Everybody need somebody to love“. An der Stelle, als Mick Jagger sang: " I need you, you, you.. zeigte er auf ein Mädchen in einer der ersten Reihen. Dieses fiel ihrer Freundin hysterisch schreiend in die Arme und darauf in Ohnmacht. XXX Meine Freunde fanden natürlich genau wie ich die Fernsehsendung zu kurz, aber ich hatte ja noch den morgigen Tag, Sonntag, den 12. September vor mir, der Tag, an dem die Vorstellung in der Grugahalle stattfinden sollte• Noch oft hörte ich mir an diesem Abend die Tonbandaufzeichnungen an, und ich wurde immer ungeduldiger. Aber es waren ja nur noch zwanzig Stunden, dann endlich... Als ich mich spät zu Bett gelegt hatte, weilten meine Gedanken immer noch bei “ihnen”. Bald darauf schlief ich ein und träumte einen ziemlich wirren Film.
    IV. Kapitel
    Sonntag, der 12. September Am nächsten Morgen erwachte ich schon früh. Beim Aufstehen bemerkte ich, dass das Wetter nicht besonders gut war. Nach dem Frühstück vertrieb ich die Zeit mit Anhören von Stones- Platten» Zu oft sah ich auf die Uhr; die Zeit kroch viel zu langsam dahin, Noch einmal nahm ich mir die Bravo- Berichte vor und las sie immer wieder durch. Dann stand ich auf und ging wieder unruhig durch den Raum. Als ich dann die Sonntagszeitung mir vornahm, las ich mit Schrecken, dass beinahe tausende von deutschen Rolling Stones-Fans im letzten Moment enttäuscht worden wären: Bei einem Konzert am Wochenende in Dublin hätten tobende Fans die Rollenden Steine beinahe überrollt. Der Sturm auf die Bühne des Delphi-Theaters in der irischen Hauptstadt begann beim neuesten Stones-Hit Satisfaction. Hunderte von kreischenden Mädchen rannten die bulligen Saalhüter über den Haufen, stürmten die Bühne, rissen Instrumente und Mikrophone um, Bill Wyman wurde zu Boden getrampelt und am Arm verletzt. Mick Jagger hoben die entfesselten Fans in die .Luft und trugen ihn durch eine Seitentür aus dem Saal. Beim Lesen dieser Zeilen lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ob bei uns in der Grugahalle auch die Bühne gestürmt würde, oder Mädchen reihenweise in Ohnmacht fielen??? Müsste die Polizei Wasserwerfer einsetzen, die sie einige rage vorher nach Essen geholt hatte, oder würden die Hundertschaften der Polizei, die man noch zusätzlich zu den schon vorhandenen
    Staffeln in die Stadt beordert hatte, in Krawalle eingreifen??? Mir gingen viele Fragen durch den Kopf; nur das war mir klar, ich würde sicher nicht in Ekstase oder gar in Ohnmacht fallen, und hysterisch, schreien würde ich bestimmt auch nicht. Aber es sollte ganz anders kommen!!

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).

  • Teil 3:
    V. Kapitel
    Oh, diese Massen !!
    Zum tausensten Male sah ich nun auf die Uhr; halb 12, also noch viereinhalb Stunden. Unruhig trat ich ans Fenster und sah, dass sich der Himmel merklich zugezogen hatte. Jetzt würde mit den Steinen auch noch ein Gewitter rollen. Endlich wurde ich zum Essen gerufen, hastig verschlang ich ein paar Brocken und erklärte meinen Eltern, dass ich jetzt gehen müsste. Gegen 12 Uhr verabschiedete ich mich und ging zum Bochumer Hauptbahnhof. Ich hatte mir meinen Fotoapparat umgehängt und um kein Blitzlicht gebrauchen zu müssen, hatte ich noch einen 27 DIN film eingesteckt. Dann kamen mir plötzlich Bedenken: Würde die Kamera einem Sturm von Seiten der Fans auf die Bühne dieser „etwas " starken Beanspruchung standhalten? Aber diesen Gedanken verwarf ich wieder, weil ich nicht glaubte, dass in Deutschland eine Bühne gestürmt werden würde. Dann betrat ich den Bahnhof und ging auf Bahnsteig 2, auf welchem die Züge in Richtung Essen fahren. Aber, oh Schreck mich packte das kalte Grauen, hier waren bereits mehrere hundert Jugendliche, die übermütig waren und herumschrien. Viele hatten lange Haare, blue Jeans und Lederjacken, auf denen " Rolling Stones " geschrieben stand. Auch ich hatte mir meine ältesten Sachen angezogen, und um nicht unangenehm aufzufallen, die Haare ins Gesicht gekämmt, Als der Zug endlich einfuhr, zwängte ich mich in ein Abteil, darf aber bereits so gefüllt war, dass ich keinen Sitzplatz mehr bekam. Viele Jugendliche waren auch aus Hamm, Dortmund und Langendreer zum Rolling Stones Konzert gekommen. Auch unterwegs nach Essen stiegen immer mehr junge Leute zu und im Zug mussten wir schon ziemlich zusammenrücken.
    Da fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich mich mit meinem Freund am Essener Hauptbahnhof verabredet hatte. Aber den Gedanken, dass ich ihn finden würde, gab ich schon fast wieder auf, als ich nur schon an die Massen hier im Zug dachte. Sicherlich würde der Bahnhof schwarz von Menschen sein. Und so war es auch. Es wäre völlig zwecklos gewesen, nach meinem Freund zu suchen. So schob ich mich zwischen vielen Jugendlichen zur Straßenbahnhaltestelle. Nachdem ich mich fast eine halbe Stunde in einer langen Schlange für einen Platz in der Straßenbahn angestellt hatte, zwängte ich mich irgendwie in eine totalüberfüllte Bahn und so fuhr ich mit zig Mädchen und Jungen zur Gruga. Auch wenn man sich in Essen nicht ausgebrannt hätte, die Grugahalle hätte man auf jeden Fall gefunden: Wie ein schwarzes Untier zog sich die Masse der Fans die Straße bis zur Gruga hin, viele hatten Fahnen oder Hörner, dazwischen sah man auf einem Betttuch geschrieben: ” We like the Rolling Stones " Als ich an der Grugahalle angelangt war, konnte man den Platz kaum noch vor Menschen erkennen, obwohl noch etwa zwei Stunden Zeit bis zum Beginn der Vorstellung waren. Überall waren hysterische Schreie zu vernehmen und jedes Mal, wenn eine neue Straßenbahn eintraf, begann ein unbeschreibliches Geschreie und Gegröle. Dann kam es, womit ich schon lange gerechnet hatte, Die Tore des Himmels öffneten sich es goss wie aus Kübeln, “und. alle die sich auf dem Vorplatz befanden, versuchten unter die schützende Überdachung des Eingangs zu kommen. Die Anderen mussten auf dem Platz bleiben und ihre Regenschirme aufspannen. Auch ich flüchtete vor dem Regen, und in ziemlich anstrengender Arbeit hatte ich mich durch die Massen bis nahe an die Eingangstür heran - gearbeitet, wo ich vorerst einmal zu bleiben hoffte.
    Aber glücklicher weise klärte sich das Wetter bald wieder auf, der Vorplatz der Grugahalle trocknete und war bald mit noch, mehr Menschen gefüllt, als zuvor. Nachdem ich einige Aufnahmen gemacht hatte, steckte ich die Kamera unter mein Hemd, knöpfte die Jacke darüber und legte meine Arme schützend darüber, da man um mich herum zu toben begann. Bald war von hier und dort wieder Gesang» eine Litfaßsäule, die in der Nähe stand, wurde von jugendlichen so stark ins Schwanken gebracht, dass man glauben musste, sie stürze jeden Augenblick um. Kurz darauf zwängte sich ein etwa 11-12 jähriger Junge neben mich und ich sah, dass er einen anderen Jungen ansprach, der auch in meiner Nähe stand, weil dieser keine Eintrittskarte mehr für die Stones-Vorstellung bekommen hatte. Der Kleine sprach ihn daraufhin an und sagte, dass er ihm eine Karte für 40 DM verkaufen könne. Der Andere erwiderte ihm, dass er leider nur 35 DM bei sich habe, und da der Kleine auf 40 DM bestand, gab er dem größeren Jungen den Rat, einmal dort hinten hinzugehen, wobei in eine Richtung zeigte. Dort würden Jungen auch noch Eintrittskarten verkaufen, bei ihnen würden 2 Plätze nebeneinander 80-100 DM kosten. Beide verschwanden darauf in der Menge. Als ich auf die Uhr sah, zeigten die Zeiger auf zehn vor drei. XXX
    VI. Kapitel
    Endlich !!! Gegen drei Uhr wurde es hinter den Glastüren lebendig. Saalordner mit weißen Armbinden und Polizisten bauten sich in zwei Reihen auf. Darauf wurde eine Tür geöffnet, aber sie ging nach außen hin auf, und so musste man erst einen Haufen Fans wegschieben. Kaum war die schmale Eingangstür geöffnet worden, ging ein unglaubliches Gedränge und Geschiebe los. Von allen Seiten wurde auf mich eingedrückt; mit Schrecken dachte ich immer wieder an die Kamera!!! Ich kam mir wie unter einer walze vor und konnte kaum Luft holen. Zudem steigerte sich das Geschrei, man schimpfte darüber, dass nur eine Tür geöffnet worden war. Da man bereits auf meinen Füßen herumzutrampeln begann, hob ich. diese im wahrsten Sinne des Wortes einfach an und ließ mich auf diese Weise von der Masse bis kurz vor die Tür tragen. Wahrscheinlich wäre ich auch auf diese Art glatt durch den Eingang gelangt, wenn nicht plötzlich von der anderen Seite ein ebenfalls Starkes Gedränge eingesetzt hätte. Mir schien, als würden alle Menschen, die hier versammelt waren, auf mich eindrücken und mein Luftvorrat ging beträchtlich zur Neige. Mir wurde schon ganz flau in der Magengegend und ich begann zu stöhnen. Dadurch, dass jetzt aber auch noch von der anderen Seite auf mich eingedrückt wurde, wäre ich beinahe am Türpfosten zerdrückt worden, wenn ich nicht meine ganze Kraft dazu eingesetzt hätte, mich von diesem loszumachen und durch die schmale Tür zu schieben. Von meinem Fotoapparat glaubte ich nur noch ein paar Ersatzteile vorzufinden.
    Halb tot landete ich irgendwie in der Eingangshalle der Gruga zwischen vielen Polizisten -und Saalhütern, Immer wieder musste ich meine Karte vorzeigen, und da ich ziemlich einer der ersten war, die den Vorraum stürmten, konnte ich mich erst einmal ausruhen, bevor die Schlacht durch unendlich viele Kartenkontrollen fortgesetzt wurde. Nachdem ich eine Treppe hinaufgestiegen war und noch einmal meine Karte vorgezeigt hatte, gelangte ich in die eigentliche Grugahalle. Zuerst besah ich mir die Bühne genauer und dann bemerkte ich eine Eisenbarriere, die etwa 10 Meter davor aufgebaut worden war. Dahinter standen oder saßen etliche Saalhüter in zivilen Anzügen. Dann suchte ich meinen Platz auf, aber oh Schreck, ich ging immer weiter von der Bühne weg und fand meinen Platz sehr weit hinten in der Halle. Schnell füllte sich der Saal und bald waren fast 10 000 Plätze besetzt nur neben dem Projektionsraum blieb ein Rang frei weil man von hier die die Bühne nicht sehen konnte. Obwohl noch 50 Minuten bis zum Beginn der Vorstellung zu warten waren, wurde von überall geschrien und gepfiffen, besonders dann wenn aus dem Lautsprecher eine Meldung durchgegeben wurde.
    Jetzt fand ich endlich Zeit, meine Kamera zu “untersuchen und musste zur großen Überraschung feststellen, dass sie noch in Ordnung war. Dann mischte ich mich, unauffällig unter einige Reporter und besah mir die noch heile Grugahalle. Obwohl noch gar keine Band spielte, merkte man doch, dass langsam Stimmung unter dem Publikum aufkam. Genau wie ich, so wurden auch die Menschen um mich herum langsam unruhig, je näher es auf vier Uhr zuging. Von allen Zuschauern wurde die große Uhr angestarrt, die sich neben der Bühne befand, viel zu langsam “bewegten sich die Zeiger, aber endlich war es soweit, es war 4 Uhr. XXX
    Der Vorhang hinter der Bühne ging zur Seite und die Rivets ( Nieten ) kamen unter ohrenbetäubendem Lärm auf das Podium, zwei von ihnen trugen einen Läufer, den sie vor dem Mikrophon ausrollten. .Die Hamburger stimmten ihre Gitarren und begannen zu spielen. Sofort war mir klar, dass dies keine Mieten waren, die da spielten. BRAV Der Drummer Porgy, Joachim, Henner und Kuno heizten die Stimmung an. Sie trugen schwarze Hosen, mit breiten rot-schwarz gestreiften Gürteln und weiße Hemden, und rissen schon eine Schau dadurch ab, dass sie alle gleiche Schrittbewegungen machten und ihre Gitarren um ihre Köpfe herum schwangen, außer dem Schlagzeuger natürlich, der durch besonderes Können auffiel. Sie spielten viele bekannte Schlager, unter anderem auch " Help me RHONDA " Mach einer halben Stunde hatten sie das gesamte Publikum zum Toben gebracht.

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).

  • Teil 4:
    Der Vorhang hinter der BÜHNE ging zur Seite und die Rivets (Nieten) kamen unter ohrenbetäubendem Lärm auf das Podium, zwei von ihnen trugen einen Läufer, den sie vor dem Mikrophon ausrollten. .Die Hamburger stimmten ihre Gitarren und begannen zu spielen. Sofort war mir klar, dass dies keine Nieten waren, die da spielten. Der Drummer Porgy, Joachim, Henner und Kuno heizten die Stimmung an. Sie trugen schwarze Hosen, mit breiten rot-schwarz gestreiften Gürteln und weiße Hemden, und rissen schon eine Schau dadurch ab, dass sie alle gleiche Schritt - Bewegungen machten und ihre Gitarren um ihre Köpfe herumschwungen, außer dem Schlagzeuger natürlich, der durch besonderes Können auffiel. Sie spielten viele bekannte Schlager, unter anderem auch " Help me RHONDA " Mach einer halben Stunde hatten sie das gesamte Publikum mitgerissen, und als sie etwa zehn Hits gespielt hatten, rollten sie ihren Läufer wieder ein und verschwanden unter großem Beifall hinter dem Vorhang. Sofort nach den Rivets kam Didi.’ mit seinen A B C-Boys. Da der Bandleader einen spärlichen Haarwuchs hatte, wurde in den vorderen Reihen die Bemerkung laut: Pläte raus, Pläte raus. " Didi ' aber ließ sich nicht “beirren, und als die A B C-Boys zu spielen begannen, verstummten diese Zwischenbemerkungen und sie überzeugten die Jugendlichen , dass sie das A B C des Beats gelernt hatten. So hoben sie die Menge mit ihrer Musik von den Sitzen. Manchmal und zwischendurch konnte man einige Musiktakte aus dem etwa 25 Quadratmeter großen Lautsprecher, der sich unter der Decke befand, in den hinteren Reihen hören. So ging ich mit meinem .Fotoapparat nach vorn bis zur Barriere und schoss einige Bilder. danach musste ich mich aber sofort wieder hinsetzen, denn als ich dort einmal stehenblieb, kam gleich ein Saalordner angerannt, und schickte mich auf den Sitzplatz zurück. In den vorderen Reihen begannen die Zuschauer vor Begeisterung auf die Sitz* zu steigen, und da die dahinter sitzenden Leute nicht mehr viel sehen konnten, stiegen auch sie auf ihren Stuhl, so ging es immer weiter, bis bald alle Zuschauer des Mittelparketts auf ihren Stühlen standen. Um kurz nach fünf Uhr kam die Stimmung auf ihren kaum noch zu steigernden Höhepunkt, als Jimmy and the Rackets die Bühne betraten. Sie kamen aus Liverpool, also Landsleute der Rolling Stones. ihr " Skinny Minnie " hob auch den letzten Beatfreund von dem Sitz, ein Begeisterungstaumel erfüllte den Saal, und an der Stelle, wo die drei Paukenschläge kommen, trampelten oder klatschten alle mit, und dies ergab einen solchen Lärm, dass man ernsthaft glauben musste, die Decke würde jeden Augenblick einstürzen. Der Fußboden unter mir begann zu schwanken, und meine Hände waren vom Mitklatschen schon rot angelaufen. In den vorderen Keinen trampelte man im Takt auf die Plastikstühle, denen dies allerdings schlecht bekam, und so gingen viele Stühle au Bruch. während der Vorstellung holte man eine Eisenstange an dem die Stühle befestigt waren aus dem Saal, diese war von den Zuschauern total verbogen worden, obwohl diese etwa acht Zentimeter stark war. In einigen Reihen gerieten die Zuschauer in Extase und unter den Fans kam ein ziemliches Durcheinander auf und so begannen die ersten Jugendlichen bis zu den Absperrungen vor der Bühne zu gehen. Hier versammelten sich bald immer mehr Menschen, bis in den hinteren Hängen kaum noch Zuschauer waren.
    Auch, ich hatte inzwischen aufgehört, im Takt in meine Bände zu klatschen, weil diese schon eine rötlich-blaue Färbung angenommen hatten, und so schlug ich weiter auf meine Knie, bis auch diese zu schmerzen begannen. Meine Stimme war schon auch nicht mehr die Beste, denn auch mich hatte es inzwischen gepackt, und aus vollem Halse hatte ich mitgesungen und mitgeschrien. Als ich nun die Massen nach vorn strömen sah, schob ich mich mit anderen Jungen und Mädchen nach der Barriere, die vor der Bühne aufgebaut war. Hier stand aber bereits eine solche Menschenmenge, dass ich nicht mehr genug sehen konnte, kam ich auf eine bessere Idee und stieg eine Tribüne hinauf und so hatte ich einen besseren Überblick über die Menschen und Bühne. Von hier konnte ich auch den Vorhang sehen, hinter dem mehrere dicke Schläuche ins Freie führten. Dort standen also die Wasserwerfer, nach denen ich mich schon vergeblich umgesehen hatte. um mich herum standen noch einige hundert Jugendliche, die nicht mehr nahe genug an die Bühne herangekommen waren. Obwohl die Rackets noch auf der Bühne heißen i3eat von sich gaben, begannen wir bald alle aus
    voller Kraft zu schreien: ” Rolling Stones, Rolling Stones " Saalordner rasten händeringend herum ohne aber etwas ausrichten zu können. irgendwo waren einige Mädchen in Ohnmacht gefallen und Kot-Kreuz Helfer rannten durch die Halle. XXX
    VII. Kapitel
    Die Rollenden Steine rollen!! Als dann Jimmy mit seinen Rackets unter großem Beifall die Bühne verlassen hatte, betrat ein Herr mittleren Alters die Beatkulisse, ergriff das Mikrophon und sprach zu uns, als es im Saal etwas ruhiger geworden war: ” Der Veranstalter bittet sie, ihre Plätze wieder einzunehmen, da sonst die Vorstellung nicht fortgesetzt werden kann.” Wie ein Wunder löste sich das Gedränge vor der Bühne wieder auf, alle gingen auf ihre Sitzplätze zurück, falls diese noch vorhanden waren, und warteten auf das Kommende. Einfachheitshalber setzte ich mich mit vielen anderen auf die Treppe der Tribüne. Dann war es endlich soweit; der Sprecher rief in die Masse hinein, die inzwischen wieder an zu toben gefangen hatte: • BRAVO PRÄSENTIERT NUN DIE ROLLING STONES” Wie von einer Tarantel gestochen jagte das ganze Publikum im Saal im Dauerlauf nach vorn, wir sprangen auf und schrien immer wieder: ” Rolling Stones, Rolling Stones " Wie nie zuvor begann man zu toben und zu grölen, der Ansager gab ein Zeichen und endlich bewegte sich der Vorhang zur Seite und sie kamen auf die Bühne gelaufen. .Als ich sie sah, wurde ich beinahe Wahnsinnig und obwohl wir schon alle heiser waren, schrieen wir immer weiter und lauter.
    Sie lachten uns zu, dann stöpselten Brian, Keith und Bill die Kabel ihrer Instrumente in die Verstärker, Charlie setzte sich hinter sein Schlagzeug und Mick ergriff das Mikrophon. Die ersten Laute der Stones gingen vollkommen im Gekreische der Massen unter, dann durchdrang aber ihr " Everybody needs somebody to love Lärm und drang auch bis zu uns. den begann alles zu kochen, in einem -Begeisterungstaumel schrien und sangen alle mit, Mädchen fielen in Ohnmacht oder hielten sich die Ohren zu, während sie hysterisch aus vollem Halse schrien. Als Mick Jagger in diesem Hit an der Stelle sang: " I need you, you, you...” zeigte er nicht wie in Münster auf eine einzelne Person, sondern
    einfach in den Kaum hinein, um Ohnmachtsanfälle zu vermeiden. Mir kam es in dem Saal plötzlich unerträglich. heiß vor, darum knöpfte ich mein Oberhemd auf und brüllte mit den Anderen in einem fort: „Mick“, „Mick “, oder „Brian“, „Brian “. Die Hitze steigerte sich in mir so, als ob ich in der Hölle wäre, was ja auch beinahe stimmte. Als ich dann noch mit dem Kopf herumschüttelte, wurde es mir ganz schwarz vor den Augen. Hoch nie in meinem Leben habe ich so geschrien, aus Begeisterung über die Stones, wie an diesem Tage, aber unter dem Publikum fiel ich weiter gar nicht auf, weil sich alle anderen um mich herum in Hysterie befanden. Nachdem die Rolling Stones fünf ihrer besten Hits der Langspielplatte No.2 gespielt hatten, wie: ” Pain in my heart “, oder " Under the boardwalk" begannen sie mit „Last Time “. Nun war alles aus, und um die Grugahalle geschehen: Die Extase, in der sich alle befanden, steigerte sich auf den Höhepunkt, falls man es nicht schon vorher getan hatte, begann man mit den Köpfen zu schütteln, m den .Hängen wurde getanzt, und da man ja den Text kannte, grölten alle mit. Die Zuschauer, die sich vorn an der Karriere befanden, wurden von der Polizei mit Gummiknüppeln auseinandergeschlagen. KIS einige Jugendliche versuchten, das Hindernis zu übersteigen, griff die Polizei, die sich schon vor dem Auftritt der Stones dahinter versammelt hatte, viel zu früh und zu hart ein. Aus Wut begann man deshalb mit Stühlen herumzuwerfen und unerkennbare Gegenstände flogen durch den Saal. Kurz darauf erklang der neueste Stones-Hit "Satisfaction” Auch diesmal schrie der ganze Mob wieder mit; man wurde geradezu von der allgemeinen Hysterie gepackt und mitgerissen und immer und immer wieder schrien wir mit Mick Jagger um die Wette, der fast vergeblich versuchte, mit seinem Gesang das Geschrei zu übertönen. Meine schon ganz nassgeschwitzten Haare hingen mir wild im Gesicht und ich wurde verflixt schwach auf den Füßen. Mick Jagger vollführte inzwischen mit seinem Mikrophon wahre artistische Leistungen, entweder sang er, während er das Mikrophon mit dem Stativ nach oben hielt, oder er schob es quer über die Bühne. Dann zog Mick seine hellblaue Jacke aus, dieses geschah genau so gekonnt, wie eine Striptease-Tänzerin; mit zuckenden Bewegungen aus der Schulter streifte er sie vom Körper und schwang sie hin und her, als ob Mick sie ins Publikum werfen wollte. ET überlegte es sich jedoch anders und hing sie über die Schulter. Hätte Mick Jagger die Jacke unter die Menge geworfen, so wäre sie sicher in ihre einzelnen Fäden zerrissen worden, und ich glaube es hätte bestimmt zu Mord und Totschlag geführt.

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).

  • Teil 5:
    Als "Satisfaction " verklungen war, jedenfalls hörte man es nicht mehr, packten die Rolling Stones ihre Instrumente zusammen, nickten uns ein letztes Mal zu, und verschwanden hinter dem Vorhang. Obwohl die tobende Masse immer wieder: ” Zugabe» Zugabe " brüllte, ließ sich kein Stein mehr sehen, die Stones wurden sofort nach der Vorstellung mit Polizeiwagen von. der Gruga weggebracht. weil keine Zugabe mehr erfolgte, kam der Pöbel in Wut und stürzte sich auf die Einrichtung. Die Stuhlreihen die durch dicke Eisenstangen verbunden waren, wurden total verbogen und die Stühle reihenweise umgekippt. Der Ansager, der auch die Stones angemeldet hatte, sagte, dass die Vorstellung beendet sei, deshalb versuchte ich durch die Massen hindurch den Ausgang zu erreichen, von der Polizei wurden wir aus einem Seitenausgang hinausgeleitet. Draußen - ich glaubte meinen Augen kaum zu trauen, standen etwa 7000 Menschen, die sich ebenfalls in einem unheimlichen Getöse befanden, weil sich kurz vorher die Stones am Fenster hatten sehen lassen, bevor sie ihr Konzert in der Halle gaben. Weil auch hier die Polizei leider zu roh und oft unberechtigt auf die Jugendlichen, die vom Polizeiaufgebot förmlich umzingelt waren, mit Gummiknüppeln einschlug, befanden sich bald darauf ca. 15000 Menschen in einer wahren Straßenschlacht. Tomaten, tote Ratten und ausgerissene Blumen und Sträucher aus der Bundesgartenschau prasselten von der erbosten Masse auf die „Ordnungshüter” nieder. Diese Übergriffe hätten jedoch vermieden werden können, wenn die Polizei sich etwas zurückhaltender benommen hätte, dann wäre bestimmt diese unschöne Szene vermieden worden. Alle Rolling Stones-Fans aus der Umgebung von Dortmund bis Köln waren zur Beatveranstaltung nach Essen gekommen. Ich glaube jedoch, was die Stimmung anbelangt, dass in der Grugahalle mehr los war, als in Münster, soweit man dies im Fernsehen erkennen konnte. Als ich nach einiger Zeit endlich eine Straßenbahn erwischt hatte, die in Richtung Hauptbahnhof fuhr, hatte sich das Gedränge vor der Gruga -noch nicht aufgelöst. Am Bahnhof angekommen wollte ich mir erst einmal eine Zeitung kaufen, jedoch als ich vor dem Laden stand, brachte ich kein Wort heraus, mein Mund ging auf und zu, aber kein Laut kam über meine Lippen; ich war heiser bis aufs Letzte. Die Heiserkeit und die Aufnahmen, die ich in der Halle gemacht hatte, war noch das, was mich an die Veranstaltung erinnerte. XXX Noch oft denke ich heute an die Vorstellung der Stones zurück, aber jetzt kommt mir alles so unwirklich und fremd vor, aber nach ihrer Vorstellung bin ich noch ein verrückterer Anhänger geworden, als zuvor. wenn die Rolling Stones wieder einmal in Deutschland auf Tournee gehen, werde ich sie auf alle Fälle bei ihrem Konzert besuchen, und dies Buch wird wahrscheinlich eine Fortsetzung finden...


    Meine Fotos von diesem Konzert hatte "Street Fighting Man" am 01.03.2010 um 20:16 und 20:25 Uhr weiter oben eingestellt.

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).

  • Einfach nur klasse dieser Bericht, Gruga :thumbsup:
    Man spürt wie sehr Du emotional dabei warst, ähnlich emotional ging es mir beim Weissensee Gig 1990 auch, nur das das "erst" 25 Jahre her ist und nicht 50 Jahre, diese Zahl......... ein Wahnsinn :!: :!: :!:
    Ich habe ja auch schon bei einem der Stonesstammtische in Oberhausen deine Fotos von diesem und weiteren Konzerten gesehen, aber dieser Bericht ist nochmal ein zusätzliches Schmankerl. :lechz


    Wie ich heute erfahren hab, kenne/kannte ich somit wohl 9 Personen (mehr oder weniger gut) die bei diesem Gig damals dabei waren (wobei ich nicht genau weiß obb alle in der Kindervorstellung waren oder manche auch abends):
    - Gruga65
    - Street Fighting Man plus seine Freunde Pinball-Werner und Jürgen (letzterer wohnt mittlerweile hier in MV und hat mit mir schon paar Speicher-Gigs zusammen erlebt)
    - Neandi und sein Bruder Heinz
    - Wupperstone
    - Charlie
    und Stonezeit


    Viele weitere Konzerte mit den Stones wünsche ich dir und ich denke das ein oder andere erleben wir evtl. sogar wieder zusammen, wie z.B. beim Waldbühnen-Gig in Berlin als wir uns ja auch getroffen haben.
    Danke für diese tolle Review :tumbup

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  • Wie ich heute erfahren hab, kenne/kannte ich somit wohl 9 Personen (mehr oder weniger gut)


    mbour sagte mir gestern beim Minitreffen, dass sie 65 nachmittags auch bei den Stones in Essen dabei war. Street Fighting man, der leider nicht mehr hier im Forum postet, war auch nachmittags in Essen dabei.

    Musik is an incredible Power (Keith 2015).